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Habitat C (German Edition)

Habitat C (German Edition)

Titel: Habitat C (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Untersuchung verwickelt gewesen, in deren Verlauf die Involvierung von Botschaftsangehörigen in den Handel mit Embryonen nachgewiesen worden war. Das war hässlich ausgegangen. Zant klagte immer noch über einen sanften Schmerz in der linken Schulter, wo sie der Schuss getroffen hatte. Drei Wochen Rekonvaleszenz hatten ihre Laune nicht verbessert, wie Daxxel bezeugen konnte.
    Und jetzt Erbsen zählen.
    Sie beide hassten Buchhalter.
    Er war beinahe rebellisch geworden, als man ihn mit dieser Sache betraut hatte. Aber es waren legitime Anweisungen und seine Aufsässigkeit hatte gerade für ein paar ironische Kommentare gereicht, die seine Vorgesetzten nicht weiter beeindruckend fanden.
    Zant hatte keiner gefragt. Sie war Soldatin. Man befahl, sie gehorchte.
    Das hatte nach Daxxels Meinung Zants Laune noch mehr verschlechtert.
    Gerade öffnete sie ihren Mund für eine weitere Frage, als das Warnsignal ertönte, das die Passagiere von dem nahenden Andockmanöver in Kenntnis setzte. In leise Gespräche vertieft zerstreuten sich die Gäste des Panoramadecks, um sich in die Kabinen oder die langen Sitzreihen des weniger luxuriösen Sammeldecks zurückzuziehen. Daxxel und Zant gehörten in letztere Kategorie. Und da sie wussten, dass jetzt noch runde zwanzig Minuten blieben, bis sie angeschnallt in ihren Sitzen hocken mussten, beeilten sie sich nicht besonders. Der kleine Passagierraumer würde nicht lange bleiben. Er flog die Strecke zwischen Dormus II, der nächsten bewohnten Welt mit administrativem Zentrum, und dem Habitat C nahezu täglich. Auf Dormus hatten sie ihren höchst erfreulichen Auftrag erhalten.
    »Mir stinkt das genauso wie Ihnen, Zant«, murmelte Daxxel schließlich. Josefine verzog verärgert das Gesicht. Es war unprofessionell, dass man ihr ihre Gedanken so offensichtlich hatte ansehen können. Andererseits war Daxxel nicht auf den Kopf gefallen und kannte die Soldatin mittlerweile sehr gut.
    Vielleicht bereits ein wenig zu gut, wie Zant öfters meinte. Daxxel lächelte über diese Aussage dann immer. Sie funktionierten als Team, weil sie sich gegenseitig gut einschätzen konnten. Die Überraschungen kamen in der Regel von ganz anderer Seite.
    Sie konzentrierte sich, aus ihren Gesichtszügen eine unbewegliche Maske zu machen, und senkte höflich den Kopf.
    »Jawohl, Exzellenz!«, erwiderte sie formvollendet.
    Daxxel sah sie an.
    »Lassen Sie den Scheiß!«, murmelte er. Er hasste es, wenn Zant die gehorsame Soldatin spielte. Es passte letztlich so gar nicht zu ihrem Wesen.
    Zant neigte den Kopf erneut.
    »Jawohl, Exzellenz.«
    Casimir Daxxel erwiderte erneut etwas sehr Undiplomatisches.

Kapitel 2
     
    »Hier entlang, Exzellenz.«
    »Ja. Danke. Nein. Nennen Sie mich nicht Exzellenz!«
    Der Bedienstete der Aktenverwaltung machte ein bekümmertes, nein, ein eher indigniertes Gesicht. Das war bei einem Kaschiren nicht leicht auseinanderzuhalten. Die völlig starre Mimik, gefesselt in einem hornigen Exoskelett, gab wenige Hinweise zur Gefühlslage des Mannes. Es waren die Farbvariationen seiner Augen, die darüber Aufschluss gaben. Die Schattierungen für Kummer und sanfte Empörung lagen leider so nahe beieinander, dass nur ein echter Experte oder eben ein Kaschire sie zweifelsfrei auseinanderhalten konnte.
    Daxxel war kein solcher Experte, aber er setzte sein Geld auf Empörung. Auf Habitat C war jeder offizielle Vertreter eines jeden Aktenvolkes sehr, sehr wichtig, eine Persönlichkeit, die den Ehrentitel der »Exzellenz« auf jeden Fall verdiente. Und die Bediensteten der Akte, die das Habitat am Laufen hielten, waren stolz darauf, an diesem wichtigen Ort mit all den wichtigen Persönlichkeiten arbeiten zu dürfen. Ein Botschafter, der diesen Ehrentitel ablehnte, war mindestens ein seltsamer Kauz. Aber vielleicht auch ein Nestbeschmutzer.
    Und das ging ja nun gar nicht.
    Der Kaschire hatte sie im Terminalbereich des Docks erwartet. Habitat C war ein unübersichtliches Gewirr von Gängen, Räumen, Emporen, Portalen, Galerien und architektonischen Entwürfen, für die es Daxxel an Begriffen mangelte. Entweder man trug einen elektronischen Wegweiser mit sich herum oder man war eine Exzellenz, dann bekam man diesen Wegweiser in biologischer Variante.
    Daxxel hätte das Erstere vorgezogen. Den elektronischen Wegweiser steckte man sich ins Ohr und er flüsterte einem die Weisungen unaufdringlich zu. Der Kaschire schob eine Bugwelle der Selbstgefälligkeit vor sich her, die unmittelbar hinter ihm wieder

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