Habe ich dich schon mal geküsst?
zu lernen“, murmelte sie.
„Sind Sie hier, weil Sie sich mit Rafe treffen wollen?“, fragte Devon.
Sie nickte.
„Wir bringen Sie gern nach oben.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ist schon okay. Ich finde den Weg allein. Ich meine, ich möchte Ihnen keine Mühe bereiten.“
„Kein Problem“, erwiderte Devon geschmeidig. „Aber wie Sie möchten. Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag.“
„Danke. Es war nett, Sie kennen zu lernen.“
Die beiden Männer verabschiedeten sich und gingen zur Straße, um in einen BMW zu steigen.
Bryony holte noch einmal tief Luft und marschierte auf die Drehtür zu. In der Mitte der Lobby stand ein großer Brunnen, und sie blieb einen Moment lang stehen, um sich vom Plätschern des Wassers beruhigen zu lassen. Sie vermisste das Meer. Es kam nicht häufig vor, dass sie die Insel verließ, und hier in dieser hektischen Großstadt sehnte sie sich nach der Ruhe und dem Frieden der kleinen Insel, auf der sie aufgewachsen war.
Das schlechte Gewissen versetzte ihr einmal mehr einen Stich. Ihretwegen befand sich das Grundstück ihrer Familie jetzt in den Händen eines Mannes, der entschlossen war, darauf ein Resort samt Golfplatz und wer weiß was zu bauen. Nicht, dass das schlechte Dinge waren. Bryony hatte weder etwas gegen den Fortschritt noch gegen freie Marktwirtschaft und Kapitalismus. Jeder Mensch verdiente gern Geld.
Aber Moon Island war etwas Besonderes. Bisher war es vom Bauboom, der so manch andere Insel verunstaltet hatte, verschont geblieben. Die Familien, die dort lebten, taten dies schon seit Generationen. Jeder kannte jeden. Es gab eine unausgesprochene Vereinbarung unter den Einwohnern, dass sie die Insel so belassen wollten, wie sie war. Ein Hafen für Menschen, die nicht länger auf der Überholspur leben wollten. Auf Moon Island lief alles ein wenig langsamer.
Und jetzt würde sich all das ihretwegen ändern. Bulldozer und Bautrupps würden einfallen, und anschließend würde langsam auch die Außenwelt immer mehr von der Insel Besitz ergreifen und den Lebensstil dort verändern.
Bryony biss sich auf die Unterlippe und ging in Richtung Fahrstuhl. Es war schmerzlich, erkennen zu müssen, dass sie unglaublich naiv gewesen war. Inzwischen, mit ein wenig Abstand zu der Beziehung, auf die sie sich so Hals über Kopf eingelassen hatte, erkannte sie, wie dumm sie gewesen war. Aber vor ein paar Monaten … da hatte sie überhaupt nicht mehr vernünftig denken können. Gegen Rafaels Verführungskünste, seine Anziehungskraft und gegen die Vorstellung, dass es ihn genauso heftig erwischt hatte wie sie, war sie machtlos gewesen.
Wütend drückte sie den Knopf für den einunddreißigsten Stock und trat weiter zurück, als noch mehr Menschen in den Lift kamen. Es war ja nicht so, dass sie nicht darüber nachgedacht hatte, eine Klausel in den Vertrag einfügen zu lassen, aber sie hatte das Gefühl gehabt, dass Rafael dann denken könnte, sie würde ihm nicht vertrauen. Es wäre klug gewesen, aber auch heikel und hätte Fragen aufgeworfen, über die sie zu dem Zeitpunkt nicht weiter hatte nachdenken wollen.
Rafael hatte ihr glaubhaft versichert, dass er das Land zum persönlichen Gebrauch kaufen wollte. Unter dem Vertrag stand auch nicht der Name einer Firma, sondern seiner. Und sie hatte ihm geglaubt, als er ihr versichert hatte, dass er zurückkehren würde. Dass er sie liebte. Dass er mit ihr zusammen sein wollte.
Ihre eigene Dummheit beschämte sie so sehr, dass sie es kaum ertragen konnte, darüber nachzudenken. Und jetzt, nachdem sie endlich nach New York gekommen war, um Rafael mit seinen Lügen zu konfrontieren, erzählte er ihr eine unglaubliche Geschichte von einem Unfall und einem Gedächtnisverlust. Das war verdammt praktisch für ihn.
Trotzdem wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass er die Wahrheit sagte. Denn wenn es so war, dann war der Rest vielleicht auch nicht so schlimm, wie sie befürchtet hatte. Was sie vermutlich zu einer noch größeren Idiotin machte, als sie ohnehin schon war.
Als Bryony aus dem Fahrstuhl trat, wurde sie von der Rezeptionistin in Empfang genommen und direkt zu Rafael ins Büro geführt.
Rafael stand auf und kam auf sie zu. „Hallo, Bryony.“
Sie starrte ihn an und konnte sogar seinen Duft wahrnehmen, so nah stand er vor ihr. Es war so schwierig, weil sie überhaupt nicht wusste, wie sie sich jetzt in seiner Gegenwart verhalten sollte. Die Rolle der beleidigten verlassenen Geliebten konnte sie nicht
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