Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
Vom Netzwerk:
war nicht sicher, zumal dort keine Tempel auf der Spitze gebaut wurden. In den Zikkuraten ließ sich ja auch niemand beerdigen, oder doch? Hatte sich die Vorstellung, wie man wiedergeboren werden konnte, dann nicht verändert?
    Das Tor Gottes. Gott im Himmel. Aufstieg in den Himmel. Es war doch offensichtlich, dass die Pharaonen auch an eine Wiedergeburt glaubten. Warum sonst hätten sie sich mitsamt ihrer Schätze und ihrem Gefolge beerdigen lassen, und dazu, auch noch einbalsamiert, damit ihre Körper erhalten blieben. Gleichzeitig waren sie in Gebäuden, die ihre Macht verkörperten. Und die in den Himmel zeigten, mit vier sich verjüngenden Seiten. Und irgendwo hatte sie mal gehört, dass alle Pyramiden nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet waren. Das Land der aufgehenden Sonne im Westen galt als Ort der Geburt, schließlich »erwachte« die Sonne dort auch jeden Morgen zum Leben. Und Westen soll seit jeher das Land der Toten gewesen sein, denn dort ging die Sonne unter.
    Jeden Tag. Also zyklisch.
    Es machte schon alles einen Sinn. Hier wurden die Toten wieder dem Kreislauf der Natur zugefügt. Sie hatte es von Schena gehört, und auch selbst gesehen, als sie Arnek dem Wasser übergab.
    »Aus der Erde seit ihr gekommen, zu Erde sollt ihr wieder werden.«
    Wieso kam ihr dieser Spruch, den sie das erste Mal auf der Beerdigung ihres Opas gehört hatte, in den Kopf?
    Sie machte sich kurz dazu Gedanken, und schweifte etwas ab, bevor sie wieder versuchte den Faden ihrer Überlegung wieder zu finden. Hier wurden die Toten in den Kreislauf zurückgeführt - und später, in den ägyptischen Pyramiden wurden sie konserviert, aber letztlich mit dem gleichen Hintergedanken.
    Doch sie drehte sich im Kreis. Es war ihr überhaupt nicht klar, was das zu bedeuten hatte.
    Sie dachte an die Wanderungsbewegung der Habiru. Sie wanderten in das Land der Toten. Und kamen aus der Richtung der Geburt des Lebens. Wieder kamen die Worte von ihrer Religionslehrerin in ihr Bewusstsein. Die Wiege der Kultur. Alles hat seinen Ursprung dort.
    Im Westen droht der Tod.
    Warum sollten sie dorthin wandern? Oder? Machte es doch Sinn?
    Die Geburtsstätte des Lebens lag im Osten - vielleicht nur des Lebens, wie wir es kannten? Und dafür starb »etwas« im Osten?
    Wieder dachte sie an den Satz, den sie Frau Arnold am Schluss der Religionsstunde am letzten Tag in »ihrer« Welt gesagt hatte. »Ich dachte an die Menschen, die dort lebten, bevor die neuen Siedler kamen.«
    Mehr und mehr war sie sicher, dass es tatsächlich sehr viele Hinweise auf diesen Sachverhalt gab. Eine Transformation der Welt. Genau hier - und: genau jetzt. Aber das war noch nicht alles. Sie entschloss sich, Schena oder Inanna ausführlich zum Thema Wiedergeburt auszufragen. Sie wusste viel zu wenig, und selbst wenn es eine falsche Spur war, wäre die Erklärung sicher interessant. Vielleicht lag darin auch die Antwort für die anderen Fragen. Sie hatte immer noch keine Erklärung, wie die Pyramide auf den Dollarschein kam.
    War es ein christliches Zeichen der Wiedergeburt? Das hätte sie doch schon mal gehört. Waren die USA christlich? Glaubten die Christen überhaupt an Wiedergeburt? Selbst da war sie nicht sicher. Jesus war auferstanden. Das schon. Und man zog daraus sehr viel Kraft. Aber sonst?
    So beschloss sie, Inanna zu fragen. Sie ging zu ihrer Hütte, Inanna war gerade dabei, das Essen vorzubereiten, wie so oft. Sie sang dabei genauso gerne wie Nesaja.
    Sarah ging zu ihr. »Du, Inanna?«
    Inanna drehte sich um, unterbrach ihre Tätigkeit, und lächelte sie an. »Was gibt es denn, Sarah? Was kann ich für dich tun?«
    »Können wir kurz rausgehen? Ich möchte dich etwas fragen!«
    »Na klar, ein paar Minuten habe ich doch immer übrig.«
    Sie gingen hinaus. Ihre weißen Haare strahlten in der Abendsonne.
    »Wir haben schon öfter über die Wiedergeburt gesprochen.«
    Inanna wusste noch nicht, worauf sie hinauswollte: »Und?«
    »Wie sieht denn eure Vorstellung dazu konkret aus? Ich weiß so gut wie gar nichts darüber, in meiner Welt ist dieses Thema nicht mehr so wichtig.« Inanna seufzte. Die Konfrontation mit den Geschichten aus Sarahs Welt waren für sie immer mit Unverständnis und Unglauben verbunden. Trotzdem sagte sie: »Dazu setzen wir uns besser hin. Ich versuche dir es zu erklären, das wird aber ein wenig länger dauern.«
    Sie setzten sich auf den warmen Boden und Inanna holte aus: »Du hast doch schon von der Heiligen Hochzeit gehört, oder?«
    »Ja. Einmal

Weitere Kostenlose Bücher