Habgier: Roman (German Edition)
könnte die alten mit dem Dampfstrahler wie neu hinkriegen, aber er bestand darauf, nagelneue zu bestellen. Wen schert’s? Für mich machte das keinen Unterschied, außer sechs Wochen Lieferzeit, und dann dauerte es noch länger, weil die Bestellung verwechselt wurde, irgend so was. Jedenfalls fragte ich Dresden, was ich mit den alten Matten tun sollte. Er sagte, ich solle sie wegschmeißen.«
»Sagen Sie mir, dass Sie das nicht getan haben.«
»Warum sollte ich völlig intakte Matten wegschmeißen?«
»Sagen Sie mir, dass Sie sie noch haben.«
»Nein, und darum meinte ich, dass heute vielleicht Ihr Glückstag sei. Ich hab sie gereinigt und auf eBay verkauft. Ein paar Dollar für mich, ein Schnäppchen für den Käufer.«
»Erinnern Sie sich, wer sie gekauft hat?«
»Ist alles in meinem Computer. Sie wird nicht begeistert sein, die Matten wieder herzugeben. Es war ein echtes Schnäppchen.«
»Entweder bekommt sie sie zurück oder wir kaufen ihr neue.« Marge schrieb so schnell sie konnte alles auf. »Ich rekapituliere noch mal: Sie haben angeboten, die alten Matten zu reinigen und wieder ins Auto zu legen, aber Dresden wies Sie an, sie wegzuschmeißen.«
»Genau.«
»Und Sie sind sich ganz sicher, dass er Sie anwies, sie wegzuschmeißen?«
»Fragen Sie mich, ob ich das vor Gericht beschwören würde? Ja. Tatsache ist, dass ich ihn ausdrücklich gefragt habe, ob er sie gereinigt haben will, um sie als Reserveset zu behalten, und er sagte nein. Er sagte, er wolle nagelneue, und ich solle die alten in den Müll schmeißen.«
»Das waren seine Worte: ›in den Müll schmeißen‹?«
»Ja, und da dachte ich mir, warum sie nicht erst mal reinigen und prüfen, wie sie aussehen, wenn sie sowieso in den Müll wandern würden?«
»Und Sie haben Name und Adresse der Frau?«
»Hab ich.«
»Auch die Telefonnummer?«
»Keine Telefonnummer, Sergeant. Das war ein Deal und kein Date.«
Decker spürte ein komisches Kribbeln in der Brust. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte er an sein Herz, aber dann merkte er, dass er sein Handy in die Innentasche seines Mantels gesteckt hatte und dass der Vibro-Alarm eingeschaltet war. Er sah auf das Display: Marge. »Sind wir heute glücklich?«
»Wir sind sehr glücklich.« Marge berichtete ihm alle Einzelheiten. Als sie zu den Fußmatten kam, reckte Decker eine geballte Faust in die Luft und rief: »Ja!«
»Ich habe Oliver beauftragt«, redete Marge weiter, »sich mit der Frau von eBay in Verbindung zu setzen. Sie war unterwegs, aber er hat eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Wir wollen beide kein Risiko eingehen und würden gerne noch heute Abend zu ihr fahren.«
»Einverstanden. Nehmt einen Techniker mit fürs Luminol. Das Ganze soll so wasserdicht wie möglich ablaufen.« Decker machte eine kurze Pause. »Hoffentlich finden wir was. Normalerweise bleiben immer ein paar Proteine an der Stelle, an der es zur Ausblutung kam, aber in unserem Fall wurden die Matten professionell gereinigt. Auch wenn wir ein bisschen Fluoreszenz bekommen, kann die Verteidigung immer darauf pochen, dass es ihr Auto war und sie sich vielleicht am Knöchel verletzt hat.«
»Daran habe ich auch gedacht«, sagte Marge, »aber wir können entgegnen, dass dort schon ganz schön viel Blut gewesen sein muss, wenn nach einer professionellen Reinigung noch was zu finden ist. Außerdem stinkt Dresdens Erklärung zum Himmel – dass er das Dach beim Regen offenließ. Das muss ein regelrechter Wolkenbruch gewesen sein, denn der Innenraum war nicht nur unrettbar durchnässt, sondern voller Schimmel.«
»Wann hat er das Auto zu dem Laden gebracht?«
»Ungefähr einen Monat nach dem Absturz.«
»Gleich dieses Datum mit dem lokalen Wetterbericht ab. Wollen wir doch mal sehen, ob es zu der Zeit geregnet hat. Wenn nicht, haben wir sein Alibi durchlöchert.«
»Ich hatte Oliver da auch schon drangesetzt. Das Wetter war typisch für Los Angeles – heiter bis wolkig, nachmittags vermehrt sonnig. Kein Niederschlag in der Gegend außer morgendlichem Tau. Ich wollte, dass Scott auch gleich weiter nördlich und östlich in den Bergen nachsieht. Es gab leichten Regen in San Bernardino, allerdings zog die Regenfront ziemlich schnell durch. Ich bin kein Spezialist für Schimmelpilze, aber damit das so extrem stinkt, muss der Innenraum eigentlich völlig durchnässt worden sein. Für mich klingt das so, als hätte Dresden einen Wasserschlauch genommen und das Auto überschwemmt, um Beweise
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