Hab und Gier (German Edition)
heißmachen«, sagte Cord fast verzagt.
»Wenn es sich um unbekannte Leute handelt, die im Krankenhaus liegen, dann braucht sie es meinethalben nicht zu erfahren«, sagte ich.
Er verkroch sich in mein Auto. »Junge, komm bald wieder«, brummte ich, und mir fiel mit Schrecken ein, dass ich Bernadettes Lieblingslied auf den Lippen hatte.
Einkaufen mochte ich nicht, ohne Auto. Für Wolframs und Bernadettes Papierkram fehlte mir die nötige Konzentration, blieb nur der Garten und die vage Hoffnung auf ein rein zufälliges Gespräch mit Frau Altmann. Vielleicht wurde ja schon irgendetwas gemunkelt. Aber ich hatte ausnahmsweise kein Glück, sie rief mir zwar einen Gruß zu und lobte Cords Arbeit, hielt sich aber ansonsten von der schütteren Hecke fern. Offenbar ahnte sie noch nichts. Als sie gerade ins Haus zurückgehen wollte, fragte ich scheinheilig, ob man Löwenzahn als Unkraut betrachten sollte. Sie blieb nicht stehen, sondern brüllte nur von weitem: »Und o-ob!«, und war verschwunden.
Zur Siestazeit legte ich mich zwar aufs Sofa, schaute aber dauernd auf die Uhr. Irgendwann hörte ich direkt vor der Haustür ein aufgeregtes Bellen. Cord schloss auf, hinter ihm schoss der Golden Retriever hinein und flitzte zielstrebig in die Küche.
»Bellablock braucht Wasser«, meinte Cord nur.
Ich bekam sekundenlang kein Wort heraus, dann schrie ich ihn an: »Nun sag schon – was ist passiert?«
Er berichtete mit leiser Stimme und gesenkten Hauptes, dass weder die beiden Motorräder noch der Porsche in der Scheune gestanden hätten, und auch von den Bewohnern sei weit und breit nichts zu sehen oder zu hören gewesen.
»Und woher hast du den Kläffer? Das fehlt mir gerade noch, ein Hund im Haus! Den bringst du sofort zurück!«
Cord sah mich mit seinem berühmten Dackelblick an, Bellablock tat es ihm nach. Ich ließ mich aber nicht erweichen.
»Und was soll ich Frau Altmann sagen, wenn sie den Köter wiedererkennt?«
Cord zuckte ratlos mit den Schultern. Aber dann kam ihm die Erleuchtung. »Wir sagen, der Hund sei uns zugelaufen…«
Das würde uns Frau Altmann niemals abnehmen. Doch momentan hatte ich ganz andere Sorgen. Cord ließ sich die Würmer einzeln aus der Nase ziehen.
Immer wenn er in Wald-Michelbach als unser Agent tätig war, hatte er das Auto auf einem Wanderparkplatz am Ortsrand stehen lassen und sich dem bewussten Anwesen auf Schleichwegen genähert. Durch ein Fensterchen konnte er unbemerkt in die Scheune hineinspähen. Das Haus schien leer und verlassen zu sein, auch vom Hund keine Spur. Schließlich hatte er aus weiter Ferne das vertraute Jaulen gehört. Er lief in jene Richtung und fand sich vor dem Nachbarhof wieder, wo der Porsche seltsamerweise direkt vor der Einfahrt stand.
Den Hund konnte er zwar nicht ausmachen, hörte ihn jetzt aber aus unmittelbarer Nähe leise winseln. Noch während Cord an dem gelben Wagen vergeblich nach Spuren suchte, fuhr ein Traktor vor. Der Landwirt stieg ab und erzählte ungefragt und stolz, dieses tolle Auto habe er sich gestern mal ausleihen dürfen. Man kam ins Gespräch, und Cord erfuhr, dass ein Polizist da gewesen sei. Er habe die traurige Nachricht überbracht, dass die Nachbarn lebensgefährlich verletzt im Krankenhaus lägen. Daraufhin hatte der Bauer sofort an den Hund gedacht und ihn erst einmal zu sich geholt. Demnächst wollte er ihn aber ins Tierasyl bringen, da seine Frau nur Katzen duldete.
»Die arme Bella, die doch sonst frei herumlaufen durfte, lag an einer Kette und litt. Sie hat mich freudig begrüßt! Da habe ich es nicht übers Herz gebracht, sie ihrem Schicksal zu überlassen. Ich habe behauptet, ich würde den Hundetransport gern übernehmen. Als ich die Bella losmachte, sprang sie sofort freiwillig in meinen Wagen…«
»Es ist immer noch mein Auto«, unterbrach ich ihn scharf.
»War nicht so gemeint«, sagte Cord. »Und ein paar Dosen Futter habe ich auch gleich mitgebracht. – Ich geh dann mal duschen!«
Am liebsten hätte ich vor Überforderung laut losgeheult, doch gleichzeitig keimte eine leise Hoffnung in mir auf: Immerhin konnte mir jetzt so schnell niemand mehr nach der Erbschaft trachten.
19
Fremde Kinder
Ein paar schöne Sommertage lang genoss ich den Garten in vollen Zügen. Cord ruhte nicht, bis er die halbtote Eibe und fast alle düsteren Nadelbäume gefällt sowie die Wiese gemäht hatte. Nur eine hohe, weitgehend gesunde Tanne ließ er stehen, damit das Eichhörnchen nicht heimatlos würde. Schließlich lieh er
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