Habgier: Roman (German Edition)
rumgevögelt hat?«
»Er scheint untreu gewesen zu sein«, sagte Marge.
»Dieser Typ ist ein geiler Bock!«, ereiferte sich Holmes. »Er hat ihr ganzes Geld bei Stripperinnen abgeladen, und dann wagte er es, sich aufzuspielen, weil Roseanne ein bisschen Aufmerksamkeit wollte.«
»Wie haben Sie Roseanne kennengelernt?«, fragte Decker.
»Ich war auf dem Heimflug von einem Geschäftstreffen in Los Angeles, und Roseanne arbeitete an Bord. Sie sah traurig aus, also habe ich sie darauf angesprochen. Sie behauptete, alles sei in bester Ordnung. Es wäre ja auch nicht besonders professionell gewesen, mit einem Fluggast ihr Privatleben zu bequatschen. Später sind wir uns dann durch puren Zufall an der Hotelbar begegnet. Ich konnte ihr am Anfang genau ansehen, dass sie mich nur für einen fetten alten Sack hielt, der auf eine schnelle Nummer aus war.« Sein Blick verfinsterte sich. »Wir haben uns sechs Monate lang getroffen, ohne miteinander ins Bett zu gehen. Unsere Beziehung war etwas ganz Besonderes, auch wenn Sie mir das wahrscheinlich kaum glauben können.«
»Doch, doch«, sagte Marge.
Holmes schaute wieder nach der Uhrzeit, legte eine Hand auf jedes Knie und stützte sich beim Aufstehen ab. »Es tut mir leid, aber Sie beide müssen jetzt wirklich gehen. Die Bauarbeiter sind in zehn Minuten wieder da, und unser Gespräch hat alte Wunden aufgerissen. Ich brauche ein paar Minuten, um mich wieder zu fangen.« Er atmete laut aus. »Sie bekommen die Fotokopien per FedEx, und dann sind wir hoffentlich durch mit allem.«
Decker stand auf und gab ihm seine Visitenkarte, genau wie Marge. »Eine letzte Frage, Mr. Holmes«, sagte sie, »können Sie sich vorstellen, warum Roseanne ohne Diensteinteilung in San Jose war?«
»Ich würde noch nicht einmal eine Vermutung wagen«, sagte Holmes.
»Wagen Sie’s«, insistierte Decker.
Holmes seufzte. »Kommen Sie, ich bring Sie zur Tür.«
Decker bewegte sich nicht von der Stelle.
»Das klingt jetzt selbstgefällig«, sagte Holmes, »aber vielleicht hatte sie ja endlich von Ivan die Nase voll und wollte mich treffen.«
»Aber sie hat Sie nicht getroffen.«
»Nein, möglicherweise hat sie ja ihre Meinung geändert, als sie erst mal hier war. Oder sie hat Freunde besucht. Sie kannte ein paar Leute hier, denn sie flog die Route ziemlich lange.«
»Freundinnen oder Freunde?«, fragte Marge.
»Ich dachte eher an Freundinnen, aber mag sein, dass es auch einen neuen Freund gab. Da wir keinen Kontakt mehr hatten, kann ich das nicht wissen.«
Marge zog ihr Notizbuch aus der Tasche. »Können Sie mir ein paar Namen der Freundinnen nennen?«
»Tja...« Holmes blickte wieder hektisch auf die Uhr. »Ich erinnere mich an eine Christie und an eine Janice. Vielleicht auch Janet?«
»Nachnamen?«, hakte Marge nach.
Ein tiefer Seufzer. »Christie... so was wie Jorgenson, Ivarson, Peterson...«
»Ein skandinavischer Name?«
»Ja, kann sein.«
»Und was ist mit Janet oder Janice?«
»Den Nachnamen habe ich nie gehört.«
»Wie sieht Christie aus?« Marge ließ nicht locker.
»Mittelgroß, schulterlanges blondes Haar, blaue Augen, Knopfnase, sehr dünn mit langen Beinen und schlanken Waden. Wir haben sie vielleicht zwei- oder dreimal zum Abendessen getroffen. Janice oder Janet habe ich nur einmal gesehen. Brünett, hellbraune Augen, gute Figur, ein bisschen älter. Sie müssen jetzt wirklich gehen. Meine Frau hat von der Affäre nie etwas mitbekommen, Gott sei Dank, und dabei soll es auch bleiben. Ich war sehr kooperativ und erwarte, dass das auf Gegenseitiges beruht.«
Gegenseitigkeit , dachte Decker. »Wir werden tun, was wir können. Sie haben meine Karte, Mr. Holmes. Wenn Ihnen Christies Nachname oder sonst noch etwas einfällt, das uns dabei helfen könnte, Roseannes Aufenthaltsorte zu verfolgen, wären wir Ihnen sehr dankbar.«
»Wollen Sie nicht auch wissen, was Roseanne zugestoßen ist?«, fragte Marge zum Schluss.
»Natürlich, aber mehr auch nicht. Ich konzentriere mich jetzt voll und ganz auf meine Familie.« Holmes strich seinen Spitzbart glatt. »Wenn Sie etwas herausfinden, freue ich mich über einen Anruf. Vor allem, weil ich Ihnen so bereitwillig Rede und Antwort gestanden habe.«
»Das wissen wir, Sir«, sagte Decker. »Wir tun, was wir können.«
»Das Gleiche gilt für mich, Lieutenant. Sie wissen doch, wie der Hase läuft. Ich tue Ihnen einen Gefallen und Sie mir.«
21
Nachdem Decker den Wagen ausgeparkt hatte, fragte Marge: »Was denkst du?«
»Das
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