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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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Augen. Sie fühlte sich mal wieder wie gerädert. Um sie herum zirpte es, und Vögel sangen ihr friedliches Lied. Sie lag auf dem Waldboden und schaute direkt in einen wolkigen Himmel. Es war schon recht hell. Sie war also immer noch in Schenas Welt, am gleichen Fleck, den sie gestern für ihr Nachtlager auserkoren hatten. Mit einem Schlag wich die Müdigkeit aus ihren Augen, als sie begriff, was es zu bedeuten hatte, dass sie nicht in Hamburg aufgewacht war.
    Der Rhythmus, der bisher immer verlässlich funktioniert hatte, weil sie bisher nach jedem erlebten Tag hier wieder zu Hause aufgewacht war, hatte einfach aufgehört und ließ sie in dieser gruseligen Situation mit den Habiru zurück. Was hat das zu bedeuten? fragte sie sich.
    Sie ahnte etwas, verschloss sich aber vor dieser Ahnung. Sie wollte es nicht wissen. Schena lag neben ihr, schlief aber einigermaßen ruhig in Anbetracht dessen, was sie beide gestern mitgemacht hatten. Selbst bei dem Gedanken an die Erlebnisse des gestrigen Tages spürte Sarah sofort eine Gänsehaut, zu schrecklich waren die Bilder, zu sehr hatte sich das Erlebte in ihren Verstand hineingefressen. Sie versuchte, sich auch vor diesen Bildern zu verschließen und die Erinnerungen zu verdrängen.
    Es gelang halbwegs. Sie sah sich um, auf der Suche nach Wasser und etwas zu essen, konnte aber aus ihrer Position nichts erkennen. Aufstehen und selbst suchen konnte sie nicht, denn sie wollte Schena auf keinen Fall allein lassen, die Habiru konnten sich auch hier in der Gegend tummeln, so weit waren sie gestern nicht mehr von Eridu fortgekommen. Vielleicht so 5 km, was für Reiter mit kräftigen Pferden ja nun fürwahr keine große Entfernung war. So legte sie sich erst mal wieder hin und blieb so mit offenen Augen neben Schena liegen und dachte nach.
    Sie hatten nichts für die Gefangenen tun können, aber auf der Suche nach Arnek hatten sie Erfolg gehabt. Wie makaber sich das anhörte. Sie hatten es im Dunkeln geschafft, in das Dorf reinzuschleichen, und waren unbemerkt bis zur Hütte zu kommen, in der sie geschlafen hatten. Und hatten Arnek gefunden. Besser gesagt seine Leiche - auch ihm wurde der Kopf abgeschlagen, und sein Körper war übel zugerichtet. Schena sah ihn zuerst, ein spitzer, aber leiser Schrei kam über ihre Lippen. Er lag vor der Hütte. Sie brach sofort in Tränen aus und schluchzte jämmerlich, und Sarah nahm sie in ihre Arme und tröstete sie und bat sie zu schweigen. Sie hatten schon mehrere Habiru in einiger Entfernung gesehen und gehört, anscheinend schien ein Teil der Meute zu feiern. Trotz der ständigen Gefahr der Entdeckung bestand Schena darauf, Arnek nicht einfach da liegen zu lassen. Sarah half ihr. Sie wickelten die Leiche in ein Tuch, welches sie in einer der Hütten fanden. Und dann hatten sie Arnek zu zweit aus dem Dorf gezogen. Als sie in einiger Entfernung wieder in der Dunkelheit des Waldes verborgen waren, sagte Schena: »Wir können ihn nicht bis zur Matu-Hütte bringen, das wäre zu anstrengend.«
    Das leuchtete Sarah ein. Stattdessen schlug Schena vor, Arneks Leiche dem Element Wasser zu übergeben. Die beiden Flüsse waren nicht weit weg, und sie hatten schweigsam Arneks Leichnam zum Buranum gezogen und dort dem Fluss übergeben, der Arnek zum Meer tragen sollte. Schena hatte dabei einen Satz gesprochen, den Sarah wohl nie wieder vergessen würde.
    Sie sagte: »Liebster Onkel Arnek, eine gute Reise wünschen wir dir, ein neuer Zyklus kann beginnen, deine Elemente können sich nun mit denen des Wassers vereinigen und neues Leben formen.«
    Sie war tief im Gedanken versunken, und so bemerkte sie zuerst nicht, wie Schena blinzelte und langsam aufwachte. Sie fragte noch halb verschlafen, wie spät es sei, und Sarah antwortete: »Ich weiß es nicht, und die Sonne kann man heute nicht sehen, der Himmel ist bewölkt.«
    Ihr Ton kam anscheinend gereizt herüber, jedenfalls antwortete Schena nicht. Ihre innere Uhr sagte ihr, das es gegen 9 Uhr morgens sein musste.
    »Wir müssen weiter.« sagte sie, als sie das Schweigen von Schena bemerkte und ihr der gereizte Ton vorhin bewusst wurde. Sie hoffte, so die Stimmung wieder etwas aufzulockern.
    »Ja, da hast du recht. Wir sollten uns beeilen.«
    »Ich habe Hunger und Durst. Was ist mit dir?«
    »Ich auch. Wir sollten dennoch los gehen. Auf dem Weg finden wir sicher etwas zu trinken und zu essen.«
    Sie fanden tatsächlich etwas zu Essen, Schena entdeckte Beerensträucher, deren Beeren sie als essbar kannte. Auch

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