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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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Arnek nicht doch nur wegen ihr tot war. Denn ohne sie wäre er nicht in Eridu gewesen. Und Mousud hätte ohne ihren Besuch nichts von Zikkuraten oder Pyramiden gewusst. Je mehr sie grübelte, desto mehr steigerte sie sich in die Arbeit, und desto härter arbeitete sie.
    Sie bekam Schwielen an den Händen, und fiel beinahe jeden Abend erschöpft ins Bett.
    Am mittlerweile achten Tag ihres durchgehenden Besuchs in Schenas Welt erzählte sie Schena von ihren Sorgen. Sie hockte im Schatten der an dieser Stelle bereits fertigen Mauer, und machte gerade eine Pause. Bis eben hatte sie die Formen mit Lehm gefüllt. Schena, die lieber mit dem Lehm die fertigen Ziegel mit Mörtel verschmierte und in die Mauer einsetzte, hatte sich zu ihr gesellt.
    Es war gemütlich, so einfach neben ihr zu sitzen. Beide schwiegen. Schena schien völlig darauf zu vertrauen, dass sie von selbst wieder etwas erzählen würde, seit ihrem Anranzer vor ein paar Tagen hatte sie nicht mehr nachgefragt, ob Sarah wieder zu Hause aufgewacht war. Sie waren sich zwar nicht aus dem Weg gegangen, das nicht, aber sie hatten einfach nicht mehr über dieses Thema geredet.
    »Entschuldige wegen neulich.«
    »Was meinst du?«
    »Na, weil ich dich so unfreundlich angeranzt habe, dass es dich nichts angehen würde, ob ich zu Hause aufgewacht war.«
    »Ach so. Schon gut.«
    »Nein. Leider nicht. Ich bin seit dem Tag, an dem Almuts Sippe kam, nicht wieder zu Hause aufgewacht. Und ich weiß nicht wieso.«
    Schena versuchte sie zu trösten. »Es wird einen Grund haben, und du wirst schon wieder zurückkommen. Denk nur daran zurück, als wir uns das erste Mal trafen. Da warst du genauso voller Zweifel.«
    Da hatte Schena recht.
    Sarah überlegt kurz, und sagte: »Dieses Mal war etwas anders. Mir war das sofort beim Aufwachen hier klar. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wann ich schlafen gegangen war. Und das war bisher noch nie so. Ich weiß noch, dass ich bei meiner Freundin Jessica war. Ich brauchte Ablenkung, nach dem Gespräch mit Frau Arnold und der Turmbau Geschichte, von der ich schon erzählt habe. Und dann - war da nur noch Schwärze.«
    Schena sagte nichts.
    »Mittlerweile ist mir wieder eingefallen, was dort passierte. Wir sahen fern, und in einer Pause holte Jessica einen Geldschein, den ihr Vater aus dem Urlaub mitgebracht hatte.«
    »Was habt ihr? In die Ferne gesehen?«
    Sarah lachte. »Ja, es ist zu schwierig, dir das jetzt zu erklären, ich mache es ein anderes Mal, bestimmt.«
    »Ist gut. Und Urlaub?«
    »Das erkläre ich dir dann auch.«
    Sarah war ein wenig enttäuscht. Wie sollte sie vernünftig mit ihr reden können, wenn sie jedes zweite Wort nicht kannte.
    Schena fiel gleich noch eines auf: »Und dieser Geldschein? Was hat es damit auf sich?«
    Sarah versuchte es noch einmal kurz zu erklären. »Das will ich dir sagen: Mit Geld kann man bei uns einkaufen. Jeder braucht es, um sich Nahrung, Wohnung und alles, was man sonst so benötigt, zu kaufen.«
    Schena klatschte sich mit der Hand an die Stirn »Ich glaube, auf dem Weg zum Steinkundigen haben wir schon mal darüber geredet, oder? Aber wirklich verstanden habe ich das nicht.«
    »Genau. Ich fragte Nestas, ob Mousud mit seiner Arbeit kein Geld verdient.« Schena erinnerte sich an ihre Unterhaltung mit Nestas. »Ich habe es noch im Ohr. Sie war erstaunt, weil sie dieses Geld genauso wenig kannte wie ich.«
    »Ja, das ist richtig. Ihr habt so etwas nicht.«
    Sarah wurde immer wieder unterbrochen, mit dem, was sie sagen wollte: »Aber was ich dir eigentlich erzählen möchte war etwas anderes: Auf diesem Geldschein, er heißt Dollar, das ist die Währung eines großen Landes, ist auf der Rückseite eine Pyramide abgebildet. Das hat mich doch sehr gewundert. Vor allem nachdem ich so viel über diese Form gelernt hatte.«
    »Oh. Und was hat das zu bedeuten?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht ist es das letzte Rätsel, und vielleicht wache ich deswegen nicht wieder zu Hause auf. Aber das war noch nichts alles: Auf einmal passierte es: Meine Wahrnehmung veränderte sich. Es war wie nach dem Solevu-Fest. Ich sah die Wellen.«
    »Das ist doch schön.«
    »Nein, es war alles andere als schön. Zuerst fiel mir auf, dass die Wellen selbst anders aussahen, schwächer, und ihre Farben waren nicht so intensiv. Richtig erschrocken bin ich aber erst, als ich sah, wie der Geldschein alle Wellen anzog, und nichts als Schwärze hinterließ.«
    »Das kann nicht sein. Kein Stoff der Welt verhält sich

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