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Habitat C (German Edition)

Habitat C (German Edition)

Titel: Habitat C (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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das sehr ernst meinten und dass für sie Realität war, was Daxxel nur für einen aufgeblähten historischen Mythos halten mochte.
    Der Diplomat hatte sehr früh in seiner Karriere gelernt, dass die Wahrnehmung von Realität eine komplizierte Sache war. Jedes Individuum beschrieb den gleichen Sachverhalt unterschiedlich, auch wenn die Abweichungen manchmal nur Nuancen betrugen. Man konnte sich auf gewisse Naturgesetze einigen. So schien eine Übereinkunft darüber zu herrschen, dass Gravitation existierte und niemand wild rudernd durch die Luft schweben musste, wenn er auf einem ausreichend massereichen Planeten stand. Aber abgesehen davon war die Wahrnehmung von Realität sehr komplex und Daxxel kam mehr und mehr zu der Einsicht, dass jedes Individuum sein eigenes, kleines Universum mit sich herumtrug. Es war selbst mit dem größten Einfühlungsvermögen und vorurteilsfreier Offenheit niemals möglich, die Sichtweise einer anderen Person ganz und gar nachzuvollziehen. Und obgleich Hardan und er eine vernünftige Diskussion miteinander führen konnten, war die Kluft zwischen dem Menschen und dem Bodaren wahrscheinlich so tief, dass keiner von beiden den Standpunkt des jeweils anderen jemals wirklich verstehen würde.
    Eine ernüchternde Erkenntnis.
    Aber keine neue. Daxxel hatte manchmal Probleme, sich selbst zu verstehen, wenn er Selbstgespräche führte.
    Er nickte langsam und lächelte.
    »Wir arbeiten zusammen, Hardan, denn wir beide haben das gleiche kurzfristige Ziel. Und wenn Sie recht behalten sollten, dann bin ich gerne bereit, damit auch etwas gegen die Rückkehr der Niib zu tun, so wenig ich an diese Gefahr tatsächlich zu glauben imstande bin. Doch bis jetzt ist unser Gegner gesichtslos und ich weiß gar nicht, gegen wen ich unsere Schritte lenken soll. Felt ist tot, er kann nicht mehr reden. Sie reden von höheren Kreisen, von einflussreichen Akteuren. Aber wenn wir diesen keinen Namen geben können, dann hilft es auch mir nicht weiter.«
    »Der Chip«, erklärte Hardan. »Er enthält auch Namen. Aber er ist für uns nicht zugänglich, wie Sie selbst sagen.«
    »Warum nur der Chip? Warum weiß sonst niemand Bescheid?«
    »Es war zu gefährlich für alle Beteiligten. Wir haben die Erinnerung bei all den Unseren gelöscht, die mit dem Wissen konfrontiert worden waren. Wer nichts weiß, kann auch nicht reden. Glauben Sie mir, Daxxel, unsere Gegner sind zu allem bereit. Und unser Mann war ein Eigenbrötler. Von selbst … hat er kaum den Mund aufbekommen.«
    »Sie sind mit diesen Gedächtnislöschungen ein wenig schnell bei der Sache«, erwiderte Daxxel. »Andere Leute halten das für einen schweren Eingriff in Persönlichkeitsrechte. In der Akte ist es eine schwere Strafe für Serientäter, die nur sehr selten angewendet wird. Aber die Bodaren sind damit offenbar sehr freizügig umgegangen. Wie machen Sie das? Drogen?«
    Hardan zögerte.
    »Es gibt hier eine Anlage der Niib, die diesen Effekt auslöst, ohne dass Drogen nachweisbar sind. Sie ist sehr effektiv.«
    »Das glaube ich Ihnen. Sie macht es einem leicht, mal eben wichtige Teile eines Lebens aus dem Bewusstsein zu löschen. Die Niib haben dies sicher ebenso freizügig genutzt wie sie.«
    Kaum gesagt, bereute er diese Äußerung bereits. Sie war ihm zu schnell über die Lippen gekommen, doch jetzt konnte er sie nicht mehr zurücknehmen.
    Hardan jedoch wirkte nicht beleidigt und nickte.
    »Wir schützen uns, Daxxel. Wir schützen uns. Denn nur so können wir den Rest der Galaxis vor einem weitaus größeren Unheil bewahren. Darin sehen wir unsere Aufgabe, solange noch irgendeine der alten Anlagen funktioniert. Wir sind die Wächter. Manchmal sind unsere Methoden nicht ganz einwandfrei. Das ist eine Last, die auf uns liegt, zusammen mit vielen anderen.«
    Hardan machte eine Pause.
    »Ich erwarte nicht, dass Sie das verstehen.«
    »Es fällt mir schwer.«
    »Aber wir arbeiten zusammen?«
    »Ja. Ich muss aber jemanden in meiner Hierarchie informieren. Es ist notwendig. Wir können nicht ganz allein, ohne Rückendeckung, ohne jede Hilfe operieren.«
    »Das tun wir seit Jahrhunderten.«
    »Aber dies ist ein anderer Fall. Eine neue Qualität. Es besteht die Gefahr, dass Sie scheitern werden, wenn niemand hilft.«
    Hardan wirkte nicht überzeugt, aber Daxxel hatte das Gefühl, ihn zumindest überreden zu können.
    »Wir finden die Namen all jener, die sich mit dieser Verschwörung befassen, in der Niib-Anlage, die diese unter Kontrolle gebracht haben. Wir

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