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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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besten Freunde, als ich euch aus dem Gefängnis geholt habe! Ich hätte euch drinlassen sollen.«
    Nathan grinste, aber wohlweislich nur mit einem Mundwinkel. Es gefiel ihm, wie Georgia mit dem Gewehr auf ihre Mutter losging. Vielleicht hörte er auch nur gern, dass Georgia endlich zugab, wer er war.
    »Na schön!«, sagte Little Mama beleidigt. »Ich glaube, ich gehe dann lieber irgendwohin, wo man mich mit etwas mehr Respekt behandelt.«
    »Ich wünschte, das würdest du tun«, entgegnete Georgia. »Wenn du so einen Ort finden kannst – was ich ernsthaft bezweifle  –, dann wäre es das Beste, du würdest sofort hingehen. Ich fahre dich sogar.«
    »Soll das heißen, ich soll mein eigenes Haus verlassen?«
    »Wenn du nicht in höflichem Ton reden kannst, ist es mir egal, wohin du gehst. Nathan, nimm Platz. Du bist in diesem Haus genauso willkommen wie sie. Das Gewehr habe ich. Niemand schießt hier auf irgendjemanden.«
    Little Mama stürmte in ihr Zimmer. Georgia ging zur Gefriertruhe, um das Mexican Fiesta Chicken herauszunehmen. Sie stellte es zum Aufwärmen in den Backofen, und dann versteckte sie das Luftgewehr an einem Ort, wo man es nie wieder finden würde. (Vielleicht liegt es dort immer noch.) Als sie zurückkam, saß Nathan im Fernsehzimmer und guckte Wer wird Millionär?.
    »Lass mich nicht noch mal mit ihr allein«, sagte er.
    »Tut mir leid. Ich dachte, es ist alles okay. Ihr wart doch so
dicke Kumpel. Da, wo ich das Gewehr versteckt hab, findet sie es nicht mehr.«
    »Es ist, als wär sie zwei verschiedene Leute«, sagte er.
    »Mindestens. Hast du schon mal Sybil gesehen? Den Film über das Mädchen mit den vielen Persönlichkeiten …? Nein, wohl nicht.«
    Das Telefon klingelte. Georgia lief eilig hinauf zu ihrem Anrufbeantworter; ihr Herz machte einen Freudensprung – aber dann kam die bittere Erkenntnis: Oh, stimmt ja. Wir lieben Brent Colgate nicht mehr. Wir hassen ihn, schon vergessen?
    Aber er war es nicht. Es war Alma Pickett, die – zum vierten Mal anrief? Zum fünften? Man hätte denken können, die Quilts hätten sich allesamt spontan entzündet und ihre Eigentümerinnen verbrannt. Georgia ließ Alma dem Apparat alles erzählen, bla, bla, bla, und so weiter. Sie hatte nicht vor, mit Alma Pickett über die Quilts zu sprechen, weder jetzt noch irgendwann in der Zukunft. Über das, was Alma im Fernsehen sah, durfte sie gern denken, was sie wollte. Es war nichts Illegales oder auch nur Unethisches daran, einen Quilt zu einem höheren Preis weiterzuverkaufen. Hatte Alma die ganze Zeit nicht auch selbst einen netten Profit gemacht?
    Jedenfalls hatten die Damen alle einen sehr hübschen Quilt für ihr Geld bekommen. Und die Quilt-Näherinnen von Catfish Bend waren jetzt berühmt. Mit der Ausstrahlung des Dokumentarfilms vervierfachte sich der Wert ihrer Quilts wahrscheinlich.

21
    Mama und Nathan schnarchten noch in ihren Betten, als Georgia schon längst wieder aufgestanden war, ihren Kaffee trank und die Sonntagsausgabe des Light-Pilot überflog. Sie setzte einen Topf Grütze auf und rollte ein Blech Biskuitbrötchen für den Jungen zum Frühstück aus. (Mit dem Speck wartete sie noch; sie wusste, wenn sie ihn in die Pfanne legte, würde sein Geruch den Jungen wecken.) Was die Kirche anbelangte, war sie noch unschlüssig. Natürlich musste sie hingehen, denn der Himmel allein wusste, was für eine Predigt dieses Monstrum halten würde, wenn sie nicht da wäre. Aber sie konnte Nathan nicht bei Little Mama zu Hause lassen und Little Mama nicht zwingen, mit ihr in die Kirche zu gehen.
    Sie wollte Nathan nicht in die Kirche mitnehmen und dort Erklärungen über ihn abgeben. Vielleicht könnte er im Wagen warten – aber nein, es war Mitte August und viel zu heiß. Wenn sie ihn nur irgendwo für eine Stunde parken könnte …
    Sie dachte an den Videospielsalon am Platz beim Gerichtsgebäude. Der schien immer geöffnet zu sein. Sie könnte ihm die Rolle Vierteldollarmünzen geben, die sie für die Parkuhren im Auto liegen hatte. Wenn Nathan nicht anders war als die meisten Jungen, dann wäre es das Tollste für ihn, anderthalb Stunden an piepsenden und brummenden Geräten zu sitzen und auf Knöpfe zu drücken. Sie könnte in die Kirche laufen und ihn dann zur Texaco-Tankstelle bringen, pünktlich zum Ein-Uhr-fünfzehn-Bus.
    Problem gelöst. Georgia war froh, dass sie in optimistischer Stimmung aufgewacht war. Am Abend zuvor, als sie
versucht hatte einzuschlafen, war sie von ziemlich

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