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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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dämmerte es ihr, was ihr schon die ganze Zeit durch den Kopf ging. Sie war zwei Tage zu Hause, und am zweiten Tag hatte sie gar nichts über Schenas Welt finden können, weil sie nicht ins Internet kam, und die Bibliothek ein Flop war. Aber irgendetwas musste sich ihr erschlossen haben, jedenfalls hatte sie bisher ihre Vision immer nur dann wieder gehabt, wenn sie den »Erkenntnisschlüssel« fand. Und am ersten Tag fand sie zwar etwas, gelangte aber nicht zurück in ihre Vision. Das einzige, was sie am zweitem Tag entdeckte, betraf das Thema Irak-Krieg.
    In der Schule - Tobias. Ich habe die ganze Zeit nach der Lösung des Rätsels in Schenas Welt gesucht. Vielleicht liegt diese aber in meiner Welt selbst. Es konnte doch kaum ein Zufall sein, dass in beiden Welten an den gleichen Orten nur zu unterschiedlichen Zeiten Gewalt drohte. Und im Irak sprach man arabisch, und kein Amerikaner konnte das verstehen. Sie sprach ihren Verdacht allerdings nicht laut aus.
    Schena musste sie angeschaut haben, jedenfalls war sie stehen geblieben und
    sah sie ganz erschrocken an.
    »Was war mit dir los? Du warst die letzte Minute nicht ansprechbar.«
    »Oh. In mir überschlugen sich die Gedanken, es war wie ein Blitzschlag, ganz merkwürdig, so als ob sich alles in mir nach innen gekehrt hatte zum nachdenken.«
    Schon war Schena wieder entspannter. Sie schien diese Schilderung wesentlich weniger zu irritieren als Sarah selbst.
    »Das mit der Sprache interessiert mich aber mehr. Wie sieht das denn bei euch aus? Du sagtest vorhin, du lernst drei Sprachen. Warum?«
    Sarah war wieder bei der Sache, ihre kurzzeitige Verwirrung war wie verflogen. »Deutsch ist die Sprache des Landes, in dem ich geboren bin. Englisch und Französisch lerne ich in der Schule. Die sind wichtig, um sich international zu verständigen. Englisch ist zum Beispiel die Sprache des Internets. Viele Menschen können Englisch, es ist fast wie eine Weltsprache. Gleichzeitig gibt es aber auch Menschen, die kein Englisch können, weil ihnen die Möglichkeiten es zu lernen versagt bleiben oder sie diese Sprache gar nicht lernen wollen. Da gibt es schon Verständigungsschwierigkeiten.«
    »Dein Internet muss dir ja ziemlich wichtig sein. Du hast es schon häufiger erwähnt.«
    »Das ist es auch. Ich hatte versucht, in einer Bücherei etwas zu finden, doch ohne Erfolg. Ich habe es ja schon nach dem Solevu-Fest versucht zu erklären. Jeder Mensch kann dort Informationen sammeln, und theoretisch mit jedem anderen Menschen auf der Welt kommunizieren.«
    »Dann habt ihr ja doch eine Weltsprache.«
    »So gesehen schon. Aber noch nicht lange. Und vielen fehlt der Zugang - mir zur Zeit auch - mein Vater macht auf blöd und hat mir die Möglichkeit versperrt, ins Internet zu gehen.«
    »Warum macht er das?«
    »Ich glaube aus Angst. Er glaubt wohl ich werde verrückt oder bin an irgendeine Sekte geraten.«
    Schena antwortete nicht, und danach verflachte ihre Unterhaltung.
    Sie kamen gut voran. So lange sie parallel zum Fluss nach Norden liefen, brauchten sie sich wegen ihrer Orientierung keine großen Gedanken machen. Und Schena fand die Stelle problemlos, an der sie ins Landesinnere nach Westen abbiegen mussten, um nach Erech zu kommen. Sie gingen noch mal an den Fluss um einen Schluck Wasser zu trinken.
    Dann wandten sie sich nach Osten, und je weiter sie gingen, desto mehr Wald umgab sie. Sarahs Sorgen entdeckt zu werden nahmen ab.
    4: Rückkehr nach Erech
    Endlich sahen sie das altbekannte Dörfchen, welches Schenas Heimat war. Es war früher Nachmittag, auf ihrem Weg gab es keine Zwischenfälle. Mittlerweile war die dichte Wolkendecke aufgerissen und ließ zwischendurch immer mal wieder kräftige Sonnenstrahlen durch. Schena war überglücklich, all der Stress der letzten beiden Tage schien wie von ihr abgefallen, alles Erlebte war vergessen beim Anblick ihres Dorfes. Sie freute sich über das ganze Gesicht. Auch Sarah freute sich. Dieses Dörfchen strahlte solch Ruhe und Schutz aus, dass sie sich automatisch sicherer fühlte, schon beim Anblick der kleinen Rundhütten.
    Beide Mädchen liefen los, bis sie ganz außer Atem mitten im Dorf ankamen, und schon die ersten mit fragenden Blicken auf sie zukamen. Man begrüßte sie herzlich, und bot ihnen erst mal Essen und Trinken an, doch konnte man an ihren Gesichtern deutliche Fragezeichen sehen. Dennoch stellte keiner die in der Luft liegende Frage, bis Inanna da war.
    »Seid willkommen zurück, liebste Enkelin, und liebe Sarah.

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