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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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viel tiefergehende Müdigkeit, mehr wie eine
    Erschöpfung. Trotzdem musste sie aufstehen und duschen. Unter der Dusche stellte sie fest, dass sie doch tatsächlich Blasen an den Füßen hatte. Es wurde immer besser. Denn sie war in letzter Zeit nicht mehr zu Fuß gegangen als sonst. Und neue Schuhe hatte sie sich auch nicht gegönnt. Also war es so gut wie unmöglich, dass sie Blasen hatte - es sei denn, ihre Flucht aus Eridu in ihrer Vision hatte wieder reale Folgen.
    Nach dem Abtrocknen putzte sie ihre Zähne und zog sich an. Da sie etwas spät dran war schnappte sie sich schnell ein Brot und ging los. An die Schule dachte sie mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite der langweilige, normale Unterricht, auf der anderen Seite die interessanten Stunden mit ihrem Klassenlehrer Herrn Schmidt, wenn sie über den Irak-Krieg diskutierten.
    In der Schule war sie wegen ihrer Müdigkeit nur wenig Aufnahmefähig. Sie sollte am Wochenende mal einen Tag richtig ausschlafen.
    Wenn das so weiterging, würden bald schlechtere Noten folgen, und damit noch mehr Ärger zu Hause. Nur hatte sie nicht die Kraft, sich mehr auf den Unterricht zu konzentrieren. Außer ihrer Müdigkeit war ihr die Schule auch nicht mehr so wichtig.
    Es war wieder einer der total langweiligen Tage. Sarah wachte erst auf, als die Glocke die letzte Stunde beendete - sie wollte so schnell wie möglich nach Hause.
    Zu Hause angekommen, war sie immer noch so schrecklich müde, und deshalb legte sie sich hin. Und schlief fast vier Stunden durch.
    Ihre Mama kam dann herein, und weckte sie. »Sarah, wir essen gleich, kommst du?«
    Nach einer kurzen Pause sagte sie: »Was ist bloß los in letzter Zeit mir dir, du wirkst so abweisend und unnahbar.«
    Sie reckte sich und gähnte. »Ich bin im Moment nur etwas müde. Die Schule ist zur Zeit so anstrengend.«
    Eine Notlüge, sie hoffte, ihre Mutter würde nicht darüber fallen.
    »Nur die Schule? Wir haben uns schon seit Tagen kaum noch richtig unterhalten, außer Begrüßung und Verabschiedung bestenfalls.«
    Sarah war genervt. Und das merkte ihre Mutter.
    »Was auch immer es ist, du kannst damit jederzeit zu mir kommen.«
    Sofort war sie wieder versöhnlich: »Danke, ich weiß Mama. Aber es ist nichts. Wirklich.«
    Sie blieb noch einen Augenblick stumm im Zimmer stehen und ging dann. Sarah war nicht sicher, ob sie das geschluckt hatte.
    Sie machte sich kurz frisch und ging zum Abendessen herunter, und versuchte, aufmerksam zuzuhören und mitzureden.
    Ihr Vater war mal wieder aufgeregt: »Heute Nacht ist es soweit. Das 48 Stunden Ultimatum an Saddam Hussein, sich zu ergeben, wird ablaufen - und es gibt kaum Zweifel, dass der Krieg dann beginnen wird. Alles andere würde vor allem die USA als Zeichen der Schwäche interpretieren. Immerhin hat man ja schon über 130.000 Mann dort unten versammelt. Und Saddam wird sich bestimmt nicht ergeben. Dann gälte er als ein Feigling.«
    Sarah sagte: »Wir haben in der Schule über den Krieg diskutiert. Ich konnte vor allem wegen dir gut mitreden.«
    Paps war sichtlich erfreut, das zu hören.
    »Schön! Ich wusste doch, dass meine Erziehung etwas bringt.« Wobei er breit grinste.
    Sie schaufelte mühsam das Essen in sich hinein, es gab Spaghetti Napolese, eigentlich eines ihrer Lieblingsgerichte. Der Appetit war ihr also auch vergangen.
    In der Nacht blieb sie extra lange auf und schaute Fernsehen. Doch der Angriff ging noch nicht los. Wie man auf N-TV sagte, war eine Pressekonferenz erst für 4.00 Uhr morgens angesetzt. Dafür extra aufzustehen oder gar wach zu bleiben erschien ihr absurd. Es ging zwar um den drohenden Krieg, aber sie konnte sich schon denken, was da gesagt wurde. Und ob sie das sah oder nicht, würde nichts ändern. Am Leid der Beteiligten würde sich ebenfalls nichts ändern Nichts konnte diesen bekloppten Krieg mehr verhindern.
    Diese Nacht schlief sie beinahe so unruhig wie die Nacht davor. Wie aus heiterem Himmel klingelte der Wecker und holte sie aus ihrem kaum erholsam zu nennenden Schlaf. Sie fühlte sich, als ob sie erst wenige Minuten geschlafen hatte. Die Uhr zeigte kurz vor sieben, wie jeden Morgen. Beim Aufstehen konnte sie sich nicht mehr an einen Traum erinnern. Und auch nicht an eine weitere Vision von Schenas Welt. Dann gab es auch keine. Sie machte ihren kleinen Fernseher ganz leise an. Es war tatsächlich losgegangen. Man sah »Cruise Missiles«, Langstreckenraketen, die von Schiffen aus abgefeuert wurden. Man sah Kampfflugzeuge aufsteigen,

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