Habiru
aus Ahnungslosigkeit, was geschehen war, und anklagendem Blick.
Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, doch diesen Anblick würde sie ihr Leben lang nicht wieder vergessen können, das war ihr klar. Um sie herum fand ein Gemetzel statt, die Menschen aus Eridu hatten wenig Chancen gegen die bewaffneten und zu Pferde kampferprobten Habiru.
Sie flohen auch eher als sich zu wehren.
Viel Blut floss. Die Reiter kamen näher - und Schena war immer noch wie erstarrt. Sarah zog wieder an ihrem Ärmel und riss sie förmlich hinter sich her, laufend aus diesem Chaos heraus.
Sarah brüllte: »Los, hinter mir her, wir verstecken uns außerhalb Eridus, und versuchen dann in den Wald zu kommen.«
»Was ... was ist mit Arnek?« stotterte Schena.
»Wir haben keine Zeit, um uns um ihn zu kümmern. Wir suchen später nach ihm! Wir werden ihn schon finden! Komm' jetzt!«
Obwohl das nur eine Notlüge war, liefen Schenas Beine jetzt schneller mit, und Sarah musste nicht mehr so sehr ziehen, damit Schena hinterherkam.
2. Tod
Irgendwie hatten sie es geschafft, der blutrünstigen Reiterschar der Habiru zu entkommen.
Nun saßen die beiden Mädchen allein im Wald, versteckt in einem Loch unter
einer Baumwurzel einer umgestürzten Eiche. Und weinten.
Es war einfach zu viel gewesen: Die schrecklichen Bilder der vielen Toten, die Trauer um Nestas, sowie die Ungewissheit, was mit Arnek passiert sein mochte. Sarah wollte stark sein, und Schena trösten, doch es gelang ihr nicht. Zu sehr hatten sich die schrecklichen Bilder in ihren Kopf reingefressen, insbesondere der grausame Tod von Nestas, die sie zwar erst ein paar Tage kannte, aber schon gerne mochte.
Und Schena war völlig geschockt - es hatte sie noch viel mehr getroffen als Sarah.
Wahrscheinlich weil sie noch nicht einmal indirekt solche brutale Gewalt kannte. Sarah hatte zwar noch nie live so ein schreckliches Ereignis erlebt, wusste aber von den Nachrichten im Fernsehen, zu welchen Schandtaten Menschen fähig waren.
Schena versuchte zu sprechen, aber es war nur ein jämmerliches Schluchzen zu hören. Sie nahm Schena in die Arme und wiegte sie hin und her, und fand nun doch tröstende Worte der Beruhigung.
»Pssst, es wird alles wieder gut.«
Natürlich würde nichts gut werden, nie mehr, aber was sollte man in einer solchen Situation sagen? Auf jeden Fall war sie froh, den Habiru erst einmal entkommen zu sein.
»Wieso machen diese Menschen so etwas? Was haben wir ihnen denn getan?«
brachte Schena mit tränenerstickter Stimme hervor.
Sarah wusste keine Antwort. Ab und an ist man einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Und dann passiert so etwas, wenn man den Interessen anderer im Weg ist.
Sie hütete sich aber davor, dass laut auszusprechen. Immer mehr kam ihr aber der Verdacht, dass sie genau zur richtigen Zeit hier in Schenas Welt war, um einen entscheidenden Umbruch mitzumachen. Vielleicht war es das, was ihr Traum ihr sagen wollte.
»Ich weiß es nicht. Vielleicht hat die Wüste diese Menschen so gemacht. Aber das ist natürlich keine Entschuldigung.«
»Aber unser Brot hätte doch für alle gereicht ...«
»Tja ...«
Schena sagte nach einer kurzen Pause: »Wir müssen Arnek suchen!«
Sarah stimmte Schena zwar zu, wusste aber nicht, wie sie das anstellen sollten. Sie nahm nicht an, dass die Habiru sich einfach in Luft aufgelöst hatten. Sie waren bestimmt weiter in der Gegend unterwegs auf der Suche nach Nahrung und Wasser.
»Und was ist mit den Habiru?«
»Wir müssen eben vorsichtig sein. Aber einfach zurücklassen können wir Arnek doch auch nicht.«
»Du hast recht - versuchen wir in der Dämmerung mal die Lage zu checken und wenn es einigermaßen gefahrlos ist, können wir nach Arnek zu suchen.« Schena war ihr dankbar, dass sie ihr helfen wollte, ihren Onkel zu finden. »Wenn wir ihn gefunden haben, versuchen wir so schnell wie möglich nach Erech zu kommen, wir müssen Inanna und alle anderen warnen.«
»Ja.«
Beide Mädchen waren wieder kurz davor, einen erneuten Tränenschwall zu erliegen, als sie für kurze Zeit ihren eigenen Gedanken nachhingen.
»Ob Arnek es wohl geschafft hat, rechtzeitig zu entkommen?« sagte Schena wie in Trance.
Sarah versuchte ihr Mut zu machen: »Ich hoffe es. Gesehen habe ich ihn dort auf dem Marktplatz nicht, aber durch den Trubel muss er eigentlich wach geworden sein - vielleicht hat er alles aus genügend großer Entfernung mitbekommen und konnte sich verstecken!«
Schena seufzte. »Warum nur
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