Haben Sie das von Georgia gehoert
mit einem ultrascharfen Skalpell in der Hand in Ohnmacht fiele und dabei irreparablen Schaden anrichtete.
Georgia erbot sich, ihm zur Seite zu stehen und seine
Hand zu halten, aber Ted meinte, er glaube nicht, dass er es über sich bringen könne.
Dann wollte er im Krankenhaus anrufen und sich erkundigen, wer in der Notaufnahme Nachtdienst hatte. Aber im Apartment gab es kein Telefon, und Georgia konnte ihn nicht gut schwanzwedelnd ins Haus gehen lassen. Also zog sie sich an und ging selbst.
Am Telefon nannte sie ihren Namen nicht, sondern fragte nur nach Dr. Horn. Die Schwester sagte, Dr. Horn habe heute keinen Dienst, aber Dr. Have-a-Cherry sei da.
Nimm eine Kirsche?
»Wie heißt der Arzt?«, fragte Georgia.
»Have-a-Cherry«, wiederholte die Schwester.
»Ist das ein Name?«
»Besser kann ich es nicht aussprechen«, antwortete die Schwester. Georgia erkannte Susan DeShields Stimme. Sie hatte in der Notaufnahme Nachtdienst gehabt, als Daddy starb. »Hey, Susan!«, hätte sie beinahe gesagt.
»Möchten Sie den Doktor sprechen?«, fragte Susan.
»Ja«, sagte Georgia, aber bevor er ans Telefon kam, legte sie auf.
Als sie die Treppe zum Apartment hinaufstieg, dachte sie an ihre eine unumstößliche Regel, die ihr im Lauf der Jahre eine perfekte Geheimhaltung ermöglicht hatte. Niemals, niemals traf sie sich mit einem Mann anderswo als im Apartment, und immer nur zur verabredeten Zeit nach Einbruch der Dunkelheit. Niemals ließ sie sich von einem von ihnen irgendwohin mitnehmen. Keine romantischen Spazierfahrten durch die Landschaft, keine Mitternachtsmenüs im All-Night-Restaurant in Butler, keine unschuldigen Spaziergänge am Bootsanleger im State Park.Wenn sie einen ihrer
Männer auf der Straße oder bei einer gesellschaftlichen Veranstaltung traf – okay. Dann war seine Frau dabei, und Georgia plauderte mit ihnen wie mit flüchtigen Bekannten, die sie ja auch zu sein hatten.
Als sie hereinkam, saß Ted vorgebeugt im Samtsessel und starrte stirnrunzelnd nach unten. Georgia berichtete, was die Schwester gesagt hatte.
»Das ist der neue Assistenzarzt, ein junger Inder von der University of Alabama«, sagte Ted. »Er scheint einen scharfen Verstand zu haben.« Er grinste gezwungen. »Besser scharf als stumpf, oder?«
»Oh, Ted, gibt es denn keine andere Möglichkeit?«
»Glaub mir, Honey, wenn es eine gäbe, würde ich das hier nicht in Betracht ziehen.« In seinem Lachen schwang Angst mit. »Du musst mich hinfahren, und er muss das Ding punktieren.«
»Tut mir leid. Das kann ich nicht. Du musst schon selbst fahren.«
Er runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht, dass ich hinters Steuer passe.«
»Irgendeinen Weg musst du finden.«
»Ach, jetzt komm, Süße«, sagte er. »Du brauchst ja nicht mit reinzugehen. Setz mich da ab. Nach Hause komme ich dann allein.«
Es musste noch eine andere Möglichkeit geben, aber Georgia fiel keine ein. In Six Points existierte kein Taxi mehr, seit Bobby Higginbotham wegen Trunkenheit am Steuer eingesperrt worden war. »Und wenn uns jemand sieht?«, fragte sie.
»Herrgott, Georgia, findest du nicht, dass man hier von einem Notfall sprechen kann? Wir sind zwei unverheiratete erwachsene Leute, und ich weiß nicht, wieso …«
»Nein, Ted.« Sie verschränkte die Arme. »Auf keinen Fall.«
»Warum nicht?«
»Krankenwagenfahrten gehören nicht zu unserer Vereinbarung. Wir dürfen nicht in der Öffentlichkeit zusammen gesehen werden – schon gar nicht, wenn du in diesem Zustand bist. Du bist nicht der Einzige, der einen Ruf zu verlieren hat. Ich habe auch einen.«
»Aber du bist diejenige, die für diesen Zustand verantwortlich ist«, fauchte er. »Da könntest du mich wenigstens zum Krankenhaus fahren.«
Sein Gesicht rötete sich immer mehr. Regel Nummer eins kollidierte frontal mit Regel Nummer zwei: Fang niemals Streit mit einem Klienten an.
»Du hast diese Pille genommen, bevor du hergekommen bist, Ted«, sagte sie ruhig. »Ist es wirklich fair, mir die Schuld zu geben?«
Er starrte auf sein Dilemma hinunter. »Du hast recht, Honey, es ist nicht deine Schuld. Wenn du mir ein Badelaken oder so was geben könntest, damit ich mich darin einwickeln kann … Ich glaube, die Hose kriege ich nicht an.«
Georgia spürte, wie ihre Entschlossenheit ins Wanken geriet. »Ich dachte, ihr Männer lauft sowieso ständig so herum.«
Er lächelte matt.
»Sorry«, sagte sie. »Nicht richtig komisch, was?«
»Ehrlich gesagt, langsam fängt es an wehzutun.«
»Mein armes
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