Habgier: Roman (German Edition)
Autos, Lastwagen und Motorrädern. Jim’s erledigte alles – von kleinen Aufträgen wie Sonderanfertigungen der Sitzbezüge bis hin zum Umbau eines Kleinbusses, damit Chauffeur-Mama einen rollenden Vergnügungspark bekam.
Dunn war von mehr wallenden Mähnen umgeben als auf einer Langhaarschaffarm und von vielen, vielen Pferdeschwänzen, aber sie musste den Jungs die Bestnote für ihre Arbeitsmoral geben. Der Laden brummte im wahrsten Sinne des Wortes, und der Lärmpegel war bereits ohrenbetäubend ohne das Gekläffe der drei Pitbulls, die im Vorderteil des Hauptgeschäfts angekettet waren.
Jim Franco – mehr wegen seiner Größe und weniger wegen seines Leibesumfangs besser bekannt unter dem Namen Jumbo Jimbo – war kooperativ und eloquent. Er trug ein graues (wahrscheinlich früher einmal weißes) T-Shirt und einen Jeans-Overall, aus dessen Taschen schmierige Lappen hervorquollen. Seine Hände waren groß und mit Schwielen übersät, die Nägel kurz und erstaunlich gepflegt. Nicht dass sie nicht dreckig wären, aber Marge konnte erkennen, dass Jim sich eifrig bemühte, manierlich auszusehen, wenn er sich in Zivilklamotten warf. Er war fast zwei Meter groß und mit Muskeln bepackt. Er drehte sich zu den Hunden um, die unter seinem starren Blick ganz kleinlaut wurden.
»Ja, ich erinnere mich an Dresden.« Er sah zu Marge hinab und gab ihr das Gefühl, winzig zu sein. Seine Stimme war so tief wie ein Nebelhorn. »Der Kerl war nicht nur ein Idiot, sondern auch ein Weichei.«
»Wieso sagen Sie das?« Marge musste brüllen, um sich durch den Lärm Gehör zu verschaffen.
Jimbo klatschte in die Hände. »Hey!« Der Lärm ebbte schlagartig ab. »Fünf Minuten Pause. Ich hab mit der Lady was zu besprechen.«
Die Langhaarmähnen und die Pferdeschwänze verzogen sich Richtung Lagerhalle. Marge wartete einen Moment und blickte dann in die Höhe. »Meine Frage war, wie Dresden Sie dazu gebracht hat, ihn Idiot und Weichei zu nennen?«
»Erstens ist jeder, der vergisst, bei Regen das Dach seines Cabrios zu schließen, ein Idiot. Zweitens ist er ein Weichei, weil er genau das und nichts anderes ist – ein mickriger Angestellter, der in der Liga der echten Jungs mitspielen will. Wenn er ein Angeberarsch sein will, soll er einfach er selbst sein.« Jim wirbelte eine Hand angeekelt durch die Luft. »Keine große Sache, solche haben wir hier öfters. Jedenfalls kam er mit einem schwarzen 330i-Cabrio an, das nach Schimmel stank. Ich hab den Jungs im Laden gesagt, sie sollen Gesichtsmasken tragen und Antihistamine schlucken. Mann, das war schlimm!«
»Was haben Sie gemacht?«
»Alles rausgerissen, bis runter aufs Metall.«
»Inklusive der Sitzpolster?«
»Wahrscheinlich hätte man sie äußerlich reinigen können – die Sitze waren aus Leder -, aber ich wollte nicht die Verantwortung übernehmen für all das, was unter der Oberfläche wachsen könnte. Es hätte immer gestunken, und wer will den Mist schon einatmen? War auch egal, denn er wollte sowieso, dass alles bis aufs Metall rauskommt. Sagte, die Versicherung würde zahlen, aber ich glaubte dem Kerl nicht. Also bot ich ihm an, ihm beim Eintreiben bei der Versicherung behilflich zu sein, aber das gäb’s nur gegen Cash, und zwar nur Cash. Sechzig Prozent Anzahlung hab ich verlangt, um ihn zu vergraulen, trotzdem war er einverstanden.«
»Warum wollten Sie ihn vergraulen? Hat er Ärger gemacht?«
»Nein, gar nicht«, gab Jimbo zu, »hat immer gezahlt, wenn ich gefragt habe.«
»Haben Sie auch den Teppich im Kofferraum ausgetauscht?«
»Alles. Dresden wollte, dass alles wieder zusammenpasst.«
Marge zuckte zusammen. »Mist. Verwerten konnte man nichts davon?«
»Warum?« Jimbo sah sie direkt an. »Ist was Komisches in dem Auto vorgefallen?«
»Wir wissen es nicht, aber es sieht so aus, als würden wir es auch nicht mehr herausfinden.«
Jumbo Jimbo schenkte ihr ein extrabreites Grinsen, bei dem er seine tabakgelben Zähne offenbarte. »Heute, Ma’am, ist vielleicht Ihr Glückstag. Der Teppich im Kofferraum musste nicht unbedingt ausgetauscht werden, aber da wir auch den ganzen Innenraum neu ausgelegt haben, wusste ich, dass davon genug für den Kofferraum übrigbleiben würde. Also entstanden Dresden dadurch keine Extrakosten. Bei den Matten sah das Ganze schon anders aus.«
Marge spitzte die Ohren. »Matten?«
»Na klar, die Matten, die auf den Teppich gelegt werden. Neue Matten mit dem BMW-Logo hätten richtig Geld gekostet. Also sagte ich Dresden, ich
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