Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
Vom Netzwerk:
sehen, außer einem schmalen Schlitz für die Augen.
    Man konnte nur kleine, eng zusammenliegende und fast schwarze Augen und eine lederartige, wettergegerbte Haut, wie sie für Wüstenmenschen typisch sein musste erkennen.
    Dennoch war Sarah sofort klar, dass diese Gruppe, es mochten so um die 15 sein, ausschließlich Männer waren, und vermutlich Habiru genannt wurden.
    Entrechtete, Heimatlose, Nomaden. So wie sie aussahen, hätte auch eine Bezeichnung wie Wüstenbringer oder Wüstenreiter gepasst.
    Sie fühlte sich unwohl, und den Anderen erging es ähnlich, auch sie hatten begriffen, wen sie hier vermutlich vor sich hatten. Und die Meisten ahnten schon die Verbindung zwischen dem plötzlichen Auftauchen der Reiter und dem Ableben von Mandro, denn nach einem Unfall sah seine Verletzung nicht aus. Trotzdem bewegte sich niemand auch nur einen Meter.
    Sie stoppten kurz vor der Menge, und der Anführer sagte: »Gepriesen sei das uns verheißende Land der Flüsse.«
    Nestas war die erste, die ihren Schreck überwand und sich zu dem Reiter begab. Sie war mutig und resolut, Sarah hätte sich das nicht getraut. Sie stieß statt dessen Schena an, um ihr klar zu machen, etwas mehr an die Seite zu gehen, um diesen merkwürdigen Typen nicht zu nahe zu sein. Sie waren höchsten 20 Schritte von ihm entfernt. Doch Schena zögerte.
    Nestas erhob ihre Stimme: »Seid gegrüßt, Fremde, ich bin Nestas, eine der alten Weisen hier. Normalerweise würden wir euch nun nach altem Brauch begrüßen, doch der gewaltsame Tod Mandros gebietet mir, dass ich euch erst eine Frage stelle. Ihr habt nicht zufällig etwas seinem Tod zu tun?«
    Doch anstatt den Gruß zu erwidern, schwieg der Fremde und machte keine Anstalten zu antworten. Statt dessen verzog er sein Gesicht. Nestas sprach weiter: »Ist es bei euch nicht üblich, sich zu begrüßen und einander vorzustellen?«
    Nun fing er tatsächlich an zu sprechen, allerdings in einem harschen, rüden Ton, und mit lauter Stimme. Es glich eher einem Bellen: »Wo ist euer Anführer? Ich will mit eurem Anführer sprechen!« kam über seine Lippen. Nestas schien nicht ganz klar zu sein, was er damit meinte.
    »Ich rede doch mit euch, ich bin Ehrwürdige Mutter Nestas.«
    »Schweig, Weib! Ich will mit eurem Anführer reden, einen Mann, der das Sagen hat!«
    Nun wurde auch Nestas etwas rauer mit ihrer Stimme. Sie wurde zunehmend ärgerlicher über die seltsamen Verhaltensweisen der neuen Gäste.
    »So jemanden gibt es hier nicht. Alle haben hier etwas zu sagen.«
    Der Mann wurde zunehmend ungeduldiger.
    Da sprach Nestas: »Was ist nun mit Mandro? Habt ihr etwas mit seinem Tod zu tun?«
    Sarah war sich nicht ganz sicher, ob sie etwas Gemurmel hörte.
    Aber sie sah etwas anderes - und zwar wie die Menge der Reiter ungeduldiger wurde und ihren Anführer bedrängte.
    »Los Enki, holen wir uns einfach etwas zu Essen, wir sind hungrig.«
    Hörte sie - und wurde nun noch bleicher als zuvor. War dieser charismatische Anführer dieser Reiterschar mit den stechenden, dunklen Augen tatsächlich der Enki aus der Sage?
    Von dem sie schon etwas im Internet gelesen hatte?
    Nun zog sie beinahe am Ärmel Schenas, sie wollte nur noch weg.
    Und im nächsten Augenblick überstürzten sich die Ereignisse.
    Nestas stand dort, erhobenen Hauptes, ohne Angst, und sagte: »Wir teilen unser Brot gerne mit euch. Nur möchte ich dazu wissen, wer ihr seid, und was ihr über den Tod Mandros wisst.«
    Enki schien wenig beeindruckt. »Wir holen uns euer Brot auch so, wie wolltet ihr uns davon abhalten, ihr habt ja noch nicht einmal einen Anführer. Warum sollten wir zudem mit euch teilen, wenn wir es uns ganz nehmen können? Ich sehe hier nur Waschweiber, Kinder und harmlose verweichlichte Männer. Keine Krieger.«
    Enki versuchte sein Pferd herumzureißen, um zu den Hütten zu reiten, aber Nestas trat ihm geistesgegenwärtig in den Weg, und das Pferd stieg.
    Da zog Enki eine Art Krummschwert und hieb Nestas den Kopf ab. Er rollte noch ein paar Meter und blieb dann liegen, während sich aus dem kopflosen Torso der Nestas ein Blutschwall über die umstehenden Menschen ergoss, bevor er umfiel. Die Menge geriet in Panik, und alle versuchten auseinander zu laufen. Da fingen alle Reiter an, ihre Säbel zu ziehen und wahllos die Menschen abzuschlachten.
    Schena schaute auf den Kopf der Nestas, der im Dreck lag. Auch Sarah schaute auf diese Szenerie. Wie durch Zufall schauten Nestas Augen in ihre Richtung, so wie es aussah, in einer Mischung

Weitere Kostenlose Bücher