Habgier: Roman (German Edition)
Folklore aus. Beth brachte uns allen die traditionellen Gerichte aus New Mexico bei, und wir veranstalteten diese Abendessen, wo jeder etwas mitbringt, und das brachte uns noch mehr Leute ein. Beth führte ihre Töpferkünste vor und nahm Geld für Unterrichtsstunden. Wir benutzten eine der Schalen für den Messwein und eine andere für die Duftkerzen. Es war alles ziemlich exotisch.«
»Verstehe.«
»Manny war der geborene Anführer, aber Beth war die treibende kreative Kraft. Sie hatte auch die Idee, eine Biofarm zu kaufen, um der Gruppe eine richtige Aufgabe zu geben. Wir alle hielten das für eine grandiose Idee – lange vor dem superernstgemeinten Biowahnsinn, aber damals standen schon viele Hippies auf gesundes Essen. Wir waren total begeistert, denn endlich hatte unser armseliges Dasein Sinn und Zweck. Alles lief so gut!« Lindie seufzte und trank wieder Kaffee. »Dann kreuzte Belize auf.«
Decker nickte. »Probleme?«
»Mit einem richtig großen P.« Sie wischte Tränen weg. »Beth und Manny waren exotisch, aber Belize war die Krönung. Er hatte nicht nur indianisches Blut in den Adern, sondern hatte tatsächlich gesessen. Damals, daran muss man denken, gab es keine Kriminellen, sondern nur politische Gefangene. Es war die Zeit, als die Indianer Alcatraz übernahmen. Die Ureinwohner Amerikas kamen groß raus. Belize war angesagt. Er zog alle Aufmerksamkeit auf sich, als Manny ihn eines Tages mitbrachte. Manny vergötterte Belize. Ihr Daddy war wegen Mordes irgendwie zu vierzig oder noch mehr Jahren Knast verurteilt worden. Belize übernahm die Vaterrolle für Manny.« Lindie Holmes Frau schüttelte den Kopf. »Belize schwärmte vom ersten Moment an für mich. Ob Sie’s glauben oder nicht, ich war damals ziemlich hübsch. Ich wünschte, ich hätte Warzen auf der Nase gehabt. Das hätte mir ein Leben voller Kummer erspart.«
Trotzdem war sie bei dem Kerl geblieben. »Er hat Sie umworben?«, fragte Decker.
»Ja.«
»Und Sie fühlten sich geschmeichelt?«
»Sie müssen das verstehen – ich spielte immer die zweite Geige... oder vielmehr die dritte. Das Alphamädchen war Beth, dann kam Alyssa, dann ich, und dann der Rest. Plötzlich war dieser exotische, mysteriöse Typ hinter mir her. Ich hatte auf der Stelle einen anderen Status.«
»Was passierte mit Ihrem Freund Christian?«
»Das war schon lange vorbei. Er gehörte zur Gruppe, aber wir waren kein Paar mehr. Jeder für sich, jedem das Seine.« Sie zögerte. »Wissen Sie, was aus Christian geworden ist?«
»Er ist der Direktor einer exklusiven Privatschule im Osten.«
Sie verdrehte die Augen. »So viel zum Thema ›Ausverkauf unserer Ideale‹.«
»Vielleicht dachte er, er wäre am nützlichsten, wenn er junge Köpfe unterrichtete.«
»Vielleicht macht er den Job auch nur wegen seines Vater, der hatte nämlich denselben. Christian hat seinen Vater verhöhnt, weil er all diese teuren Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke bekam. Jetzt tut er genau das Gleiche. Ich nenne ihn einen Heuchler, aber sehen Sie mich an: die perfekte Vorstadtmama mit Biokeksen und Geländewagen.«
»Sie ziehen Ihre Kinder in einem intakten Umfeld groß. Was ist daran auszusetzen?«
Sie lächelte ihn tränenumflort an. »Danke.«
»Wenn Sie sagen, ›Jeder für sich, jedem das Seine‹, nehme ich mal an, Sie beziehen das auf die Partys?«
Ihr Blick durchdrang die Wände, auf die sie starrte. »Irgendwie erinnere ich mich daran, dass die beiden in gewisser Weise spirituell waren. Sie haben Haschisch geraucht, aber ich sehe sie nicht durch die Gegend vögeln. Beth und Manny nahmen ihre Rolle als Anführer ziemlich ernst. Manny stand mehr auf Drogen und Essen als auf Sex.«
Das passte zu dem, was Marge von Alyssa Bright Mapplethorpe erfahren hatte. »Wie lange gehörte Belize der Kirche an, bevor die Sache schieflief?«
»Er gehörte der Kirche nie richtig an. Eigentlich erstaunlich.« Sie atmete laut aus. »Belize hatte unsere sorgfältige Planung und harte Arbeit in ungefähr zwei Wochen sabotiert.«
»Was ist passiert?«
»Der Mann war ein Bock... unersättlich... manche Sachen ändern sich nie.« Noch mehr Tränen. »Vermutlich genügte ich ihm nicht mehr. Oder vielleicht war ich einfach gerade nicht da. Er wohnte bei Beth und Manny, und Manny war nicht immer zu Hause. Beth war eine Schönheit.«
Decker dachte einen Moment lang nach. »Er machte sich an Beth ran?«
»Unglaublich, nicht wahr? Warum habe ich ihn nicht schon vor Jahren verlassen... ich bin so eine
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