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Habitat C (German Edition)

Habitat C (German Edition)

Titel: Habitat C (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Es war interessant festzustellen, dass er in diesem Moment hoher Anspannung plötzlich an eine meranische Botschaftsangestellte denken musste, der er auf Eobal begegnet war, mittlerweile schon einige Jahre her.
    Was wohl aus ihr geworden war? Eigentlich sollte er das wissen dürfen.
    Schließlich war er irgendwie mit ihr verheiratet.
    Und warum musste er gerade jetzt an sie denken?
    Wenn all dies vorbei war, würde er möglicherweise etwas intensiver über diese spontane Eingebung nachdenken müssen, auch wenn er sich keinesfalls sicher war, auf welchen Weg ihn dies führen würde.
    Er holte tief Luft, sorgsam darauf bedacht, langsam und regelmäßig zu atmen.
    »Das ist hier sehr bedrückend«, murmelte er unwillkürlich. »Warum haben die Niib so tief in diesen Planeten hineingegraben?«
    Hardan schaute ihn von der Seite an.
    »Sie hatten wohl Angst.«
    »Angst? Die Niib? Die fiesesten Ärsche der Galaxis, Gewaltherrscher über Tausende von Welten?«
    Hardan stieß ein knarrendes Geräusch aus, das Daxxel als eine Art Lachen einordnete.
    »Aber ja. Gerade sie. Was ist das für ein Gefühl, ein Volk zu sein, ein einziges, vielleicht nicht einmal sonderlich zahlreich, verteilt auf einen riesigen Herrschaftsraum, und man regiert über Billiarden intelligente Lebewesen und mehr, alle unterdrückt, alle ohne jede Loyalität oder Liebe, jederzeit bereit, einem das Messer an den Hals zu setzen? Sicher, man ist brutal und rücksichtslos und verfügt über Machtmittel, aber man weiß auch, dass jeder kleine Fehler zu einer Gegenreaktion und jede Gegenreaktion zu einer Kettenreaktion führen kann, an deren Ende man an seinen Gedärmen an einem Mast hängt und die glorreiche Zeit der allumfassenden Herrschaft ein Ende findet.«
    Daxxel verzog das Gesicht.
    »Angst, gut, das verstehe ich. Da wäre ich auch … vorsichtig.«
    »Ich würde paranoid werden«, warf Zant ein.
    »So ist es«, meinte Hardan. »Und wenn man paranoid ist, tut man verschiedene Dinge. Man wird noch rücksichtsloser und brutaler, ist jeder Empathie unfähig. Und dann macht man etwas durchaus Instinktives – man gräbt tief. Die schützende Hülle einer Welt, Kilometer von Gestein, alles letztlich nur eine Illusion, aber möglicherweise eine hilfreiche. Das Gefühl von Sicherheit. Ich glaube nicht einmal, dass die Niib sich hier besonders wohlgefühlt haben. Sie wussten, dass ihre Feinde sie überall finden würden, wenn es erst einmal so weit war – und sie haben ja recht behalten. Als die große Rebellion ausbrach, gab es für sie keinen sicheren Ort mehr. Aber möglicherweise hatte allein die Anstrengung des Baus, des Errichtens dieser unterirdischen Anlagen, eine therapeutische Wirkung auf sie. Senkte die Nervosität. Erzeugte die kurzzeitige Illusion, dass man alles Mögliche tat, um sich zu schützen.«
    »Aber die Niib lebten doch in den Stationen, sagt man«, wandte nun Zant ein, die schweigend gelauscht hatte.
    Hardan machte eine Geste, die wohl Ratlosigkeit ausdrücken sollte.
    »Das wissen wir gar nicht«, sagte er dann. »Zumindest in der Endphase der Rebellion, als ihre Herrschaft vor dem Zusammenbruch stand, können wir nicht davon ausgehen, dass sie auf den relativ verwundbaren Habitaten verblieben sind. Es ist sogar wahrscheinlicher, dass sie sich in den großen Anlagen verborgen haben, die sie in die Gesteine vieler Welten trieben.«
    »Das heißt, hier unten gibt es Überreste der Niib? Das wäre fantastisch! Niemals hat jemand auch nur ein Bild dieses Volkes gefunden!« Daxxel spürte, wie Entdeckungsfreude die klaustrophobische Bedrückung zu vertreiben begann.
    »Es wäre möglich«, meinte Hardan. »Aber wir Bodaren sind hier seit Generationen unterwegs und wir haben noch nichts und niemanden gefunden. Das muss aber nichts heißen. Wenn wir zehn oder vielleicht zwanzig Prozent von alledem hier kennen, wäre das schon viel. Es bleibt viel Unentdecktes, nicht nur auf dieser Welt.«
    Daxxels Enthusiasmus ebbte sofort wieder ab. Hardan machte einen ehrlichen Eindruck. Es wäre aber auch zu schön gewesen.
    Und kaum hatte er diese Erkenntnis verdaut, wurde ihm auch bereits wieder schwummrig zumute. Es wurde auch nicht viel besser, als sie den versprochenen Lift erreichten, eine Kabine von den Ausmaßen eines Wohnzimmers, das Metallplastik mit einer Patina bedeckt, die unangenehm roch und das Gefühl von Alter und Verfall verstärkte, das über allem hier lag.
    »Es geht jetzt gut zwanzig Minuten abwärts. Halten Sie sich fest.«
    Daxxel

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