Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln
Aber ich lasse den Computer im LKA noch einen Vergleich machen.«
»Wir müssen also einstweilen von einem Unbekannten ausgehen?«
Mur nickte. »Sieht ganz danach aus. Außerdem«, fuhr sie fort, »konnten wir an der Kleidung der Toten mehrere Haare sicherstellen, die nicht von ihr stammen. Alle wurden zwischenzeitlich mit dem anderen Material zur Analyse ins LKA gebracht.«
»Wenn wir Pech haben, sind die Haare vom Notarzt oder den Sanitätern«, warf Wünnenberg ein, den Blick starr in seine Kaffeetasse gerichtet.
»Ja, das ist durchaus möglich«, stimmte Mur grollend zu, deren Miene sich bei der Erwähnung der Retter nun doch noch verfinsterte. »Meines Erachtens sind es jedoch mindestens zwei verschiedene Haartypen. Vielleicht haben wir Glück. Für einen Abgleich mit Korks Haaren aus der Wohnung genügt das. Vielleicht meint es das Schicksal ja auch gut mit uns, und wir finden einen Spurenträger am Messer. Das wäre dann sogar ein noch sichereres Indiz.«
Und damit waren sie wieder am Ausgangspunkt angelangt.
»Wir müssen diesen Journalisten schnellstens finden. Und bis uns das gelingt, sollten wir die Zeit nutzen, um ausreichend Hinweise zusammenzutragen«, läutete Hackenholt das Ende der Besprechung ein. »Bislang haben wir keinerlei Beweise gegen ihn. Somit müssen wir in die Breite ermitteln. Eventuell ist er ja doch nur ein Zeuge. Manfred, du organisierst von der Sachfahndung bitte eine Liste sämtlicher Juweliere, Goldschmiede und was weiß ich noch alles. Eben aller Läden, in denen wir etwas über die Herstellung oder den Verbleib des Schmuckstücks erfahren könnten. Sobald brauchbare Vergrößerungen der Halskette da sind, klapperst du mit Saskia alle Geschäfte ab.« Hackenholt warf der Kollegin einen schuldbewussten Blick zu. Sein Vorhaben, sie in Zukunft selbst öfter mitzunehmen, musste warten. Doch Saskia ließ es sich nicht anmerken, falls die Anweisung sie enttäuschte. »Christine, du versuchst bitte, dem LKA Dampf zu machen. Wir müssen so schnell wie möglich wissen, ob Ludwig Kork am Tatort war und ob er der Vater von Annika Dorns ungeborenem Kind ist.«
Mur sah ihren Kollegen wütend an. »Du weißt doch selbst, wie lange eine DNA-Analyse dauert. Das kann man weder mit guten noch mit bösen Worten beschleunigen.« Mit einem leisen »Klack« brach der Bügel ihres Kulis ab.
Zurück im Büro klingelte Hackenholts Telefon. Der Anrufer stellte sich als Herr Naumann vor, Sternmann-Gebietsleiter Nord und damit auch für das Geschäft in der Grolandstraße zuständig. Obwohl Hackenholt den Grund zu kennen glaubte, fragte er höflich nach, warum der Gebietsleiter ihn anrief. In der Tat sorgte sich der Mann darum, welch katastrophale Auswirkungen es für den ganzen Konzern haben könnte, wenn die Filiale nicht bald wieder geöffnet werden würde.
»Für Ihr Anliegen habe ich natürlich größtes Verständnis«, erklärte Hackenholt in verbindlichem Ton, »aber wissen Sie, eine fundierte Spurensuche in einem derart großen Umfeld dauert nun einmal ein paar Tage.«
»Das ist uns selbstverständlich bekannt. Sicher geben Sie auch Ihr Bestes und arbeiten so effizient wie möglich«, meinte der Mann jovial. »Allerdings sind wir auf eine Möglichkeit gestoßen, wie wir Ihre Arbeit hoffentlich unterstützen und gegebenenfalls beschleunigen können.«
Er machte eine bedeutungsvolle Pause. Hackenholt ließ den Moment verstreichen, ohne die von seinem Gesprächspartner erwartete Gegenfrage zu stellen. Schließlich räusperte sich Naumann und verkündete großspurig: »Ich habe heute Morgen die Geschäftsleitung überzeugt, sofort eine ordentliche Belohnung auszusetzen. Es ist schließlich im Interesse aller.«
Hackenholt war ehrlich überrascht. Fieberhaft überlegte er, was den Konzern zu einem solchen Schritt veranlasst haben könnte. Über Auslobungen wurde normalerweise erst nachgedacht, wenn ein Fall feststeckte, weil es keine relevanten Spuren mehr gab, denen nachgegangen werden konnte. Und auch dann kam es so gut wie nie vor, dass eine Firma die Aufklärungsprämie stiftete, zumeist stammte das Geld aus einem Sonderetat der Polizei.
Hörbar gereizt, da Hackenholt wieder nichts Anerkennendes antwortete, fuhr Naumann nun ruppig fort: »Wir dachten zunächst an einen Betrag von zweitausendfünfhundert Euro. Das erscheint uns angemessen. Natürlich würden wir dies gerne auch den Medien gegenüber bekannt geben und vor allem auch unseren Kunden mitteilen.«
Daher wehte also der Wind.
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