Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln
anzurufen. Vorsorglich habe ich mir aber auch ihre Tournummern und Kontaktdaten notiert.«
»Und die anderen zwölf?«, fragte Hackenholt ohne viel Hoffnung.
»Alles Lastwagenfahrer. Keiner von ihnen war von Donnerstag auf Freitag am Hafen. Heute Nacht geht Saskia mit den Kollegen von der Bereitschaftspolizei raus«, seufzte Stellfeldt und kratzte sich die Glatze.
Am späten Nachmittag meldete der Pförtner Besucher für Hackenholt. Es waren die zwei Mitarbeiter der Wach- und Schließgesellschaft, die in der Nacht von Donnerstag auf Freitag verschiedene Firmengelände am Hafen überprüft hatten. Hackenholt war überrascht, dass sie Stellfeldts Bitte, Kontakt aufzunehmen, so prompt gefolgt waren.
Bei den Männern handelte es sich um einen fünfundvierzigjährigen in Deutschland geborenen Italiener und seinen zwanzig Jahre jüngeren Kollegen, dem man das tägliche Hanteltraining überdeutlich ansah.
Beide machten anfänglich einen sehr reservierten Eindruck, als hätten sie Angst, jemand würde sie für den Toten am Hafen verantwortlich machen wollen. Der Jüngere übergab Hackenholt die mitgebrachte Checkliste der Unternehmen, die sie zu überprüfen hatten. Für jeden Kunden, der von der Sicherheitsfirma betreut wurde, mussten die Mitarbeiter die jeweilige Uhrzeit ihres Besuchs notieren sowie welche Überprüfungsmaßnahmen sie ergriffen hatten.
Die Männer fuhren die Tour immer unterschiedlich ab, so wie es ihnen die Pläne von ihrem Chef vorgaben. Zum ersten Mal waren sie in der fraglichen Nacht gegen halb zwölf am Firmengelände der Gübingers vorbeigekommen. Allerdings gehörte keine der Firmen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Kunden des Sicherheitsdienstes. Dennoch ließ sich Hackenholt haargenau schildern, wie sie die zwei zumindest in derselben Straße liegenden Kundengebäude überprüft hatten. Beide Männer waren sich jedoch einig, dass alles ruhig und unauffällig gewesen und ihnen niemand begegnet war.
»Nicht einmal der Alte Heinrich war mit seinem Hund draußen«, sagte der Italiener verächtlich. »Der Alte Heinrich« fügte er hinzu, sei ein längst pensionierter Wachmann, der es einfach nicht lassen konnte. Mit seinem Schäferhund kontrollierte er nach wie vor Nacht für Nacht die Spedition am Ende der Rotterdamerstraße, für die er jahrzehntelang gearbeitet hatte. Hackenholt machte sich eine Notiz, wo er den Mann antreffen konnte.
»Ist Ihnen in dieser Nacht in der Nähe der Fleischfirma vielleicht irgendein Fahrzeug aufgefallen?«
Der Jüngere schüttelte den Kopf. »Bei denen haben wir ja nicht nach dem Rechten sehen müssen, da haben wir auch nicht sonderlich aufgepasst.«
»Und ein Wohnmobil war auch nirgends geparkt?«, unternahm Hackenholt einen letzten Anlauf.
»Nicht auf dem Hafengelände. Die Camper stehen weiter draußen in der Münchner Straße. Dort gibt es einen Übernachtungsplatz. Oder manchmal auch am Anleger von der Personenschifffahrt, beim Schwulentreff.«
»Nein, ich meinte eigentlich ein Wohnmobil, das Ihnen auf dem Hafengelände entgegengekommen ist. Oder am Seitenstreifen oder in einer Firmeneinfahrt stand.«
»Haben wir nicht neulich erst eins in der Feuerstraße gesehen?«, meinte der Italiener jetzt nachdenklich.
»Aber das war nicht Donnerstagnacht.«
»Nein, da hast du recht, das war schon früher. Aber ich habe in der Nacht auch nicht auf alle Toreinfahrten geachtet.«
»Ich schon. Zumindest rund um die Anwesen, die wir überprüfen müssen, hat keins gestanden. Nur die üblichen Lastwagen und Transporter. Und mehr interessiert mich auch nicht, dafür werde ich schließlich nicht bezahlt.«
Nach der Unterhaltung, die keine neuen Hinweise gebracht hatte, machten sich Hackenholt und Wünnenberg auf den Weg zum Hafen. Wenn es schon einen Wachmann gab, der seit Jahrzehnten für ein und dieselbe Spedition seinen Dienst verrichtete, wollten die Ermittler auch mit ihm sprechen. Er musste den Hafen mit seinen Firmen und Gesichtern in- und auswendig kennen.
Wie Hackenholt von den Männern der Wach- und Schließgesellschaft erfahren hatte, wohnte der Alte Heinrich in einem großen Wohnwagen, der auf dem Gelände der Spedition Renner abgestellt war.
Wünnenberg parkte den Dienstwagen in der Firmeneinfahrt und suchte nach einer Klingel, während Hackenholt sich umwandte und abzuschätzen versuchte, welche der vielen monoton aussehenden Einfahrten zur Gübinger’schen Fleischfabrik führte. Doch die Firma lag mindestens dreihundert Meter weit
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