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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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vollständige Information über das Wunder Leben in sich trugen.
    Selbst bei der Blüte verhielt es sich ähnlich. Das wusste sie aus dem Biologie- Unterricht. Und - diese Menschen hatten ja recht - sämtliches Leben war nie einfach tot, sondern in den Nachkommen lebte es weiter, oder in einem neuen Zyklus fort. Das war ein wahrhaft göttliches Prinzip.
    Und in ihrer Welt hatte man so eine Angst vor dem Tod, weil man dieses Wunder einfach nicht mehr wahrnahm. Sondern wirklich dachte, mit dem Tod sei alles zu Ende.
    Da meldete sich ihre innere Stimme. Wenn man nicht weiß, was nach dem Tod kommt, versucht man sein Leben auszukosten bis zuletzt. Wenn du denkst, das
    Leben verläuft linear, verpasst du Gelegenheiten, denn das Gestern kommt nicht wieder. Du hast keine Wahl, sondern musst etwas sofort oder heute oder dieses Jahr oder in diesem Leben tun, sonst ist es endgültig vorbei. Sarah schluckte, ihr kam es in den Sinn: Weil wir Leben als linear ansehen, sind uns nachfolgende Generationen egal. Nach mir die Sintflut, nutze alles für dich selbst, ohne Rücksicht auf den Nutzen anderer.
    Ihre innere Stimme schwieg, was nur Zustimmung bedeuten konnte. Hier war nur die Große Mutter, also die Mutter Natur, wichtig. Sie sorgte für Überfluss, sie sorgte für ihre Kinder, wie jede Mutter es für ihre Kinder tat.
    Die Große Mutter war das All-Eine, das uralte Lebensprinzip. Sie gab Leben, und sie nahm es auch wieder. Aber nur, um neues Leben zu schaffen. Sie war das, was wir jeden Tag erfahren können, wenn wir uns in der Natur umsahen. Alles lebt - und ist durch sie am Leben.
    Jeder konnte dieses Wunder des Lebens am eigenen Leib erfahren und beobachten.
    Eine Frage war ihr immer noch im Kopf. Eigentlich hatte sie Nestas fragen wollen, aber dazu gab es keine Gelegenheit mehr. Und zwar war es die Frage
    nach den Priesterkasten, die sie in ihren Nachforschungen immer wieder fand. Sie hatte hier noch nicht einen Priester gesehen, und wunderte sich deshalb. In dem einen Text stand, dass Inanna eine Gottheit war, aber das war so abwegig, das wollte sie nicht erwähnen. Aber sie wollte Inanna fragen, ob es solche Spezialisierung gab. Sie glaubte es nicht. Je mehr sie von der Philosophie der großen Mutter verstand, desto weniger glaubte sie daran, dass es extra Personen gab, die diese Ideen predigten.
    Denn diese Einstellung zum Leben war überall erfahrbar, niemand musste daran erinnert werden, weil jeder es konkret erlebte. Und es gab keine einzige Mutter, die über alles bestimmte und für die Schöpfung verantwortlich war, sondern die Mütterlichkeit insgesamt war entscheidend - als Lebensprinzip. War nicht auch hier die Transformation spürbar?
    Von dem alles umfassenden, selbst zu erfahrenden mütterlichen Prinzip, in dem alles im Leben heilig war, zum Gott im Himmel, der sozusagen ein in den Himmel entrücktes Schöpfungsprinzip verkörperte? Für das ein Mann alleine verantwortlich war? Vermutlich war es so. Ihre Gedanken schweiften mal wieder ab. Was die Pharaonen wohl gedacht hatten, als sie sich in den riesigen Pyramiden beerdigen ließen? Vielleicht so etwas?
    Ich bin Gott, und damit unsterblich. Begrabt meine sterblichen Überreste in diesem Bauwerk, welches ich allein durch mein Wort habe erschaffen lassen, und dann werde ich ewiglich leben. Denn ich bin der Herrscher der Erde und des Himmels, und wenn ich entscheide, ewig zu leben dann werde ich das auch. In mir liegt alle Kraft. Ich bin Gott.
    In ihr ratterte es. Nur ein einziger, auch noch männlich gedachter Gott - an der
    Spitze. Und die weltlichen Herrscher sahen in sich dieser Entsprechung. Sie war so dumm. So oft zu kurz davor. Ihr fiel es wie Schuppen von den Augen. An der Spitze. Ein Mann. Ein Gott. Das Tor Gottes.
    Pyramiden waren anscheinend mehr als nur die Machtverkörperung, die das Bauwerk ausstrahlte. Ihre Struktur selbst war eine eindeutige Hierarchie. Eine Spitze. Die über allen anderen thront. Jede weitere Reihe nach unten war mit mehr Steinen - oder mehr Menschen - versehen.
    Eine Bebilderung der Gesellschaftsstruktur. Mehr als das. Die ultimative Ordnung der Menschheit, seit dem erstmaligen Schaffen zweier verschiedener Klassen Menschen - Herrscher und Beherrschte.
    Einer steht über dem anderen. Die Unterdrückung anderer Menschen, welche sie hier live erlebte.
    Und dann lief ein eisiger Schauer über ihren Rücken. Die Herrschaft der Pyramiden dauerte bis in ihre Zeit an. Wie sonst käme dieses Symbol auf den Dollarschein?
    Doch was

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