Haben Sie das von Georgia gehoert
einer Kostümparty.« Georgia zog ungern Krystals Namen mit hinein, aber in diesem Augenblick brauchte die Geschichte einen Schuss Autorität.
»Auf einer Party? So spät abends?«
»Na sicher«, sagte Georgia. »Ein Mitternachtsessen im Kostüm. Zur Feier des Bastille Day.« Leon würde niemals wissen, dass der Bastille Day schon Mitte Juli gewesen war und längst vorbei. Aus ihr wäre eine große Schauspielerin geworden, dachte sie. Sie glaubte ihre eigene Geschichte, während sie sie erfand.
»Ich hab das weiße Laken gesehen, und Sie wissen schon, was mein erster Gedanke war«, erklärte Deputy Bulmer. »Ich wollte es nicht glauben. Nicht in dieser Stadt.«
»Oh, nein, nein, nein«, sagte Georgia. »Er ist ein römischer
Senator, wissen Sie? Und ich bin sein Date – ein italienischer Filmstar.«
»Leon«, sagte Ted. »Sie dachten doch nicht wirklich, ich sei vom Ku-Klux-Klan, oder?«
»Doch, einen Moment lang dachte ich das allerdings, Dr. Horn.« Leon lachte.
»Leon, wir müssen weiter«, meinte Georgia. »Dr. Horn hat auf der Party Schmerzen in der Brust bekommen, und ich fahre ihn zum Krankenhaus.«
Leon riss die Augen auf. »Okay, dann bleiben Sie jetzt ganz ruhig, Sie brauchen eine Eskorte, ich rufe Unterstützung …«
»Nein, wir brauchen keine Eskorte, Leon, vielen Dank. Lassen Sie uns einfach fahren, damit man sich um ihn kümmern kann.«
Ted beugte sich herüber. »Es ist alles in Ordnung. Ich brauche nur neue Herztropfen.«
»Dann eskortiere ich Sie«, sagte Leon entschlossen. »Fahren Sie hinter mir her.«
Was blieb ihnen übrig? Leon stieg wieder in sein Sheriffauto, ließ seine Sirene losheulen und fuhr zwei Straßen weit vor ihnen her bis zu Callum’s Nursing Home, dem ehemaligen Altenheim, in dem sich jetzt das Cotton County Medical Center befand, seit das alte Krankenhaus abgebrannt war. (Bei dem Brand waren beträchtliche Mengen von Arzneimitteln verschwunden, aber Brother und Sims Bailey hatte man nie vor Gericht gestellt.) Die Zufahrt zur Notaufnahme am hinteren Ende des langgestreckten, flachen Gebäudes sah hell erleuchtet aus. Georgia hatte nicht vor, mit Teds Auto in dieses helle Licht einzutauchen, aber wie sollte sie es vermeiden, wenn Deputy Bulmer vorausfuhr?
Das braune Tuch und die Sophia-Loren-Sonnenbrille täuschten über die schlichte Tatsache nicht mehr hinweg: Ihre Tarnung war geplatzt, Regel Nummer eins lag in Scherben auf dem Boden, und Deputy Leon hatte mehr als genug herumzuerzählen. Ganz zu schweigen davon, dass sie Krystals Namen in die Sache hineingezogen hatte. Erstaunlich, wie schnell ein kleiner Schlamassel sich in eine große Katastrophe verwandeln konnte.
Sie drehte sich zu Ted. »Hast du immer noch ein Problem?«
»O ja. Schlimmer denn je.« Man hätte denken sollen, das Element der Gefahr, das plötzliche Auftauchen von blitzendem Blaulicht, hätte vielleicht geholfen, aber es schien die entgegengesetzte Wirkung zu haben.
»Ich gehe nicht mit dir in diese Klinik, Ted.«
»Das ist okay, Honey. Ich bin wirklich dankbar, dass du mich hergefahren hast.«
»Steig einfach aus und geh rein. Ich parke deinen Wagen da drüben. Geh.«
Sie klang nicht sehr mitfühlend, aber warum auch? Sie war wütend auf Ted, weil er sie in diese Lage gebracht hatte, und wütend auf sich selbst, weil sie nachgegeben und somit ihre wichtigste Regel übertreten hatte. Das war eine Schlamperei, die ihre gesamte Lebensweise in Gefahr brachte.
Ted stieg mit seiner Kleidertüte aus und humpelte auf die Flügeltür zu. Deputy Bulmer sprang aus seinem Wagen und wollte helfen. Dabei warf er Georgia einen Blick zu, der verriet, was er von einer hielt, die einen Mann mit Schmerzen in der Brust allein in die Notaufnahme humpeln ließ.
Georgia fuhr weiter zum Parkplatz.
Deputy Bulmer beförderte Ted mit einem leicht modifizierten
Wrestlinggriff durch die Tür. Die beiden wandten ihr den Rücken zu, und Georgia konnte nicht erkennen, ob Teds Dilemma immer noch ersichtlich war. Doch sie hoffte, dass der Deputy es nicht bemerkte und den falschen Eindruck bekam.
Sie klemmte Teds Autoschlüssel an die Sonnenblende und stieg aus. Durch die Glastür der Notaufnahme verfolgte sie, wie Ted sich unverzüglich in einen Rollstuhl fallen ließ. Prima Idee!
Georgias Aufgabe war erledigt. Sie riss sich Tuch und Sonnenbrille herunter, überquerte im Fitness-Walking-Tempo den Parkplatz und überlegte, auf welchem Heimweg sie die wenigsten Leute treffen würde.
Eine tiefe Stimme kam aus der
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