Habiru
so.«
»Und doch war es, wie ich sagte. Und auf einmal war die Schwärze überall, ich vermute, ich bin ohnmächtig geworden.«
»Wirklich?« Schena klang unsicher.
»Das ist gut möglich, so erschrocken, wie ich war.«
»Vielleicht bist du dann immer noch ohnmächtig.«
Sarah hatte sich diese Überlegung bisher verboten, auch wenn es schlüssig war. Ihr war überhaupt nicht wohl bei dem Gedanken. Wie viel Zeit verging zu Hause, wenn es wirklich so war? Genauso viel wie hier? Sie wusste es nicht. Schena fragte: »Warum zieht der Geldschein die Wellen des Lebens an sich? Hast du eine Ahnung?«
»Nein.« Sarah wusste es nicht.
Das war die eine Frage, die sie beantworten mussten. Die andere, warum eine Pyramide den Dollar zierte.
4. Damar, des Rätsels Lösung?
Nach gut drei Wochen war sie immer noch nicht wieder zu Hause aufgewacht. Es war wie verhext.
Trotz all ihrer Sorgen deswegen fühlte sie sich nicht unwohl. Auch wenn die Bedrohung durch die Habiru allgegenwärtig war, und man wegen der Arbeiten an der Mauer ständig daran erinnert wurde, war diese Welt immer noch liebenswert.
Sie half beim Bau der Mauer mit, so gut sie konnte. Die Mauer war nun schon bald fertig. Wenn sie dran dachte, dass vor drei Wochen diese Mauer noch nicht einmal geplant war, kam es ihr immer wie ein Wunder vor. Es war gewaltig, was diese Menschen zusammen erreichen konnten.
Schena wusste ja nun von Sarahs Sorgen, und versuchte sie bei jeder Gelegenheit zu trösten. Sarah war dabei immer nicht ganz wohl, eigentlich brauchte doch eher Schena Trost. Ihr Onkel war tot und ihr drohte die Gefahr. Dagegen verblasste die Frage, warum sie nicht wieder aufwachte doch ziemlich. Schena hatte mit ihr immer noch nicht über die Ereignisse in Eridu gesprochen. Es war, als ob sie sich das Nachdenken darüber versagt hatte. Sarah wollte ihr gerade begreiflich machen, dass es gefährlich war, diese Bilder in sich zu verschließen, in dem man sozusagen eine Mauer im Kopf baute, als der Ochsenkarren wieder vorbeikam. Der Ochse wurde heute von einem Mann geführt, der anscheinend Mitte bis Ende vierzig war. Er war ein durchaus gutaussehender Mann, mit dunklem, lockigen Haar. Und braune Augen. Seine Augen waren das faszinierendste an ihm. Sie fesselten einen regelrecht.
»Hallo ihr beiden. Habt ihr nicht Lust, mich zu begleiten und beim Beladen mit Lehm zu helfen?«
»Hallo Damar.« grüßte Schena freundlich.
Schena sah Sarah an. Sagte aber nichts. Also lag es an ihr.
Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn Schena nichts dagegen hat, warum nicht? Dann kommen wir mal ein wenig raus.«
Sie sagten noch schnell Bescheid. Keiner machte ihnen Vorhaltungen, dass sie nun woanders halfen. Sofort übernahmen andere ihre Aufgaben.
Sie gingen los. Damar führte den Ochsen, Sarah und Schena gingen nebenher. Es war ein gutmütiges Tier, wahrscheinlich brauchte es gar keine Begleitung. Mittlerweile war schon ein richtiger Pfad zu dem Lehmfeld entstanden, den Weg konnte man nicht verfehlen. Das Gras dort war braun und niedergetreten. Sarah verließ das erste Mal Erech in westlicher Richtung. Auch hier kamen erst die Wiesen, und dann wurde es hügeliger. Nur der Wald fing weiter im Norden an. Sie sahen nur den Rand.
Damar sagte: »Ihr bereitet uns ja ordentlich Arbeit. Hoffentlich ist es das wert.« Sarah wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Es war vielleicht nur etwas missverständlich formuliert, wahrscheinlich wollte er aber nur einen Einstieg in eine Unterhaltung finden.
»Mehr als hoffen können wir auch nicht.« sprang Schena in die Bresche.
Er ignorierte Schenas Antwort und sah wieder direkt zu Sarah. »Mich interessiert, woher du dein Wissen hast.« Seine Augen drangen beinahe magisch in sie ein. Sarah konnte nichts sagen. Damar sprach weiter: »Deine Idee zu der Mauer könnte wirklich helfen, und noch besser fand ich die Pläne zu den Torflügeln.«
Endlich fand Sarah die Worte wieder. »Danke.«
Sie war ganz verlegen. Es war doch gar nichts dabei, und völlig selbstverständlich - jedenfalls in ihrer Welt.
Sollten sie auch Damar einweihen? Sie war nicht sicher. Ein kurzer Blickwechsel mit Schena genügte, um dies zu klären. Sie hatte schnell begriffen, was Sarah dachte, und genickt.
»Ich komme aus der Zukunft, viele tausend Jahre später, und träume nur.« Damar blieb stehen. »Was sagst du da?«
Er war sichtlich überrascht.
Schena sagte: »Es stimmt, sie spricht die Wahrheit, wir haben so viele Dinge entdeckt, die sich nicht
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