Habiru
hat.«
Sarah war wütend, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen. Von allen Seiten wurde sie sabotiert. Dabei war doch gar nichts dabei. Und immer im Internetcafe online gehen konnte sie bei ihrem wenigen Taschengeld auch nicht. Ihr Zugang zum Internet war stark erschwert. Vielleicht brauche ich das auch gar nicht.
Sie sagte Mama kurz Tschüß und wollte sich aufmachen zu gehen, ohne zu sagen, wohin. Doch das klappte nicht.
»Wo willst du hin?«
»Ich gehe in die Bibliothek. Ich muss mein Referat zusammenbekommen.«
»OK, komm aber nicht so spät wieder. Es gibt nachher Essen, so gegen 18.30
Uhr.«
»OK Mama, ich bin pünktlich. Ich hab' dich lieb.«
Sie gab ihr ein Küsschen und eilte zur Tür. Ihrer Mutter schaute ihr hinterher und schüttelte den Kopf.
Die Bibliothek war ein Reinfall, trotz Hilfe des Bibliothekars konnte sie nicht wirklich etwas finden, was ihr weitergeholfen hätte. Nach den Habiru traute sie sich gar nicht erst zu fragen, das würde sowieso ein Flop und außerdem wäre es viel zu auffällig. Sie kam sich so schon deplaziert vor. Sämtliche Besucher der Bibliothek waren älter, die Jüngsten waren studierende Twens. Schließlich
brachte sie die Bücher zurück und ging wieder nach Hause.
Was Papa wohl bewogen hatte, ein Passwort einzurichten? Bestimmt war er wieder verärgert. Dabei fühlte sie sich wegen der letzten Surf-Aktion noch unschuldiger als sonst sowieso.
Es ist zum verzweifeln. Wenn ich denn schon mal online bin, finde ich nichts richtiges. Aber bevor sie in Selbstmitleid aufgehen konnte, versuchte sie sich zusammenzureißen.
Als sie wieder zu Hause war, gab es Abendessen.
Sie versuchte das Thema Passwort nicht anzureißen, um nicht zusätzlich Öl ins
Feuer zu gießen, wenn sie jetzt drängte und nachbohrte, warum sie nicht mehr
online gehen durfte.
Hoffentlich erwähnte ihre Mutter das Thema nicht.
Und tatsächlich, sie hatte Glück. Mama erwähnte es mit keinem Wort, und auch nicht, dass sie in der Bibliothek war. Abends legte sie sich völlig genervt und frustriert schlafen, aber natürlich erst, nach dem sie das Fenster geöffnet hatte.
Kapitel 9: Schenas Welt
1. Begegnung mit den Habiru
Sie reckte sich auf ihrem Strohbett - und schaute wieder auf die Lehm- und Strohdecke der Tholoi von Nestas. Ganz offensichtlich war sie wieder in Eridu, der ältesten Stadt der Welt. Sie wusste nicht, ob sie sich freuen oder ängstigen sollte. Denn tief in ihrem Inneren ahnte sie, dass eine Gefahr für diese Menschen hier aufzog, so als ob die dunklen Wolken auf dem Rückweg vom Steinkundigen es prophezeien wollten. War sie ebenfalls in Gefahr, wenn sie sich hier aufhielt, Traum oder nicht? Ihre bisherigen Erfahrungen, wie der Muskelkater oder der andere Kater, sprachen eher dafür. Sie wollte nicht darüber nachdenken. Sie machte sich Sorgen um Schena und all die anderen Menschen hier. Denn immerhin würde Eridu in ferner oder näherer Zukunft versanden und untergehen, so viel war klar. Immer noch nicht klar war ihr, ob und was die Habiru damit zu tun hatten. Es war mehr als merkwürdig, denn alle Überlieferungen über Eridu waren so gänzlich anders, als das, was sie hier kennen lernte.
Hier baute niemand Zikkurate - und hier gab es keinen Herrscher namens Enki, der sich als Vegetationsgott darstellte. Wenn sie recht überlegte und dabei an die Dorfversammlung dachte, die bei ihrem letzten Besuch hier stattfand, gab es hier überhaupt keinen Herrscher.
Sondern eine Machtteilung, die irgendwie von unten auszugehen schien. So wie man sich eine Demokratie immer vorstellt. Jede Sippe diskutierte erst im kleinen Kreis. Erst wenn man einen Konsens erreichte, vertrat die Sippe diese Meinung auf dem Dorfrat nach außen. Und auch dort kam es auf den Konsens aller Sippen an. Und Götter? Sie musste unbedingt noch einmal mit Nestas auf Götter zu sprechen kommen, vielleicht gab es diesen Enki ja doch, und diese Menschen hatten ihn bisher nur noch nicht erwähnt. Obwohl sie ahnte, dass es eine solche Gottheit hier nicht gab.
Sarah blickte sich um. Schena war nicht in der Hütte. Arnek schlief noch. Was für ein Langschläfer er doch war. Während alle anderen schon beinahe mit dem Sonnenaufgang aufstanden, konnte er bis vormittags schlafen. Vielleicht hatte er in der letzten Nacht noch länger mit den Anderen getagt.
Sie versuchte sich an den letzten Abend in dieser Welt zu erinnern.
Ihr fiel es wieder ein: Schena und sie hatten sich früh zurückgezogen, der Marsch zum
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