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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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umständlich, aber jetzt bin ich da.«
    »Wie läuft’s in Santa Fe?«
    »Mein Hauptzeuge gegen Raymond Holmes bekommt gerade kalte Füße.« Decker brachte Berry auf den neuesten Stand, was die ganze Fahrt bis zum Polizeirevier dauerte. »Ich frage mich, wie viel seine Frau über seine Vergangenheit wusste.«
    »Na ja, ich bin mir sicher, das werden Sie schnell herausfinden. Die Frau führt einen Feldzug.«
    »Aufspüren und dann zerstören?«
    »Nur zerstören. Sie wiederholt am laufenden Band, wie sehr sie den Hurensohn hasst. Ich habe keine detaillierten Fragen gestellt, weil ich wusste, dass Sie herkommen.«
    »Gut mitgedacht. Wo ist sie jetzt?«
    »Sie sollte schon auf dem Revier sein. Am Telefon fragte sie uns, ob wir ihr einen großen koffeinfreien Kaffee besorgen könnten, mit entrahmter Milch und Vanillesirup. Das sei natürlich kein Problem, war meine Antwort.«
    »Überhaupt keins. Wenn sie nur einen Kaffee und Rache will, kommen wir billig davon.«
     
    Lindie Holmes war fit und biogesund: eine zierliche Frau in Jeans, T-Shirt, Turnschuhen und einer Kapuzenjacke. Sie hatte gerades, schulterlanges dunkles Haar mit Ponyfransen und einigen grauen Strähnen. Ihre Haut war klar und zeigte nur ein paar Falten um die braunen Augen herum, dabei benutzte sie keinerlei Make-up. Schmale Lippen und harte Züge um den Mund verliehen ihr einen ärgerlichen Gesichtsausdruck. Mit der rechten Hand umklammerte sie den Kaffeebecher aus Pappe; die linke Hand hatte sie wütend zur Faust geballt, wobei man am Ringfinger einen helleren Strich erkennen konnte, wo einst der Ehering gesessen hatte. Decker musste sie erst gar nicht zum Reden auffordern. Sie legte los, bevor der Startschuss gefallen war.
    »Dieser miese Hurensohn! Er hat mir sein Ehrenwort gegeben, dass da niemand ist, und ich habe ihm geglaubt! Wie kann man so blöd sein?«
    Wie blöd, in der Tat. Ihr Ehemann würde sich vor einem Geschworenengericht wegen Mordes verantworten müssen, und sie war wütend wegen seiner Geliebten.
    »Mein Gott, am liebsten würde ich ihm das Genick brechen!«
    Decker nickte. »Ich muss Ihnen jetzt ein paar einfache Fragen stellen. Wen meinen Sie, wenn Sie von ›niemand‹ sprechen?«
    Lindie rollte mit den Augen. »Seine kleine Schnitte. Diese vermisste Stewardess. Roseanne Dresser oder so ähnlich. Wenn ich den brabbelnden Idioten richtig verstanden habe, hat er sie auf einem Flug von San Jose nach Burbank kennengelernt. Der Mistkerl sagte vor einem Jahr, er hätte ein Projekt in L. A. Scheint so, als wäre er nur nach Süden geflogen, um sie zu ficken. Wenn er sie nur gefickt hätte, okay, aber dieser Idiot musste ihr ja Geschenke machen! Über zehntausend Dollar! Ich sammle Rabattmarken, und er gibt das Geld für eine Hure aus.«
    »Wie haben Sie das mit dem Geld herausgefunden?«
    »Ich habe ein Konto bei Smithson Janey.«
    »Der Brokerfirma?«
    Lindie nickte. »Wir haben mehrere Konten bei denen, aber ich habe ein Sparkonto für Notfälle. Seit Jahren zahle ich darauf ein – ein paar Dollar hier, ein paar Dollar da, es summiert sich. Als Ray mich wegen der Kaution und des Honorars für den Rechtsanwalt anrief, habe ich sofort unseren Broker benachrichtigt, Geld von meinem Sparkonto anzuweisen. Immerhin, wenn das hier kein Notfall ist, was dann?«
    »Stimmt.«
    »Also rufe ich den Broker an, und dann raten Sie mal.«
    »Was?«
    »Der Kontostand betrug fünftausendundeinundsiebzig Dollar. Ich sage: ›Wie bitte? Soviel ich weiß, waren da fast zwanzigtausend Dollar drauf. Prüfen Sie das noch mal nach.‹ Genau das tut er. Und dann nennt er mir die Abhebungen, die ich vor ungefähr einem Jahr getätigt habe. Ich sage: ›Da muss ein Irrtum vorliegen. Ich habe vor einem Jahr nichts von diesem Konto abgehoben. Ich habe noch nie etwas von diesem Konto abgehoben, basta!‹«
    Sie schlug sich mit der Hand auf die Stirn.
    »Und dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen! Ungefähr vor einem Jahr schlug Ray vor, für das Konto eine Zugriffsberechtigung zu beantragen, falls mir mal etwas passieren sollte. Wie zum Beispiel nach einem Autounfall, wenn ich das Geld nicht abheben könnte, er aber schon. Als ich das ein bisschen merkwürdig fand, konterte er mein Misstrauen mit einer Arbeitsunfähigkeitsversicherung: Stößt ihm etwas zu, bekomme ich das Geld. Er zeigte mir die Police, und ich dachte noch, was für ein toller Kerl und sagte: ›Ja, super, eine gute Idee.‹ Aber wer hätte auch geglaubt, dieses Arschloch würde mich nach

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