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Habitat C (German Edition)

Habitat C (German Edition)

Titel: Habitat C (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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sogar verstehen. Für uns Bodaren sind die Niib aber eingeprägt in unser kollektives Gedächtnis, mehr als nur Schauergeschichten. Für uns sind die lebendig, ihre Erinnerung nicht nur Mahnung, sondern unmittelbares Erleben. Wir sind die Geschöpfe der Niib, wir waren ihre willfährigen Diener. Bis heute lastet der Fluch dieser genetischen Programmierung auf uns.«
    »Sie sind frei.«
    Hardan verstand es, seine Verachtung sehr offen deutlich werden zu lassen, selbst einem Menschen wie Daxxel gegenüber.
    »Sind wir nicht. Wir sind Sklaven unserer Vergangenheit. Wir genießen eine äußere Freiheit, aber in uns sind wir zwanghaftem Verhalten unausweichlich ausgesetzt. Unsere Emanzipation dauert und dauert, schon so viele Jahrtausende. Wir sind nur sehr kleine Schritte vorangekommen. Und wir haben so große Angst, dass uns die Niib wieder nehmen werden, was wir erreicht haben. Sie können gar nicht ahnen, wie groß diese Furcht ist, wie überwältigend stark sie unsere Gedanken und unser Handeln bestimmt. Wir sind mit ihr geboren worden und sie ist unser letztes Gefühl, ehe wir sterben. Sie erfüllt unser Leben, jede wache Minute. Wir lenken uns ab und es ist pervers, dass wir uns am besten ablenken, indem wir den Impulsen unserer genetischen Programmierung folgen und dienen.«
    Hardan machte einen Schritt auf Daxxel zu, der von der Intensität der Worte berührt war. Auch Zant sagte kein Wort, hörte nur zu, ihr Gesicht voller Betroffenheit. Niemand, der bei Verstand war und zu Gefühlen in der Lage, vermochte, sich der hypnotischen Wirkung dieser Worte zu entziehen.
    »Wir sind immer noch Sklaven, Daxxel. Wir sehen am Horizont, mehrere Generationen in der Zukunft, die Verlockung der Freiheit und wir erwarten sie mit Geduld und Entschlossenheit. Aber wenn die Niib zurückkehren …«
    »Hardan. Die Niib sind lange verschwunden, ausgestorben wahrscheinlich. Wie sollen sie zurückkehren? Selbst wenn es noch Nachkommen der alten Herrscher gibt, so werden sie möglicherweise kein Interesse mehr daran haben, das verfallene Erbe ihrer Vorfahren anzutreten – gegen den Widerstand zahlreicher galaktischer Zivilisationen.«
    Hardan schüttelte den Kopf. »Die Niib denken so nicht. Sie sind geduldig. Sie sind völlig auf sich zentriert. Sie sind nicht vernünftig in Ihrem Sinne. Und sie leben. Jeder Bodare weiß und fühlt es.«
    »Das ist verständlich und ich will Ihre Gefühle nicht kleinreden oder lächerlich machen, aber … es könnte einfach nur ein Teil der von Ihnen erwähnten genetischen Programmierung sein, eine tief in Ihnen sitzende Ehrfurcht und Angst, von der Sie sich nur langsam lösen, über Generationen.«
    Hardan nickte langsam.
    »Ich hätte es wissen müssen. Ich kann mich Ihnen nicht verständlich machen.«
    Daxxel wollte etwas sagen, doch der Bodare hielt ihn mit einer Bewegung davon ab.
    »Es ist gut. Geldgierige Verschwörer in der Akte manipulieren das Finanzsystem mit Niib-Software. Das ist eine Bedrohung, mit der Sie etwas anfangen können, oder?«
    Daxxel seufzte. »Das ist für mich nachvollziehbar.«
    »Dann lassen Sie uns das Problem unter dieser Perspektive angehen. Es nützt auch den Bodaren und wir müssen uns diese ermüdende Diskussion sparen.«
    Daxxel nickte. »Gut. Hardan. Aber noch mal: Ich wollte Ihre Angst nicht verächtlich machen …«
    Hardan unterbrach ihn wieder.
    »Sie sind ein guter Mensch, Daxxel. Willig. Erstaunlich flexibel im Denken für jemanden Ihrer Stellung. Ich mache Ihnen keinen Vorwurf. Keiner wird die Bodaren verstehen außer die Bodaren selbst. Keiner wird verstehen, wie real die Bedrohung ist, die Sie für eine Schimäre halten. Kein Streit, Daxxel. Wir sind es nicht anders gewöhnt und wir haben gelernt, es zu akzeptieren.«
    Daxxel presste die Lippen aufeinander. Ob er es nun wollte oder nicht, er verspürte eine plötzliche Rührung. Diese fatalistischen Worte hatten sehr ehrlich geklungen und sie offenbarten noch viel mehr als alle anderen Darlegungen zuvor den tiefen, kollektiven Schmerz der Bodaren. Es war für ihn nur schwer vorstellbar, wie man viele Tausende Jahre nach dem Ende der Niib immer noch so eine Furcht haben konnte, als wären die alten Herrscher eine Realität, mit der man täglich rechnen müsste, ein über die Äonen über allem schwebendes Damoklesschwert, dessen Bedrohung man sich niemals vollends entziehen konnte. So wenig für Daxxel dieses Gefühl der unmittelbaren Gefahr auch nachvollziehbar war, es dämmerte ihm, dass die Bodaren

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