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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Lindie jetzt als loyale Ehefrau sprach. Ihm war klar, dass Belize Beth getötet hatte, und er fragte sich jetzt nur, ob er auch der Mörder seines Bruders war.
    Lindie redete immer noch weiter. »... lieber würde er sterben, als wieder ins Gefängnis zu gehen. Ich müsse ihm helfen, sagte er, wir würden ein neues Leben zusammen beginnen... ganz von vorne anfangen. In meiner damaligen Situation schien mir das eine geniale Idee zu sein.«
    Decker nickte.
    »Belize überzeugte mich tatsächlich davon, dass Mannys Tod ein Glücksfall sei. Jetzt sah alles danach aus, als hätten Manny und Beth das Geld gestohlen und wären zusammen abgetaucht. Heute weiß ich, ich hätte verschwinden sollen, als ich in Vegas noch die Gelegenheit dazu hatte. Aber Sie müssen verstehen, ich hatte Todesangst. Was, wenn Belize oder Manny ausrasten und mich aufspüren? Ich wusste ja, dass einer von beiden Beth brutal getötet hatte, und ich war überzeugt davon, dass sie mit mir, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, das Gleiche tun würden.«
    »Und trotzdem gingen Sie mit Belize nach New Mexico?«
    »Er hatte mich davon überzeugt, dass Manny der Mörder war. Und mir passte es in den Kram, ihm zu glauben.«
    »Glauben Sie es immer noch?«
    »Ich habe nie nachgefragt, Lieutenant, und ich werde wohl jetzt kaum damit anfangen.«
    Decker verstand. »Also, Sie folgten Belize nach New Mexico.«
    »Ja, und wir blieben dort ungefähr zwei Jahre. Gleich nach unserer Ankunft änderte Belize seinen Namen in Raymond Holmes. Mir war das mehr als recht. Ray nahm alle möglichen Jobs im Baugewerbe an. Dann zogen wir nach Arizona, wo gerade ein Bauboom herrschte. Er arbeitete für eine Firma und lernte das Geschäft von der Pike auf. Mein Mann ist sehr clever.«
    »Wann wurden Sie Mrs. Holmes?«
    »Ungefähr ein Jahr nach unserem Umzug nach Arizona. Wir wurden sesshaft, in einer Art Parodie eines ganz normalen Lebens. Als im Silicon Valley der Bauboom losging, zogen wir nach San Jose. Ray gründete eine Firma für Renovierung von Altbauten. Finanziell ging es uns sehr gut. Wir bekamen Kinder. Ich wurde eine Geländewagenmama. Wir schlossen uns einer richtigen Kirchengemeinde an. Und redeten nie wieder über die Vorfälle.«
    »Und Sie dachten nie daran, ihn zu verlassen?«
    »Ich dachte die ganze Zeit daran, ihn zu verlassen, Lieutenant. Ich dachte daran, als ich ihn verdächtigte, eine Affäre mit dieser Stewardess zu haben. Und jetzt kommt heraus, dass ich recht hatte. Dabei wusste ich, er lügt. Ray ist zwar kriminell, aber er war schon immer ein schlechter Lügner. Ich erkannte es jedes Mal, wenn er mich einseifen wollte. Tief in meinem Herzen spürte ich, dass er mich wegen dieser Stewardess anlog. Vermutlich zog ich es vor, die Wahrheit nicht zu sehen. Ich bin geübt darin wegzusehen, wenn ich mich mit einer Sache nicht auseinandersetzen will. Bei ihm zu bleiben war einfacher, als sich scheiden zu lassen. Und ich glaube, ich hatte immer im Hinterkopf, nicht sicher zu sein, was Ray wohl tun würde, wenn ich mich scheiden ließe und mir von allem die Hälfte zustünde.«
    »Sie fürchteten, er könnte gewalttätig werden?«
    »Vielleicht. Wir hatte eine kranke Beziehung, Lieutenant. Wir waren für immer und ewig aneinander gebunden, und zwar aus dem einfachen Grund, weil keiner dem anderen noch vertraute, sobald der das Zimmer verließ.«

44
     
    Die Befragung dauerte nahezu acht Stunden. Bis man die Aussage abgetippt und Lindie sie unterschrieben hatte, war es Zeit fürs Frühstück. Decker war seit dreißig Stunden auf den Beinen, wachgehalten und angetrieben von der Aussicht auf die Auflösung des Fall. Für ihn war klar, dass Belize Hernandez Beth Devargas getötet hatte, doch gegenwärtig gab es nicht genug Beweise, um von Mord sprechen zu können. Es gab nur hinreichend Material, Belize eine gewisse Mitschuld am Tod seines Bruders und seiner Schwägerin nachzuweisen. Man könnte vielleicht neuen Spuren nachgehen, aber der Fall war über dreißig Jahre alt. Menschen sterben, Dinge werden zerstört, Erinnerungen trüben sich …
    Lindie Holmes würde wahrscheinlich im Austausch für ihre Aussage vor Gericht eine Anklage wegen weniger schweren Vergehen verhandeln können. Decker glaubte ihr, wenn sie unbeirrt dabei blieb, dass sie weder an Mannys noch an Beths Ermordung beteiligt gewesen war. Doch die Festsetzung der Schwere der Vorwürfe lag in der Hand der Staatsanwaltschaft. Wegen ihrer Kooperation käme sie wohl ohne Gefängnisstrafe davon.

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