Haben Sie das von Georgia gehoert
Christus tun würde?«, fragte Georgia.
»Die Betonung liegt auf dem Wort ›versuchen‹«, erklärte Colgate. »Und ich scheitere viel öfter, als ich erfolgreich bin.«
»Geht uns allen so«, sagte Georgia.
Eins hatte ihr an Pastor Eugene immer gefallen: Er redete in einer Unterhaltung niemals von Jesus. Wenn er mit Georgia zusammen war, hatte er hundertprozentig dienstfrei gehabt.
Aber dieser Brent schien seinen Job mit sich herumzutragen. Daran würde sie noch arbeiten müssen. Es gab viel Nettes, was man über Jesus sagen konnte, aber die häufige Erwähnung seines Namens war einer romantischen Stimmung nicht zuträglich.
14
Die Fahrt bis zu Georgias Haus in der Magnolia Street dauerte nicht lange. Sie war sicher zu kurz, um eine echte Beziehung herzustellen, aber doch lang genug, um zu erkennen, dass Brent Colgate ebenso höflich wie gut aussehend und gottlob nicht allzu neugierig war. Er wollte nicht wissen,
weshalb Ted Horn nur ein Bettlaken getragen hatte, als Georgia ihn zur Notaufnahme brachte. Sie plauderten über Belanglosigkeiten, und Brent sagte, er und Daphne wohnten sehr gern in einer Kleinstadt, wo jeder jeden kenne. »Ein so starkes Gemeinschaftsgefühl«, meinte er.
»Ja, manchmal kommt uns die Gemeinschaft zu den Ohren raus«, sagte Georgia. »Manchmal fahre ich nach Mobile, nur um ihr mal zu entkommen.«
Er lächelte. »Was gibt es in Mobile?«
»Eine Verkehrsampel«, antwortete sie. »Und ein Geschäft, in dem man mehr als eine Sorte Strumpfhosen kriegt.«
Oder war die Erwähnung von Strumpfhosen allzu keck für zwei Menschen, die zum ersten Mal allein im Auto saßen? Brent lächelte nur.
»Wussten Sie, dass es in Mobile Handys gibt?«, fragte sie. »Wir warten immer noch auf einen Sendemast. Der Rest der Welt hat auch Telefone mit Anklopffunktion. Und Kabelfernsehen. Und Highspeed-Internet.«
»Aber das ist ja das Charmante an Six Points«, antwortete er. »Sie hier brauchen das alles nicht, um glücklich zu sein.«
»Ich habe mein ganzes Leben in dieser Stadt verbracht«, sagte sie. »Und verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin gern hier – aber manchmal glaube ich, ich bin zum Großstadtmädchen geboren.«
Zuerst bat sie ihn, sie vor der Haustür abzusetzen, aber im letzten Moment dirigierte sie ihn durch die Einfahrt hinter das Haus – um dem Ganzen den Hauch des Verbotenen zu verleihen, ganz so, wie er sie nach der Kirche in seine kleine Lüge einbezogen hatte.
Brent warf ihr einen Seitenblick zu. »Sie sind nicht wie die anderen Damen in Six Points, stimmt’s?«
»Wie meinen Sie das?«
»Sie nehmen kein Blatt vor den Mund. Was andere Leute denken, ist Ihnen egal.«
»Ist es nicht«, entgegnete sie. »Aber das lasse ich mir nicht anmerken.«
Seine Zähne blitzten im Dunkeln. »Alle Achtung.«
»Sehen Sie da, unter der Straßenlaterne?«, fragte sie. »Das ist unser Sklavenquartier. Da lassen Sie mich bitte aussteigen.«
»Wir haben noch nicht über Ihre Idee mit dem Trödelmarkt gesprochen.«
Georgia starrte ihn an. Er lächelte und machte ein unschuldsvolles Gesicht.
»Na ja, das haben Sie ja auch erfunden«, sagte sie. »Oder Sie haben mich mit jemand anderem verwechselt.«
»Nein, Sie haben recht, ich hab’s erfunden«, gestand er leise. Er hielt an. »Ich wollte einen Grund haben, allein mit Ihnen zu sprechen.«
»Das haben Sie jetzt getan. Danke für’s Mitnehmen!« Sie drückte freundlich sein Handgelenk – es konnte ein Dankeschön, aber auch mehr sein – und sprang aus dem Wagen.
Er beugte sich über den Sitz. »Warten Sie, ich möchte …«
»Nochmals danke! Wiedersehen!« Georgia schlug die Tür zu und lief um die Garage herum, ohne sich umzudrehen.
Sie ließ die Luft aus der Lunge entweichen. Der Mann hatte Wirkung auf sie, das war nicht zu leugnen. Seine bloße Nähe machte Georgia schwindelig, und sie war atemlos vom Strom der lächerlichen Gedanken, der durch sie hindurchrauschte. Unversehens malte sie sich einen neuen Namen aus, als wäre er ihr Schwarm auf der Junior High: »Mrs. Brent Colgate …«, »Mrs. Georgia Colgate …«, »Reverend und Mrs. Colgate …«
Sie wusste nicht mehr, ob sie Anglerin oder Fisch war.
Aber wie auch immer – es gab bereits eine Mrs. Brent Colgate, und diese Frau ließ sich von niemandem beiseiteschubsen.
Whizzy kam durch den Garten gerannt. Georgia erinnerte sich an die Ladung Handtücher, die sie gewaschen hatte, bevor Ted gekommen war. »Komm, Whizz, wenn wir die die ganze Nacht in der
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