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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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Umhänge waren selbst aus der großen Entfernung und im Dunklen einwandfrei von den farbenfrohen Gewändern der Einwohner Eridus zu unterscheiden.
    An der Hütte angekommen, übergab man die Bewohner Eridus an die Wachleute. Diese zerrten die drei ängstlichen Menschen zur Tür und schubsten sie hinein, und stellten sich anschließend wieder bewachend vor die Tür. Schena stand völlig erstarrt neben Sarah. »Kannst du mir das sagen, was das soll?«
    »Die Habiru haben anscheinend nicht alle getötet, es sieht so aus, als sperrten sie dort die Überlebenden ein, als Gefangene.«
    »Gefangene? Du hast so etwas schon mal gesehen?«
    Es ging deutlich über ihr Vorstellungsvermögen hinaus, was es bedeutete, Menschen gefangen zu halten.
    »Ja, bei uns gibt es ja auch Gefängnisse, da kommen aber nur verurteilte Verbrecher hin.«
    Schena blickte wie ein verständnisloses Schaf.
    »Wahrscheinlich haben die Habiru gemerkt, dass ihnen tote Bewohner Eridus nicht viel nützen, wenn die Felder bestellt und abgeerntet werden müssen.«
    Es war logisch. Woher sollten sie das Wissen um die Ernte haben? Sie waren vielleicht über Generationen durch die Wüste gewandert.
    Und das Korn stand noch auf den Äckern.
    Sie konnten keinen der Gefangenen sehen. Sarah hatte aber eine Vorstellung, wie sich diese fühlten. Wahrscheinlich so ähnlich wie Schena. Außer dem Schrecken, den die Habiru mit dem Schwert verbreiteten, hatten die Einwohner Eridus noch niemals in ihrem Leben eine Situation kennen gelernt, in der sie ihre Freiheit verloren.
    »Sie werden wohl als Sklaven enden und für die Habiru arbeiten müssen.« Schena verstand nicht: »Was waren Sklaven noch mal? Hattest du dieses Wort nicht schon einmal beim Steinkundigen erwähnt?«
    »Ja. Es sind Menschen, die sozusagen ihr Eigentum an sich selbst verloren haben, in dem sie für ihre Herren arbeiten müssen.«
    Diese Erklärung half Schena überhaupt nicht. »Was soll denn bitte Eigentum sein?«
    Sarah wusste so schnell keine Antwort - und Schena stellte schon gleich die nächste Frage. »Und was hindert diese Sklaven daran, einfach aufzustehen und zu gehen, um zu tun oder lassen, wonach ihnen der Sinn ist?«
    »Du siehst es hier doch - man sperrt sie ein, und später bestraft man diejenigen, die nicht hart genug arbeiten oder flüchten wollen, mit brutaler Gewalt. Sklaven haben zu gehorchen.«
    »Verstehe ich das richtig? Da werden einige Menschen von anderen dazu gezwungen, für sie zu arbeiten?«
    Sarah war es langsam leid. Vor allem hier in größter Gefahr. Sie versuchte das Schena klar zu machen. Doch die redete mit immer noch viel zu lauter Stimme weiter: »Wie kann man etwas verlieren, von dem man vorher noch nicht einmal wusste, dass es das gibt? Das kann doch nicht sein. Wir waren immer frei ...« Schena wurde immer lauter, je mehr sie verstand. Sarah signalisierte ihr mit der rechten Hand, endlich leiser zu sein, in dem sie eine dämpfendes Winken ausführte. »Nicht so laut, die Wachtposten werden uns sonst noch bemerken.« Aber bis jetzt schien man sie nicht entdeckt zu haben.
    Schena meinte: »Wir sollten mit den Bewohnern reden, die dort gefangen gehalten werden.«
    »Warum, es gibt doch eh nichts, was wir für sie tun könnten.«
    »Aber wenn Arnek nun dabei ist? Oder vielleicht weiß dort jemand Bescheid, was mit ihm passiert ist. Wir müssen ihnen außerdem irgendwie helfen ...«
    Das schien Sarah einleuchtend, wenngleich auch ein sehr großes Risiko, aber Schena hatte natürlich recht. Wenn es etwas gab, was sie tun konnten, mussten sie es unternehmen. Und vielleicht wusste ja wirklich einer von denen, was mit Arnek war.
    Sie schlichen sich im Schutze des Waldes näher, und kamen bis an die Rückseite der Hütte heran. Sie hatten Glück. Dort, auf der gegenüberliegenden Seite der bewachten Tür, war ein kleines Fenster.
    Sie mussten vorsichtig sein, besonders die Menschen dort durften nicht unruhig werden, wenn man sie bemerkte. Die Gefahr einer Entdeckung durch die
    Habiru war zu groß. Sarah dachte erst einmal nach, wie man ihnen am besten klar machen sollte, nicht aufzuschrecken, unruhig oder laut zu werden, wenn sie bemerkt wurden. Eigentlich war es ganz einfach. Sie sagte Schena, sie solle weiter versteckt im Wald warten, währen sie das Heft in die Hand nahm. Sie ging bis an den Waldesrand, noch ein paar Meter von der Hütte entfernt, nahm einen kleinen runden Stein, der vor ihr lag, und warf ihn gekonnt durch das Fenster. Er fiel mit einem leisen

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