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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Idiotin!«
    »Manchmal steckt man einfach fest«, sagte Decker.
    Lindie lachte kurz auf. »Sie spielen den guten Polizisten ganz großartig. Wenn ich nicht gerade zutiefst verzweifelt wäre, würde ich mich wahrscheinlich in Sie verknallen.«
    Decker grinste. »Ich vermute mal, dass Beth Manny von Belizes Anmache erzählt hat?«
    »Hat sie. Manny verzieh seinem Bruder das ›Schöne-Augen-Machen‹, aber Beth nicht. Sie bestand darauf, dass Belize auszog und sich eine eigene Wohnung nahm. Belize weigerte sich. Er wollte keine Miete bezahlen müssen, er wollte nichts für Essen bezahlen müssen, er wollte einfach nur faul rumhängen. Und es ärgerte ihn richtig, dass Beth ihn herumkommandierte. Die beiden stritten sich von da an nur noch. Manny versuchte, Frieden zu stiften, aber es war sinnlos. Die Sache spitzte sich unvermeidlich zu.«
    Decker nickte. »Erzählen Sie mir davon. Ich brauche Ihre Version der Vorfälle.«
    Ihre Augen wurden wieder feucht. »Ich weiß nicht, was passiert ist, denn ich war nicht dabei.«
    »Dann erzählen Sie mir, was Sie wissen.«
    Die Tränen kamen zurück. »Irgendwas ging schief… lief schrecklich aus dem Ruder. Belize sagte mir, dass... Er und Beth haben sich gestritten...« Sie schnappte nach Luft. »... dass ihr Streit sehr hitzig war... dass Beth nicht aufhören wollte... dass alles eskalierte. Sie wurden handgreiflich. Eine Menge Schubsen und Stoßen, und als Nächstes erinnerte er sich nur noch...«
    Sie atmete flach ein und gleich wieder aus.
    »Er sagte, Beth sei mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen. Er sagte, ich müsse sofort kommen und ihm helfen, die Sauerei wegzuputzen.«
    »Die Sauerei?«
    »Das habe ich ihn auch gefragt: ›Welche Sauerei?‹« Sie blinzelte andauernd, um ihre Augen von den Tränen zu befreien – als würde sie ein sinkendes Schiff ausschöpfen. Ihre Stimme war kaum noch zu hören. »Er flehte mich an zu kommen. Ich hatte noch nie solch eine Verzweiflung gehört. Doch wie lange kannte ich ihn? Ungefähr drei Wochen?«
    »Sind Sie in die Wohnung gegangen?«
    Sie nickte wie in Zeitlupe. »Es war schrecklich... grauenhaft. Ich wusste nicht, dass Menschen so viel Blut in sich haben.«
    »Beschreiben Sie mir den Schauplatz.«
    »Blut... überall Blut. An den Wänden, auf dem Boden, an der Decke.« Sie sah Decker mit bebenden Lippen an. »Ich habe mich, glaube ich, übergeben. Es war widerlich... Ich hatte jahrelang Alpträume. Ich habe sie immer noch. Darum erinnere ich mich an alles ganz deutlich.«
    »Sie Ärmste«, sagte Decker und meinte es auch so.
    Sie schluchzte. »Danke, dass Sie das sagen.«
    Decker ließ sie weinen und schluchzen, bis sich ihre Atmung wieder etwas beruhigt hatte. Dann fuhr er fort: »Sie hatten nicht mit diesem Anblick gerechnet.«
    »Ich weiß nicht, womit ich gerechnet hatte. Ich wusste nur, dass etwas Schreckliches passiert war. Ich wäre besser höllisch schnell weggelaufen und zu meinen Eltern gefahren, und ich hätte dann besser die Polizei gerufen. Stattdessen habe ich...« Ihr Stimme versagte.
    »Wer war in der Wohnung, als Sie dort ankamen?«, fragte Decker.
    »Als ich kam, waren Manny und Beth verschwunden. Belize unternahm gerade einen erbärmlichen Versuch, die Wände abzuschrubben.«
    »Haben Sie ihn gefragt, was passiert war?«
    »Nein... da noch nicht. Ich konnte nichts sagen. Ich hatte einen Schock, und selbst Belize war zutiefst erschüttert. Er bat mich inständig, ihm zu helfen, die Sauerei wegzuputzen. Ich nahm einen Lumpen und begann, das Blut von den Wänden zu wischen. Dieser Geruch nach frischem Blut und die Gewissheit, dass etwas richtig Schlimmes passiert war – grauenvoll. Meine Strafe für die Hölle, durch die ich meine Eltern geschickt hatte.«
    »Sie können sich nicht die Schuld an einem Verbrechen geben, das jemand anders begangen hat, Lindie.«
    Wieder fing sie an zu weinen. »Ich hätte es wissen müssen! Ich hätte gehen müssen! Oder darauf bestehen, dass Belize geht! Ich hätte, hätte, hätte!«
    Decker hatte keine tröstenden Worte parat. Er wartete einen Augenblick und fragte dann weiter: »Kam Manny zur Wohnung zurück?«
    Ein langer, leidvoller Seufzer. »Ungefähr nach vier Stunden. Bis dahin hatten Belize und ich fast alles gereinigt... Aber es stank immer noch.«
    Sie schluckte hart.
    »Manny meinte, das Apartment sei nicht sauber genug. Er sagte uns, es müsse vor unserer Abfahrt makellos sein. Und dass er jetzt seine und Beths Sachen zusammenpacken würde. Sein Plan war, bis zum

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