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Hab ich selbst gemacht

Hab ich selbst gemacht

Titel: Hab ich selbst gemacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Klingner
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richtig ein und die Hosenbeine außen zusammen. Mit des Rätsels Lösung habe ich jetzt einen halben Tag verbracht, es ist schon Mittag. Dabei wollte ich doch heute endlich die Hose fertig nähen.
    Der Mann und ich machen erst einmal Mittag. Wie gern würde ich jetzt in meinen Garten rausgehen, ein paar Zucchini ernten und sie zusammen mit Nudeln braten oder einen Salat daraus zubereiten. Nur leider: Es gibt im Moment nichts zu ernten. Alle kleinen Zucchinifruchtsansätze sind in der sengenden, schwülen Julihitze der letzten Tage zugrunde gegangen. Und nicht nur das: Die Blätter meiner Zucchinipflanzen haben Mehltau bekommen. Trotz Temperaturen über 30 Grad Celsius hat es draußen rund um die Uhr eine Luftfeuchtigkeit um die 80 Prozent. Das Wetter ist momentan eine sprunghafte Angelegenheit. Einen Tag brennt die Sonne vom Himmel, dann regnet es wieder tagelang. Alle drei Zucchinipflanzen, die grüne, die gelbe und die weiße, sehen deshalb schon katastrophal schlecht aus.
    Jeden Abend gehe ich in den Garten, bewaffnet mit einer kleinen Sprühflasche, die mit einem Teil Milch und neun Teilen Wasser gefüllt ist, und sprühe die vom Mehltau befallenen Blätter ein. Diesen Rat habe ich in einem Gärtnerforum gefunden, und die Methode klingt logisch: Mehltau ist ein Pilz, den die Milchbakterien vernichten. Wobei es vermutlich helfen würde, die Pflanzen irgendwohin zu bringen, wo die Luftfeuchtigkeit etwas geringer ist. Ich fürchte, bei denderzeitigen klimatischen Bedingungen sind auch die Milchbakterien hilflos, zumindest sehe ich keine Veränderung, seitdem ich vor einer Woche angefangen habe zu sprühen.
    Es gibt also keine Zucchini. Immerhin vier kleine Datteltomaten aus eigener Ernte essen wir zu unseren Stullen, und ich versuche mir auch über diesen minikleinen Ernteerfolg etwas Stolz abzuringen.
    Nach dem Essen setze ich mich wieder an meine Hose. Als Nächstes ist der Reißverschluss dran – leider eine Aufgabe, die ich noch schlimmer finde, als Hosentaschen einnähen. Deswegen fange ich jetzt besonders sorgfältig an: Ich bügle erst einmal die Stoffkanten am Hosenstall ordentlich um. Die linke so, dass der Stoff den Reißverschluss genau bis zu den Zähnen verdecken wird. Die rechte Seite so, dass der Stoff den Reißverschluss insgesamt verdeckt. Ich lege den Reißverschluss so hinein, wie er hineingehört: ein schöner Hosenstall wird das, wenn es mir jetzt gelingt, alles gerade und faltenfrei einzunähen.
    Mit dem Fingernagel streiche ich den Stoff an der Stelle, an der beide Reißverschlusshälften aufeinandertreffen, noch einmal glatt – und sehe, dass mein Nagel wieder einmal einen dicken Dreckrand hat. Ich laufe, seitdem ich einen Garten habe, ständig mit schwarzen Fingernägeln herum, was mir aber meistens erst auffällt, wenn mir Kollegen ein paar Sekunden zu lang auf die Hände starren und ich ihrem Blick hinterherschaue. Es ist nicht so, dass ich meine Hände nach der Gartenarbeit nicht waschen würde. Ich schrubbe sie sogar mit Handbürste und viel Seife. Aber trotzdem bleiben immer Trauerränder. Klar, ich müsste dann noch mal mit so einem Nagelreinigungsding nachhelfen, aber meistens bin ich einfach schon sehr zufrieden damit, dass die Finger nach dem Waschen nicht mehr dunkelbraun sind, sondern wieder schön rosa. Ich habe schon überlegt, ob vielleicht lackierte Fingernägel eine Lösung sein könnten. Den Schmutz einfach übermalen. Nur wüsste ich dann überhaupt nicht mehr, wie viel Dreck sich unter ihnen befindet – und das ekelt mich dann doch. Also halte ich meine Fingernägel weiter so kurz, wie es eben geht bei wöchentlichem Nachschnitt, und schaue, dass ich sie einigermaßen sauber bürste. Letzten Endes sage ich mir: So sehen Arbeiterinnenhände eben aus. Basta.
    Und diese Hände geben sich jetzt besonders viel Mühe, die linke hält den Stoff gut fest, die rechte schiebt ein bisschen nach und dreht das Schwungrad vorsichtig eine Runde weiter, um die letzten Millimeter nicht mit Vollgas, sondern mit Gefühl festzunähen. Dann drehe ich den Stoff um und nähe auf der anderen Seite des Reißverschlusses wieder hinauf. Erneut mit so viel Gefühl und Genauigkeit wie möglich. Ich verriegle die Naht, schneide den Faden ab und schaue mir das Ergebnis an: Der Reißverschluss lässt sich öffnen und schließen, das ist schon mal sehr gut; der Stoff weist keine größeren Falten auf, ebenfalls sehr gut; und abgesehen davon, dass er ein klitzekleines bisschen schief sitzt und die Naht

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