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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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sprechen kommen.«
    Sein Gesicht wurde ausdruckslos. »Auf wen?«
    »Auf Rosa Parks.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Du hast noch nie von Rosa Parks gehört?« Georgia war fassungslos. Was lernten sie denn in der Schule?
    »Du hast überhaupt keinem von mir erzählt, als du mich gekriegt hast, oder?«, fragte Nathan.
    Sie hatte es kommen sehen, aber jetzt war sie doch nicht darauf vorbereitet. »Eigentlich nicht, nein. Mama wusste, dass ich wegging, um ein Baby zur Welt zu bringen. Aber sie wusste nicht, welche Hautfarbe es hatte.«
    »Hast du nie wenigstens mal runterkommen wollen, um zu gucken, wie ich aussehe?«
    »Ich habe Geld geschickt, Nathan. Jeden Monat, all die Jahre seit deiner Geburt. Das hab ich getan. Es war das Beste, was ich tun konnte. Ich dachte mir, es wäre vielleicht einfacher für dich, wenn ich mich aus deinem Leben heraushielte.«
    Er stand mit dem Rücken zur Wand. »Einfacher für dich, meinst du wohl.«
    »Na ja …«
    »Du wolltest mich nicht haben. Na los, sag’s schon.«
    »Vermutlich kann man es so auch sehen«, räumte sie ein. »Hey, hör mal, du musst doch am Verhungern sein. Ich kann Mexican Fiesta Chicken und eine Brombeerpastete aufwärmen, und bis alles fertig ist, mache ich dir ein paar Sandwiches.«

    »Du glaubst, wenn du mir Essen ins Maul stopfst, bin ich still.«
    »Und?« Sie grinste. »Gestern hat das gut geklappt.«
    Er lächelte nicht. »Wieso wolltest du mich nicht haben?«
    »Nathan, bitte.«
    »Denkst du, du brauchst darauf nicht zu antworten? Denkst du, es ist in Ordnung, einfach abzuhauen und jemanden allein zu lassen, ohne zu sagen, wieso?«
    »Ich war achtzehn, okay? Jünger, als du jetzt bist. Und dein Vater war schwarz. Das waren andere Zeiten.«
    »Du hättest ihn heiraten können.«
    »Er wollte mich nicht. Und ich wollte ihn auch nicht. Daraus wäre nie etwas geworden.«
    »Du wolltest keinen von beiden, was?«, stellte Nathan fest. »Weder ihn noch mich.«
    »Nein«, sagte Georgia. »Du hast recht. Ich bin gern solo. Ich bin selbstsüchtig. Es gefällt mir zu tun, was ich will, ohne dass jemand an mir rumzerrt. Nathan, hör doch – ich war der ehrlichen Überzeugung, dass es dir bei deiner Tante Ree besser gehen würde.«
    »Besser als in diesem Bonzenhaus mit deinem ganzen Scheißgeld?«, fragte Nathan. »Okay, okay, sorry, das ist mir so rausgerutscht.«
    Zumindest hörte er auf ihre Ermahnungen. »Ich hab dir gesagt, ich besitze kein Geld.«
    »Du hast ’ne ganze Menge mehr als Mamaw, verdammt. Du weißt, was ich meine. Du wolltest mich nicht haben, weil ich schwarz bin.«
    Georgia wusste nicht, was sie tun sollte. Als letzte Rettung blieb immer noch die Wahrheit. »Das ist es nicht. Ich hätte dich so oder so weggegeben. Ich wollte einfach kein Kind.«

    Er machte ein enttäuschtes Gesicht. Diese Möglichkeit hatte er anscheinend nicht in Betracht gezogen.
    Georgia zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, was du von mir willst, Nathan. Ich hatte einen schweren Tag.«
    »Für das, was ich von dir will, ist es zu spät.«
    Ein Gewehrlauf schob sich aus der Diele herein, gefolgt von Little Mama. »Ist dieser Nigger immer noch da?«
    Verdammt! Georgia hatte das Luftgewehr verstecken wollen, nachdem sie die Telefone weggeschlossen hatte.
    Nathan verschwand unter dem Tisch.
    Georgia riss das Gewehr an sich und klappte es auf. »Nathan, sie will dir nur Angst machen.« Sie zeigte ihm den leeren Lauf. »Mama, hör auf, diesen Jungen zu schikanieren. Ich hab dir schon fünfzigmal gesagt, er ist unser Gast. Er bleibt heute Nacht bei uns.«
    »Bleibt er nicht, nicht in meinem Haus«, protestierte Little Mama.
    »Doch, verdammt, in deinem Haus. Es ist auch mein verdammtes Haus, und wenn dir das nicht passt, such dir was anderes zum Schlafen.«
    »Wieso bist du so freundlich zu diesem Ni …«
    »Schluss! Sprich dieses Wort nicht noch einmal aus!«
    »Zu diesem nicht bekannten Neger, wollte ich sagen, danke sehr, Missy Jean!«
    Georgia stemmte die Hände in die Hüften. »Mama. Nathan ist mein Sohn. Okay? So. Bist du jetzt zufrieden?«
    Nathan glotzte sie an.
    Little Mama sagte: »Sei nicht albern. Wie kann er dein Sohn sein? Er ist farbig.«
    »Das war sein Daddy auch«, sagte Georgia.
    Mama runzelte die Stirn. Man sah, wie die Rädchen sich
drehten. »Gib mir das Gewehr zurück«, befahl sie. »Du bist diejenige, die ich erschießen muss.«
    Georgia platzte der Kragen. »Ich hab jetzt genug, hörst du? Dieser Junge hat dir nichts getan! Ihr beide wart die

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