Habe ich dich schon mal geküsst?
Im nächsten Moment hatten sie sich schon in den Verkehr eingefädelt.
Der Riese neben ihr nahm fast die gesamte Rückbank ein. Er beugte sich vor und zauberte aus der Konsole etwas Eis hervor, wickelte es in ein Tuch ein und hielt es ihr an das verletzte Auge.
„Haben Sie noch andere Verletzungen?“, fragte er.
„Ich glaube nicht. Ich bin nur ein bisschen erschüttert.“
Mit grimmiger Miene zog er das Eis weg und musterte aufmerksam ihr Auge.
„Da bekommen Sie mit Sicherheit ein schönes Veilchen. Aber ich glaube, es ist gut, wenn ein Arzt Sie kurz durchcheckt, damit Sie sicher sind, dass dem Baby nichts passiert ist.“
Sie nickte und zog eine Grimasse, als er ihr das Eis wieder aufs Auge drückte.
„Danke“, murmelte sie. „Für Ihre Hilfe. Ihr Timing war perfekt.“
Wütend schüttelte er den Kopf. „Nein, war es nicht. Wenn ich einen Moment eher da gewesen wäre, hätte er Ihnen nicht wehtun können.“
„Trotzdem danke. Er hatte ein Messer.“
Sie versuchte, gegen die Panik anzukämpfen und tief durchzuatmen. Noch immer sah sie das Aufblitzen des Messers vor sich, und die Erinnerung daran ließ sie am ganzen Körper zittern.
„Ich weiß nicht einmal, wie Sie heißen“, sagte sie schwach.
Er sah sie besorgt an, so als würde er denken, dass sein Name das Letzte wäre, was sie jetzt beschäftigen sollte.
„Ramon. Ich bin der Sicherheitschef von Mr de Luca.“
„Ich bin Bryony“, sagte sie, ehe ihr bewusst wurde, dass er ihren Namen ja bereits kannte.
„Wir sind fast da, Bryony.“
Tatsächlich, schon Sekunden später hielt der Wagen, und die Türen wurden sofort geöffnet. Ramon nahm das Eis von ihrem Auge und stieg eilig aus, um ihr aus dem Wagen zu helfen. Ein Sanitäter mit einem Rollstuhl wartete bereits auf sie.
Erstaunt über die Schnelligkeit, mit der man sie in einen Untersuchungsraum verfrachtet hatte, starrte Bryony mit offenem Mund auf die beiden Schwestern, die ihr halfen, sich in ein Krankenbett zu legen, und sofort damit begannen, sie zu untersuchen.
Ramon blieb neben dem Bett stehen und beäugte die Vorgänge genau. Als würde er Bryonys Verwunderung spüren, beugte er sich vor und murmelte: „Mr de Luca spendet häufig für dieses Krankenhaus. Er hat angerufen und Sie angekündigt.“
Oh, dann ergab das alles schon mehr Sinn.
„Der Gynäkologe kommt gleich zu Ihnen“, versicherte ihr eine der Schwestern. „Er wird sich vergewissern, dass mit Ihrem Baby alles in Ordnung ist.“
Bryony nickte und bedankte sich.
Die Krankenschwester stellte ihr noch eine Reihe von Fragen, während Bryony das alles ein wenig peinlich war. Soweit sie es beurteilen konnte, hatte sie nichts weiter als ein blaues Auge und ein paar blaue Flecken am Po. Aber sie war trotzdem froh, dass man sich davon überzeugen wollte, dass es dem Baby gut ging.
Sie hatte sich gerade zurückgelehnt und die Augen geschlossen, als die Tür aufflog und Rafael ins Zimmer stürmte.
Er eilte zum Bett und nahm Bryonys Hand. „Alles okay mit dir?“, fragte er. „Bist du verletzt? Hast du Schmerzen?“ Er holte tief Luft und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Das … Baby?“
Ehe sie etwas erwidern konnte, bemerkte er ihr zerschundenes Gesicht und zuckte entsetzt zusammen. Sanft berührte er ihre Wange, bevor er sich an Ramon wandte. „Was ist passiert?“
„Mir geht es gut“, erwiderte Bryony, aber Rafael achtete gar nicht auf sie, weil er seinen Sicherheitschef ausfragte.
„Rafael.“
Als er Ramon weiter mit Fragen bombardierte, zupfte sie an seinem Ärmel, bis er sich endlich wieder zu ihr umdrehte.
„Mir geht es gut. Ehrlich. Ramon ist gerade noch rechtzeitig gekommen. Er hat sich gut um mich gekümmert.“
„Ich hätte dich nicht weglaufen lassen sollen“, brummte Rafael. „Du warst aufgelöst und hättest so nicht auf die Straße gehen sollen. Ich dachte, Ramon würde dich nach Hause fahren.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich bin zu Fuß gegangen. Er hat mich erst eingeholt, nachdem …“
Rafael schaute sich um und zog sich einen Stuhl heran. „War schon ein Arzt da? Was hat er zum Baby gesagt? Tut dir noch mehr weh? Hat der Kerl dich geschlagen?“
Sie schüttelte den Kopf angesichts der vielen Fragen und blinzelte, weil er so grimmig klang und aussah. Diese Seite von Rafael hatte sie bisher noch nicht kennen gelernt.
„Die Schwester hat gesagt, dass der Gynäkologe gleich kommt und mich untersucht, um sicherzustellen, dass dem Baby nichts passiert ist. Und nein,
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