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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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Baby«, sagte Georgia. »Ich glaube, mit einem Badetuch geht das nicht. Lass uns einfach dieses Bettlaken nehmen …« Sie riss das Laken vom Bett, legte es ihm um die Schultern und ließ ihn aufstehen. Sie drapierte und steckte es fest und brachte so eine Art Toga zustande, die
lose an seinem Körper herabhing und seine hervorragendste Eigenschaft verbarg.
    Sie verkleidete sich mit einer Sonnenbrille und einem braunseidenen Fransenschal aus der Sieben-Schubladen-Kommode. Im Spiegel sah sie jetzt aus wie ein italienischer Filmstar aus den sechziger Jahren, der auf der Flucht vor den Paparazzi war.
    Sie stopfte Teds Kleider in eine Tüte von Hull’s Market und scheuchte ihn hastig hinunter zu seinem Wagen. Bevor sie ihn in die Einfahrt winkte, spähte sie in beide Richtungen über die Straße.
    Er versuchte, sich hinter das Steuer zu klemmen, damit sie nicht fahren musste. Er versuchte es wirklich. Das Lenkrad seines Hyundai war nach oben und unten verstellbar, aber er kam nicht an die Pedale, ohne sich schmerzhaft einzuquetschen.
    Schließlich befahl Georgia ihm, seinen Hintern auf den Beifahrersitz zu schieben, und setzte sich selbst ans Steuer.
    Er war froh. In letzter Analyse hatte sie zugeben müssen, dass es teilweise tatsächlich ihre Schuld war – sie hatte dazu beigetragen diese Erektion stundenlang aufrechtzuerhalten.
    Jetzt war es ihre Aufgabe, wachsam zu bleiben und jeden Blickkontakt zu meiden. Ted absetzen, seinen Wagen auf dem Parkplatz der Klinik abstellen, zu Fuß nach Hause gehen. Wenn jemand sie sehen sollte, würde sie die Arme heben und mit den Ellbogen pumpen wie eine Fitnesssportlerin.
    Das Krankenhaus war in der Catawba Street, einer Einbahnstraße, die vom Gerichtsgebäude nach Süden führte. Um dort hinzukommen, musste man über den Platz fahren; einen anderen Weg gab es nicht. Jetzt, um kurz nach elf, waren noch ein paar Leute mit ihren Hunden unterwegs; ein
halbwüchsiger Mexikaner spritzte den Gehweg vor dem Imbiss mit dem Schlauch ab, und ein paar Teenager lungerten vor dem Videospielsalon herum.
    Ted rutschte auf dem Beifahrersitz nach unten und zog sich das Laken über den Kopf. Wahrscheinlich nahm er an, er tue Georgia damit einen Gefallen. Den Wagen des Sheriffs, der in der dunklen Einfahrt neben dem Haushaltswarengeschäft parkte, sah er nicht. Darin saß ein Deputy und beobachtete die Teenager, um herauszufinden, ob sie vielleicht kifften.
    Bevor Georgia wusste, wie ihr geschah, füllte ein blaues Blinklicht ihren Rückspiegel aus, und eine Sirene heulte kurz auf: bluuu-wuup! Offenbar hatte der Deputy den weißen Schimmer auf dem Beifahrersitz gesehen, daraufhin seine Scheinwerfer eingeschaltet, war in einer spitzen Kurve aus der Einfahrt gefahren und hinter Georgia hergesaust, blau blitzend und mit supergrellem Fernlicht.
    »O Gott«, sagte sie, »halte mich ja nicht an. Ted. Er will mich anhalten.«
    »Hast du ein Stoppschild überfahren?«
    »Nein!«
    »Na, was hast du dann getan?«
    »Nichts!« Georgia blinkte rechts, um zu signalisieren, dass sie bereit war anzuhalten, aber sie tat es noch nicht, sondern rollte weiter, bis die helle Beleuchtung auf dem Platz hinter ihr lag. Der Deputy ließ noch einmal seine Sirene aufjaulen, ein ungeduldiges bruuuup!, und Georgia stoppte neben den dunklen Bäumen hinter Swaney Johnsons Haus.
    Als sie im Rückspiegel erkannte, wer es war, sagte sie: »Lass mich reden.«
    Leon Bulmer war der Mann, den Sheriff Bill Allred eingestellt hatte, um die Antidiskriminierungsquote zu erfüllen,
wie es die Staatsgesetze des modernen Alabama verlangten. Nach jahrelangem Rechtsstreit hatte der Staat Bill schließlich befohlen, sein Personal mit mindestens einem afroamerikanischen Deputy zu ergänzen. Bill zog los und suchte sich den weißesten Neger, den er finden konnte, nämlich Leon Bulmer aus Geneva. Dessen Vater war ein rein weißer Redneck, und seine Mutter konnte nicht dunkler als Milchkaffee gewesen sein. Leons Haut sah heller als bei den meisten Weißen – sogar ein bisschen kalkig. Wenn seine leicht abgeflachte Nase und das krause Haar nicht gewesen wären, hätte man nie vermutet, dass er schwarz war.
    Ein bisschen vertrottelt wirkte er außerdem.
    »Hey, Leon«, flötete sie. »Georgia Bottoms.«
    »Miss Georgia? Was um alles in der Welt … ?« Leon leuchtete mit seiner Taschenlampe über das Laken, aus dem Ted Horn herausguckte. »Was ist denn hier los?«
    »Kennen Sie Dr. Horn nicht? Wir waren drüben bei der Bürgermeisterin, auf

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