Habitat C (German Edition)
sind selbst noch nie dorthin vorgedrungen, da wir die Sicherheitsmaßnahmen für zu stark hielten. Jetzt aber bleibt uns keine andere Wahl.«
»Ist es weit von hier?«
»Etwa zehn Kilometer, ja.«
»Wir fliegen dorthin?«
»Das dürfte schwierig sein.«
»Wo liegt das Problem?«
Hardan machte eine zeigende Bewegung nach unten.
»Wie bereits angedeutet: Es sind viele Kilometer nach unten, Daxxel. Es geht abwärts.«
Zant regte sich. »Abwärts?«
»Die Anlagen der Niib, die die Xenoarchäologen bisher entdeckt haben, sind nicht mehr als die … Kruste des Bratens. Der Planet hier ist bis auf eine Tiefe von 26 Kilometern mit unterirdischen Bauten der Niib gespickt. Sie sind extrem gut abgeschirmt. Nicht einmal unsere Konkurrenten wissen, was sie noch alles erwartet. Und das ist auch der wesentliche Grund, warum wir sie aufhalten müssen. Wenn sie weitere Bohrungen durchführen und Expeditionen in das Innere dieser Welt vornehmen – wir ahnen nicht einmal, welche Machtmittel ihnen dann noch in die Hände fallen werden.«
Zant schüttelte den Kopf. »Aber die Büchse der Pandora ist damit doch geöffnet. Wenn einmal bekannt wird, dass es so viele …«
Sie unterbrach sich selbst und starrte erst Hardan, dann Daxxel an.
»Nein«, sagte sie dann nur. »Keine Gedächtnislöschungen. Ich mache das nicht mit.«
»Wir entscheiden das, wenn es so weit ist«, sagte Daxxel. »Wahrscheinlich sind wir dann schon nicht mehr jene, die entscheiden. Die Akte wird involviert sein.«
»Sie verstehen jetzt, worum es uns geht«, meinte Hardan leise. »Ich verstehe ja Ihren Unmut – aber die Gefahr ist um einiges größer, als Sie angenommen haben. Werden Sie uns weiterhin helfen? Wenn nicht auf dem Habitat – dann hier unten?«
Er blickte Zant an.
»Sie können kämpfen.«
Sie nickte. Daxxel räusperte sich. Der Bodare richtete seinen Blick auf ihn.
»Und Sie werden wahrscheinlich nicht stören.«
Daxxel schloss die Augen.
Das war alles eine Nummer zu groß für zwei Ermittler und eine Bande von Undercover-Aliens, die einer kollektiven Wahnvorstellung nachhingen.
Nicht, dass Daxxel dies jemals laut sagen würde.
Kapitel 14
Speldors Gespräch mit dem Bodaren gehörte zu den unergiebigsten Konversationen seiner gesamten Dienstzeit und entsprechend frustriert betrat er das Büro des Altweganers Logat, des höchsten Verwaltungsbeamten von Habitat C. Anstatt sofort der Kapsel zu folgen, die seiner Theorie nach mit Daxxel an Bord auf der Welt unter ihnen gelandet war, hatte sein völlig sinnloses Gespräch mit dem Bodaren dazu geführt, den Termin mit Logat zu vereinbaren. Etwas hatte ihn misstrauisch gemacht und ein Gefühl von Bedrohung erzeugt, das sich, wie viele seiner Ahnungen, nicht durch Fakten untermauern ließ. Speldors Instinkte waren sein wichtigstes Gut und er verließ sich auf sie. Erfahren hatte er von dem Mann nichts. Er hinterließ aber ein Gefühl des Unausgesprochenen, das er nur mit Gewaltmitteln hätte beseitigen können. Speldor hatte ein unkompliziertes Verhältnis zu körperlicher Gewalt. Wäre er auf einer weit entfernten Randwelt in irgendeiner gottverlassenen Siedlung, dann hätte er dem Bodaren ordentlich auf den Zahn gefühlt. Hier aber war Habitat C. Speldor war kein Dummkopf. Er hatte seinen Gesprächspartner unverrichteter Dinge ziehen lassen, um nicht unnötig Aufsehen zu erregen. Seine Ahnung, dass er sich nunmehr zusehends im Zentrum sich widersprechender Interessen befand und eine Entscheidung treffen musste, hatte sich erneut verstärkt, ein Gefühl, das beinahe körperliche spürbar war und ihn nervös machte. Leda hatte ihm einige merkwürdige Blicke zugeworfen, sie musste es mitbekommen haben, dafür kannte sie ihn gut genug. Er thematisierte es nicht. Noch nicht.
Er besuchte Logat aber allein.
Logat empfing ihn ohne große Präliminarien. Sie setzten sich in eine Ecke seines weiträumigen Büros, dann platzierte Speldor einen Schirmgenerator auf den Tisch vor ihnen. Er würde jede versuchte Abhöraktion bereits im Ansatz vereiteln. Logat starrte das Gerät an und Sorgenfalten wurden auf seiner Stirn sichtbar.
»Ist das wirklich notwendig?«
»Ja.«
»Warum?«
»Ich weiß es nicht.«
Logat war anzusehen, dass er diese Antwort nicht zu akzeptieren bereit war, doch ehe er sich beschweren konnte, sprach Speldor bereits wieder.
»Ich bin ein wenig unter Zeitdruck, wie Sie wissen. Unsere gemeinsamen Freunde erwarten schnelle Ergebnisse und wollen, dass wieder Ruhe
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