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Hab ich selbst gemacht

Hab ich selbst gemacht

Titel: Hab ich selbst gemacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Klingner
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Nudeln liegen zwar erst seit zwei Minuten im Wasser, aber sie sind schon sehr weich. Al Zahnfleisch anstatt al dente.
    »Schreib doch bitte mal groß auf den Karton der Nudelmaschine, dass wir Spaghetti niemals dünner als durch Stufe 4 drehen!«, sage ich zum Mann, der daraufhin mit einem dicken Edding »Spaghetti: 4« auf die Packung schreibt.
    Wir füllen unsere Teller mit Spaghetti, rühren das Bärlauchpesto unter und hobeln Parmesan darüber – und essen schweigend unsere sehr weichen Nudeln. Mit einer Mischung aus Stolz und Enttäuschung. Geschmacklich sind sie wirklich etwas anderes als gekaufte Nudeln, viel frischer, intensiver schmecken sie. Aber sie sind eben auch sehr weich.
    Der Mann hebt sein Holunderschorlenglas und sagt: »Ich bin sehr stolz auf uns.«
    »Ich auch«, antworte ich und stoße mit ihm an.
    Draußen regnet es.

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Tag 173
Kleiner Salat ganz groß
    Am Dienstagabend komme ich nach der Arbeit nach Hause und knöpfe mir die beiden Schalen mit Rucola vor, die bis jetzt am Balkon standen: Zwei dichte Büschel mit 30 Zentimeter Durchmesser sind da in den letzten Wochen herangewachsen. Der Rucola wurde in dieser Zeit zu einer meiner Lieblingspflanzen, weil er einfach brav immer größer und buschiger wurde. Und jetzt mag ich ihn noch lieber, denn er wird das Allererste sein, was wir aus meinem Garten ernten und essen.
    Heute gibt es Rucolasalat mit gehobeltem Parmesan und angerösteten Pinienkernen. Dazu ein einfaches Essig-Öl-Dressing und frisches Weißbrot, mehr braucht so ein Rucola nicht, um zu glänzen.
    Als ich die erste Gabel mit Salat in den Mund stecke, schmecke ich ganz genau hin: Ist das gut? Besser als gekaufter Rucola? Und nach ein paar Gabeln entscheide ich: Das schmeckt sogar sehr gut. Der Rucola ist schön würzig, schmeckt sehr kräftig, und vor allem ist er extrem frisch, hat nicht erst mal zwei, drei Tage in irgendwelchen Packungen verbracht. Und er ist angenehm zart, weil ich ihn geerntet habe, bevor er sich zu langen Strunken ausgewachsen hat.
    »Können wir öfter machen«, sagt der Mann.
    »Das war alles, was wir an Rucola haben«, sage ich. Der Mann schaut enttäuscht.
    Dass Rucola so schnell aufgegessen ist, ist der einzige Nachteil. Ansonsten finde ich, das hat sich absolut gelohnt: Einmal aussäen, täglich gießen und ein paar Wochen warten, um ein leckeres Abendessen zu haben. Das ist eine Bilanz, mit der ich absolut zufrieden bin.

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Tag 185
Ein Samstag mit Hose und Holler
    Seit sieben Wochen schiele ich immer mal wieder mit schlechtem Gewissen in die Ecke mit meiner Nähmaschine – auf der die Einzelteile für meine Stoffhose liegen. Ich muss endlich weiternähen.
    Also stelle ich mir nach dem Frühstück die Nähmaschine auf den Küchentisch und lege die Hosenteile daneben. Laut Anleitung muss ich als Erstes die Hosentaschen einnähen. Ich lege jeweils ein Teil einer Tasche an die Außennaht eines Hosenteils – dort, wo die Markierung für die Tasche angezeichnet ist – und steppe sie mit der Maschine entlang der Kreidelinie fest.
    Dann lege ich die Hosenbeine aufeinander, um die Seitennähte zusammenzunähen, mit Ausnahme an der Stelle, wo die Hosentaschenteile angenäht sind. Nur leider: zeigen dann die Hosentaschen in die falsche Richtung. Ich habe sie falsch herum angenäht. Dabei habe ich sie vorher extra ein paarmal hin und her gedreht und mir immer wieder versucht vorzustellen, wo die Taschen dann wie herausschauen, wenn ich die Hosenbeine zusammennähe und auf rechts kremple. So ein Mist.
    Ich trenne erst einmal die Hosentaschenteile wieder heraus, lege die Hosen- und Taschenteile vor mich und dann aufeinander. Ich drehe und stürze sie, verknote mir dabei ein bisschen die Finger, lege die Taschenteile anstatt innen zwischen die Beinteile außen an, aber auch das will nicht klappen. Irgendwie verliere ich langsam den Faden: Wie müssen diese verdammten Teile denn nun liegen, damit sie später als Hosentaschen zusammengenäht im Hosenbein verschwinden?

    Ich mache es jetzt einfach rückwärts: Ich lege die Teile so hin, wie sie zum Schluss sein sollen, knicke die Nähte nach innen um – und siehe da, es überrascht mich wirklich: So, wie ich alles ganz zuerst zusammengenäht hatte, war es doch richtig! Ich hatte übersehen, dass zum Schluss auch die Taschen noch mal nach innen gestülpt werden und damit alle Nähte komplett zwischen Hosen- und Hosentaschenstoff verschwinden. Zu kompliziert? Ja, genau.
    Ich nähe also die Taschen endlich

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