Habgier: Roman (German Edition)
Einsatzplan findet.«
»Alles, was die tun werden, ist, uns Formulare zu überreichen.«
»Dann füllt sie aus, und lasst nicht locker.«
»Deine Anwesenheit, Decker, würde dem Ganzen mehr Nachdruck verleihen«, meinte Oliver.
»Meine Marke hat die gleiche Farbe wie eure.«
»Aber du trägst den höheren Dienstgrad.«
»Stimmt. Und an diesem Punkt meiner Karriere schlage ich mich nur noch mit Papierkram herum, der unmittelbar mit dem Revier zu tun hat.«
Die Straße lag hinter einem großen Supermarkt, und die Hausnummer gehörte zu einer Reihe von Bungalows, die sich ein Terrassengrundstück teilten. Ihr einziges Unterscheidungsmerkmal war ein großes A, B, C oder D, das neben der Hausnummer klebte. Die Terrasse ähnelte einem winzigen gefliesten Patio, auf dem Stühle und ein Tisch aus verblasstem Teakholz und dazu passende Tontöpfe mit Grünpflanzen oder üppigen Blumen Besuch erwarteten.
Ein Mann in Fahrradshorts, einem grauen T-Shirt und Flip-Flops hielt eine metallene Gießkanne vor sich, aus der wahre Bäche schossen und die leuchtend roten Begonien begossen. Er war mittelgroß und gerade noch nicht untersetzt. Sein Haar war tiefrot, seine Haut voller Sommersprossen. Seine Haltung verriet, dass er sich durch Olivers Anwesenheit nicht gestört fühlte.
»Entschuldigen Sie«, sagte Oliver, »ich suche David Rottiger.«
Der Mann wässerte weiter seine Pflanzen. »Das bin ich.« Der Mann sah auf. »Und Sie sind Detective Oliver oder Detective Scott?«
»Ich heiße Scott Oliver, aber beides geht in Ordnung. Und danke, dass Sie mit mir reden wollen.«
»Danach werde ich wahrscheinlich gefeuert.«
»Hoffentlich nicht.«
»Mittlerweile kümmert’s mich kaum noch. Sie können sich nicht vorstellen, wie angespannt die Stimmung seit dem Vorfall ist.«
»Das muss alles sehr unerfreulich sein.«
»Unerfreulich trifft nicht ganz die Bandbreite an Gefühlen, wenn Freunde sterben und man im Innersten weiß, dass es auch einen selbst hätte treffen können.« Seine Mundwinkel zitterten. »Aber wo sind meine Manieren? Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Wasser, eine Tasse Kaffee oder etwas Stärkeres?«
»Was immer Sie trinken, Mr. Rottiger.«
»Ich habe erst gestern Abend einen wunderbaren Syrah aufgemacht. Nehmen Sie doch Platz, ich bin gleich wieder da.«
»Lassen Sie sich Zeit. Herrlich hier draußen.«
»Nicht wahr? Ich flüchte mich in Gartenarbeit, aber das ist besser als vieles andere.« Nach ein paar Minuten kehrte er mit zwei randvoll gefüllten Rotweingläsern zurück und reichte eins davon Scott. Die beiden Männer tranken schweigend.
»Exzellente Textur«, sagte Oliver, »sehr weich. Wäre es Ihnen recht, wenn wir drinnen reden? Da sind wir ungestört.«
»Wie Sie wollen, aber Sie wissen ja, dass ich nicht über den Flug 1324 reden darf. Man hat uns angewiesen, alle Fragen an die Task Force oder an die Rechtsanwälte von West Air weiterzuleiten. Was auch immer den Flug betrifft, ist tabu.«
»Verstehe«, sagte Oliver, »aber eigentlich wollte ich mit Ihnen über Roseanne Dresden sprechen. Welcher Bungalow ist Ihrer?«
»C wie in Crash.« Er brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Galgenhumor hilft einem durch den Tag.«
»Die Taktik hab ich auch schon oft angewendet.«
Rottiger öffnete die unverschlossene Haustür. Die ganze Wohnung konnte keine sechzig Quadratmeter groß sein, aber sie war perfekt: hohe Decken mit Querbalken, Bambusparkett und sehr, sehr hell. Die Wände waren blassgrün gestrichen und mit japanischen Schriftrollen oder minimalistischen Tuschezeichnungen dekoriert. Es gab nur ein Schlafzimmer und ein Bad, daher stand im Wohnzimmer eine bequem aussehende große Schlafcouch für Gäste bereit. Ein schwarzer Tresen aus Granit trennte das Wohnzimmer von der Küche ab, die funktional gehalten war, bis auf eine Vase mit blutroten Rosen. Einer der Küchenschränke enthielt einen Plasma-Fernseher. Oliver war beeindruckt, vor allem von dem Fernseher.
»Ist das HD?«
»Aber natürlich. Wenn ich Baseball anschaue, sehe ich die Spieler in 3D ihren Kautabak ausspucken.« Rottiger zog unter dem Tresen einen Barhocker hervor. »Wie kann ich Ihnen also weiterhelfen?«
»Ich weiß, das wird für Sie gleich alles ein bisschen seltsam klingen, aber Roseannes Eltern haben uns aufgesucht. Sie glauben nicht, dass Roseanne tatsächlich auf dem Flug 1324 war.«
Rottiger starrte aus dem Fenster und nippte an seinem Weinglas.
»Was halten Sie davon?«, fragte Oliver.
»Es
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