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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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wollte einen starken, nicht auseinanderbrechenden Irak. Nach dem Motto: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Andererseits stand nun schon der zweite Waffengang an. Während der Erste wegen der Besetzung Kuwaits wenigstens noch einen halbwegs plausiblen Grund für die internationale Staatengemeinschaft hatte, war es nun völlig offensichtlich, dass es keinen triftigen Grund für diesen Krieg gab. Und es ging nicht um die Beseitigung des Despoten Saddam Hussein, denn der war früher guter Freund der USA und hatte schon damals den Irak mit harter Hand, Folter und Massenmorden regiert. Eine Strafaktion dafür wäre reichlich zu spät erfolgt.
    Immerhin war die UN nun auch gegen einen Krieg, und nur ein paar Länder neben den USA standen hinter einem möglichen Waffengang.
    Warum eigentlich durften die Kurden sich nicht selbstständig machen und ihren eigenen Staat gründen? Warum nicht die Schiiten im Süden? Welchen Grund gab es, diesen Völkern ihre Eigenverantwortung zu rauben und sie mit Gewalt in einem künstlichen Staatsgebilde festzuhalten, obwohl sie das anscheinend mehrheitlich gar nicht wollten?
    Die Worte ihrer Mutter kamen ihr in den Sinn. »Es geht um Macht und Geld.« War das auch der Grund, warum Saddam Krieg gegen den Iran führte? Und seine eigenen Landsleute umbringen lies, damit sie sich nicht verselbstständigten? War das nicht auch hinter den ganzen vorgeschobenen Gründen der USA, warum ein Irak-Krieg notwendig war, die wirkliche Begründung?
    In ihrem Kopf hallte es nach. »So war es schon immer.«
    Bis ihr aufging, warum ihr das so komisch vorkam. In Schenas Welt ging es nicht um Geld und Macht. Aber es war nicht real. Nur ein Traum. Nur eine Vision. Wirklich?
    Bisher hatte sie alle Dinge, die sie »träumte« auch in Wirklichkeit wiedergefunden. Sie weigerte sich zu glauben, dass ausgerechnet die Art und Weise, wie das Volk aus dem historischen Mesopotamien lebte, nämlich friedlich, naturverbunden, in Balance mit der Umwelt, nur ein Hirngespinst war.
    Dann war es aber zweifellos nicht schon immer so. Sondern es hatte sich irgendwann etwas ganz drastisch verändert.
    Die Habiru. Sie sind der entscheidende Faktor. Sie spürte es ganz sicher. Es war kein Zufall, dass ausgerechnet heute dort wieder Krieg drohte und Krieg eine lange Historie hatte, wo ihre Vision eines friedlichen Volkes vor langer Zeit spielte. Es war und blieb das Rätsel. Wer waren die Habiru? Was war es, was ihr Auftauchen bedeutete?

3. Krieg?
    Sie hatte sich abends hingelegt, nachdem sie das Fenster geöffnet hatte. Schließlich hatte sie was über die Habiru herausgefunden, auch wenn es sich nur ein paar spärliche Informationen handelte. Trotzdem hoffte sie, es würde ausreichen, um sie zu Schena zurückzubringen. Auf eine Art und Weise hatte sie Angst vor der Vision X das erste Mal, weil sie die drohende Gefahr spüren konnte. Und sie sich vor der Erkenntnis fürchtete, was da vor einigen tausend Jahren passiert sein könnte. Und weil ihre Vision ihr tatsächlich körperliches Unwohlsein bringen konnte und damit eine Gefahr für Leib und Leben nicht ausgeschlossen werden konnte.
    Am Morgen erwachte sie aber wieder in ihrem Bett, als ihr Wecker viel zu laut klingelte. Sie hatte zwar geträumt, aber es waren ganz normale Albträume. Wie sonderbar das klingt, normale Albträume.
    Es hatte etwas mit dem drohenden Krieg im Irak zu tun, an genaueres erinnerte sie sich nicht mehr. Ihr fiel dazu sofort die mögliche Kriegserklärung des US- Präsidenten ein. Sie lief zum Fernseher, schaltete ihn ein und machte den Ton leise. Danach suchte sie im Videotext nach der Meldung, was George Bush nun verkündet hatte, fand aber nichts. Auf den verschiedenen Kanälen lief das normale Morgenfernsehen. Schaut nicht nach Krieg aus. Schließlich fand sie doch noch eine Meldung, und zwar, dass die USA Saddam Hussein eine letzte Frist von 48 Stunden gab, in der er sich stellen konnte. Sehr merkwürdig, als ob es nun doch wirklich nur um Saddam ginge und die USA ihre schon in der Region versammelten Truppen abziehen würden, falls er sich stellen sollte. Das könnte beweisen, dass es ihnen wirklich nicht um das irakische Öl ging. Allein, sie glaubte nicht daran. Weder, dass Saddam sich freiwillig stellen würde, noch, dass die Amerikaner sich zurückziehen würden, wenn er es täte. Sie ging auf die Toilette, wusch sich, zog sich an und machte sich auf den Weg zur Schule, um einen weiteren langweiligen Tag dort zu verbringen.
    Ihre

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