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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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teilen, falls sie hungrig und durstig sind.«
    Bevor Sarah eine Reaktion der Masse mitbekam, drehte sie ihren Kopf zu Schena und fragte sie schnell: »Wieso spricht Nestas für die ganze Sippe in der Wir-Form? Ist das die Meinung der ganzen Sippe?«
    »Ganz recht, die Berichte über die Habiru häuften sich gerade in letzter Zeit, und deshalb hat die Sippe sich dazu schon beraten. Hör' lieber wieder zu, wie es weitergeht.«
    Sarah sah wieder hoch. An-na dankte Nestas für ihren Beitrag, sichtlich froh darüber, dass die gewichtige Stimme der Egura hoffentlich die aggressive Einstellung Kalils im Keim erstickt hatte. Das Gemurmel der Masse setzte dieses Mal ganz leise ein, anscheinend war die Mehrheit der Menschen mit den Meinungen der drei angesehenen Sippen einverstanden. An-na wartete ein paar Augenblicke, bevor sie an die versammelte Menge die Frage richtete: »Ist noch jemand der Meinung, wir sollten vorsichtig agieren und uns auf einen möglichen Kampf vorbereiten, wie Kalil es vorschlug?«
    Niemand meldete sich, und Kalil senkte verlegen sein Haupt. Er schien etwas zu murmeln, und schlich davon. Nachdem keiner mehr Einwände vorbrachte und es auch keine neuen Wortmeldungen gab, sprach An-na das Schlusswort, und erklärte die Versammlung für beendet. Falls die Habiru in Eridu auftauchen sollten, würden sie nach alten Sitten empfangen werden. Nestas drehte sich zu den beiden Mädchen um und sagte: »Hoffentlich haben wir recht, und unser junger Freund unrecht.«
    Sarah war über diese plötzlichen Zweifel doch etwas überrascht. Sie sagte aber nichts. Die Gewitterwolken hatten Eridu erreicht, und ein heftiger Platzregen ging nieder. Die Menschenmenge zerstreute sich schnell, weil jeder so schnell wie möglich einen Unterschlupf suchte.
    Sie rannten in ihre Hütte, wurden aber trotzdem nass bis auf die Haut. Sarah lachte, sie fand den Regen prickelnd und angenehm nach ihrer Anstrengung, außerdem war es immer noch warm. In der Hütte trockneten sie sich erst einmal.
    Da sie wegen der Aufregung noch gar nicht dazu gekommen waren, Arnek von ihren Erlebnissen beim Steinkundigen zu erzählen, holten sie das jetzt nach. Arnek hörte aufmerksam zu. Besonders interessierte ihn die Schilderung über ihre verschiedenen Bauweisen, von Pyramiden hatte auch er noch nie etwas gehört.
    Dann zeigte er ihnen, was er auf dem Markt getauscht hatte, es waren besonders schöne Stoffe dabei, die er Inanna mitbringen wollte. Schenas Augen glänzten regelrecht, als sie fühlte, wie weich das Material war.
    Am frühen Abend zogen sich Sarah und Schena auf ihr Lager zurück. Die Anstrengung des Tages machte sich bemerkbar, und bei beiden fielen fast sofort die Augen zu, nachdem sie sich hingelegt hatten. Sarah hatte gar keine Chance sich Gedanken zu machen, ob sie wieder zu Hause aufwachen würde oder hier.

Kapitel 8: Sahras Welt
1. Die Habiru
    Schon am Ticken ihrer Uhr war ihr klar, was los war. Sie war wieder in Hamburg, es musste Dienstags morgens sein, die Uhr zeigte 6.25 Uhr. Es blieb noch ein wenig Zeit, bis sie aufstehen musste. Obwohl es ihr wie eine Ewigkeit her erschien, dass sie in der Schule über den Irakkrieg diskutierten und anschließend demonstrierten, war es doch erst gestern gewesen. Gestern war auch der Tag, an dem sie das erste Mal im Internet-Cafe gewesen war, und ihr restliches Taschengeld für diesen Monat für ihre Onlinezeit opferte, und das mit den Zikkuraten herausfand. Ihr war schon beim Duschen klar, dass sie unbedingt wieder ins Internet musste. Sie glaubte zu wissen, dass sie nachforschen musste, was es mit den Habiru auf sich hatte, bevor sie wieder in
    Schenas Welt zurückkehren konnte. Denn wenn es einen Sinn für ihre Träume gab, schien er mit dem beinahe zeitgleichen Auftauchen der Habiru im Zusammenhang zu stehen. Auch wenn sie eine unbestimmbare Angst davor hatte, sich diesem Thema zu stellen. Sie konnte sich diese Angst nicht erklären. Sie musste es tun. Doch erst einmal stand die Schule auf ihrem Programm. Wie gerne hätte sie heute die Schule geschwänzt, doch die Drohung ihres Vaters lag ihr immer noch schwer im Magen. Wenn es rauskommen würde, warum sie nicht zur Schule ging, gäbe es dieses Mal richtig Ärger, davon war sie überzeugt. Ebenso wenn sie nochmals mit dem Computer online gehen würde. Sie durfte sich keinen Fehltritt mehr leisten, auf keinen Fall.
    Der Unterricht zog sich ewig hin, so kam es Sarah wenigstens vor. Aber dies schien normal zu sein, wenn man nicht wirklich

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