Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
bezeichnete sich selbst als Bauunternehmer und Promoter, aber sein eigenes Haus war nicht gerade ein Aushängeschild für sein finanzielles Geschick. Es handelte sich eher um eine bescheidene Behausung aus Holz, etwas zwischen Bungalow und Ranch – weiß getäfelt mit grün gestrichenen Fensterläden -, auf einem um die fünfhundert Quadratmeter großen Grundstück. Der sehr grüne Rasen des hübschen Vorgartens mündete in ein bunt gemischtes Blumenbeet, in dem Primeln, Begonien, Rosmarinbüsche, Azaleen und Glockenblumen blühten.
    Decker parkte ihr Mietauto am Straßenrand und stellte den Motor ab. Er wendete sich Marge zu: »Warum lässt er uns in sein Haus, wenn er verheiratet ist? Selbst wenn seine Frau und die Kinder gerade nicht da sind, könnten sie doch jederzeit unerwartet aufkreuzen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Marge, »manchmal tun Leute die seltsamsten Dinge.«
    Sie zuckten synchron mit den Achseln, stiegen aus dem Auto und gingen zur Eingangstür. Decker klingelte, und Holmes öffnete eine Sekunde später.
    Die Beschreibung, er sei massig gebaut, war nicht gelogen. Bei einer Körpergröße von eins achtzig trug er mindestens fünfundvierzig Kilo zu viel mit sich herum, von denen die meisten wie ein riesiger Muffin über seiner Gürtelschnalle hingen und die Elastizität seines Poloshirts bis aufs Äußerste strapazierten. Seine viel schmaleren Hüften steckten in einer ausgebeulten Khakihose, seine Füße sockenlos in Turnschuhen. Sein Gesicht war rund und weich, mit dem leichten Ansatz eines Doppelkinns. Er hatte eine Stupsnase, und sein Mund war eingerahmt von einem rötlich grauen Spitzbart. Kohlschwarze Kulleraugen glotzten über die schmalen Gläser einer Lesebrille. »Sind Sie die Polizisten aus Los Angeles?«
    »Ja, Sir, die sind wir«, antwortete Decker. »Und Sie sind Raymond Holmes, Sir?«
    Er überging die Frage. »Könnte ich Ihre Ausweise sehen?«
    »Natürlich.« Decker zeigte ihm, genau wie Marge, seine Dienstmarke und seinen Ausweis. Der bullige Mann studierte sie ausgiebig und antwortete dann mit einer schrillen Stimme, die seine Körpergröße Lügen strafte: »Man kann heutzutage nicht vorsichtig genug sein. Bei dem ganzen Terrorismus und diesen gefälschten Identitäten. Man weiß nie, wer wirklich wer ist. Kommen Sie rein.«
    Marge und Decker betraten einen Raum, der gerade renoviert wurde. Der Trockenausbau war beendet, aber die Böden waren noch im Rohzustand und die Wände noch nicht gestrichen. Ausgeschlagene Löcher in den Wänden zeigten an, wo Steckdosen und Lichtschalter geplant waren. Großzügige Fenster fluteten den Raum mit Licht. Holmes führte sie durch einen Bereich, der wahrscheinlich das Esszimmer werden würde, hinein in die zukünftige Küche, wenn man die Klempnerarbeiten richtig deutete. Bis jetzt standen nur ein Klapptisch und vier Stühle darin. Der Bauunternehmer wies sie mit einer Geste an, Platz zu nehmen.
    »Tut mir leid für den ganzen Dreck, aber es war einfacher, Sie hier zu treffen, als in meinem Büro.«
    »Sie sind in der Baubranche tätig?«, fragte Decker.
    »Bauunternehmer und Promoter«, erwiderte Holmes, »und das hier ist eins meiner zahlreichen Umbauprojekte.«
    Decker sah sich um. »Was ist das – original Vierzigerjahre?«
    Holmes platzierte sich auf einem der Stühle und spreizte seine Beine, um seinem Bauch zwischen den Knien Raum zu geben. Er zog ein Taschentuch aus seiner Jackentasche und wischte sich damit die Stirn ab. Im Haus war es nicht besonders warm, aber es war auch nicht ungewöhnlich für korpulente Menschen, stärker zu schwitzen. »Interessieren Sie sich für Umbauten, Detective?«
    Decker lächelte. »Meine Tochter und mein Schwiegersohn planen gerade eine aufwändige Renovierung, deshalb bin ich tatsächlich neugierig. Wie lange arbeiten Sie schon in der Branche?«
    »Mein ganzes Leben.« Er blickte auf die Uhr. »Hören Sie, ich will ja nicht unhöflich sein, aber ich habe die Bauarbeiter weggeschickt, damit wir über diese... heikle Angelegenheit reden können. In einer Dreiviertelstunde sind sie wieder da.«
    »Dann sollten wir uns ein bisschen beeilen«, meinte Decker. »Erst einmal, Mr. Holmes, möchte ich Ihnen danken, dass Sie so schnell Zeit für uns gefunden haben.«
    »Sie haben sich ja nur sehr unklar geäußert, worum es geht«, sagte Holmes, »irgendwas mit Roseanne Dresden. Hat sie mir Geld hinterlassen oder so?«
    Marge und Decker tauschen Blicke aus, dann sagte Decker: »Ihr Nachlass ist noch nicht

Weitere Kostenlose Bücher