Habgier: Roman (German Edition)
schlimme Kopfschmerzen. »Ist Henson der Hacker während seiner Übeltaten zufällig auf einen Einsatzplan gestoßen, der beweist, dass Roseanne an Bord des Fluges war?«
Marge schüttelte den Kopf.
»Dann müsst ihr beide noch mal zu West Air, und zwar diesmal auf dem offiziellen Weg. Treibt die Originalliste und den Einsatzplan auf. Wir stehen sonst mit leeren Händen da.«
»Angesichts dieser beiden Sachen stehen wir genauso mit leeren Händen da«, bemerkte Oliver.
Decker wurde sauer. »Geh einfach zurück zu West Air und finde das, was wir suchen, Scott. Weder die Times noch West Air würden Roseanne Dresden auf eine offizielle Liste der Todesopfer setzen, ohne das Ganze genau zu überprüfen, allein schon wegen der zu erwartenden Prozesse.«
»Nicht, wenn es der Ehemann Ivan der Schreckliche ist, der anruft und sie auffordert, genau das zu tun«, wandte Marge ein. »Übrigens klagt er bereits gegen West Air.«
»Mit dem Einsatzplan sollte die Sache schnell geklärt sein. Oliver, hat dich einer von Roseannes Freunden zurückgerufen?«
Oliver holte ein schmales Notizbuch aus seiner Hosentasche. »Zwei: David Rottiger und Arielle Toombs.«
»Nur zwei von acht?«
»Kein schlechter Schnitt, wenn man bedenkt, dass alle für West Air arbeiten und laut offizieller Sprachregelung sämtliche Fragen an die Task Force weitergeleitet werden müssen.«
»Seit ich die Firma von innen gesehen habe, finde ich es schon ziemlich mutig von den beiden, überhaupt zurückzurufen«, sagte Marge. »Wenn rauskommt, dass sie mit uns gesprochen haben, bricht für sie die Hölle los.«
»Dann macht schnell Termine mit ihnen, bevor sie es sich anders überlegen«, sagte Decker.
»Ich habe schon eine Verabredung mit Rottiger. Er wohnt in West Hollywood, und da ich heute Abend sowieso in der Stadt bin, habe ich ihm vorgeschlagen, so gegen sechs bei ihm vorbeizukommen. Er war einverstanden, klang aber, als sei er auf der Hut.«
»Und was ist mit Toombs? Wo wohnt sie?«
»Studio City.«
»Hast du heute Abend Zeit, mit ihr zu reden?«, fragte Decker Marge.
»Ja, ich müsste nur mein Treffen um sechs mit Vega verschieben.«
»Dieses Mädchen geht nämlich zu einem Date...«
»Scott, das ist nicht nett von dir.« Marge richtete ihren Blick um Rückhalt bittend auf Decker. »Ein Freund hat sie heute zu einer Party eingeladen. Sie wollte mich davor gerne sehen, aber ich kann sie auch danach treffen.«
»Kommt nicht in Frage. Das wird ein großes Ereignis für Vega, und sie braucht dich.«
»Danke, Pete. Ich weiß das zu schätzen.«
Es war jetzt vier Uhr nachmittags. Wenn Decker Toombs am frühen Abend treffen könnte, würde er seine Familie danach zum Essen im Golan ausführen. Bei dem Gedanken an shwarma und baba ghanoush mit warmem Pita-Brot lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Auch wenn Toombs keine Zeit haben sollte, klang ein Besuch im Golan wie Musik in seinen Ohren. »Gib mir Toombs’ Telefonnummer, ich kümmere mich selbst um sie.«
Oliver nannte ihm die Nummer.
Er schien sich irgendwie unwohl zu fühlen, also fragte Decker ihn, was los sei.
»Ich weiß nicht...« Oliver atmete gekünstelt tief aus. »Was wollen wir eigentlich mit der Dresden-Sache erreichen? Glaubt ihr wirklich, dass ihr Mann von dem Absturz gehört und dann einfach so beschlossen hat, sie loszuwerden und den Flug als Alibi zu benutzen?«
»Vielleicht haben sie sich gestritten«, schlug Marge vor. »Die Ehe war nicht besonders gut laut Roseannes Eltern.«
»Ja, genau«, sagte Oliver, »laut Roseannes Eltern. Und wir machen bei dem Wahnsinn mit, nur weil die beiden trauern und die Umstände ihres Todes verleugnen?«
»Ich behalte mir ein Urteil noch vor, Scotty. Finde alles über Roseanne Dresden heraus – und über West Airs offizielle Anweisungen, wann Flugbegleiter ohne Ticket an Bord sein dürfen. Marge, du rufst bitte bei der Times an und versuchst, ihre Originalliste aufzutreiben. Dann vergleich sie mit der von Henson dem Hacker. Sollten sie übereinstimmen, müssen wir wissen, ob und wenn ja von wem bei der Times Roseannes Name hinzugefügt wurde oder ob West Air ihn nachgemeldet hat. Wenn es jemand von West Air war, müssen wir wissen, wer aus der Firma bei der Times angerufen hat.«
»Geht in Ordnung, ich befürchte nur, dass bei der L.A. Times um vier Uhr nachmittags niemand mehr arbeitet.«
»Dann hinterlass deine Nummer, und hak morgen noch mal nach. Und ich möchte, dass ihr beide wieder bei West Air aufkreuzt und diesen
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