Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln
durchsung. An richdelichn Bschluss hama.«
Renate Simon schnappte hörbar nach Luft.
»Des dou is de Herr Scherm«, fuhr Saskia fort. »Me ham ihn als neudraln Zeung vom Odnungsamd heagrufn. De schaud ganz gnau hie, domid kanna hindahea soong koo, des me was kabudd gmachd ham.«
»Aber das können Sie doch nicht machen!« Frau Simons Stimme entglitt ihr ebenso, wie ihr zuvor die Situation aus den Händen gerutscht war. »Das ist meine Wohnung. Sie können doch nicht einfach so in meinen Sachen herumwühlen!«
Als Antwort hielt Saskia der verstörten Frau ein Blatt Papier hin. »De Durchschloch is für Sie. Dou könnas nochlesn, des des alles rechdmäßich beandrachd und gnehmichd worn is.«
Wutentbrannt entriss Renate Simon der jungen Beamtin das Dokument und zog sich mit dem Telefon bewaffnet in die Küche zurück. Saskia folgte ihr.
»Lassen Sie mich allein! Ich muss telefonieren«, wurde sie angeherrscht.
»Allmächd! Des dud me fej leid, obba im Momend dürfns des bloß in meina Gengward.«
»Aber ich will noch einmal mit meinem Anwalt sprechen.«
Saskia hob bedauernd die Hände. Eine Geste, die zeigen sollte, wie wenig sie für die Situation konnte, da auch sie nur ihre Anweisungen befolgte.
Während des Telefonats verwandelte sich Renate Simons Gesicht zusehends in eine ausdruckslose Maske. Ihre Antworten wurden immer knapper, bis sie schließlich das Gespräch ohne die übliche Grußformel beendete. Offensichtlich hatte ihr Anwalt ihr erklärt, dass sie nichts gegen die Durchsuchung unternehmen könne und es ihm in diesem Moment wichtiger erscheine, ihrem Mann aufs Polizeipräsidium zu folgen, als ihr Beistand zu leisten. Fortan saß Renate Simon kettenrauchend am Küchentisch.
Systematisch arbeiteten sich die Beamten durch jedes Zimmer. Schrank für Schrank, Regal für Regal, Blumentopf für Blumentopf. Sie suchten nach Kleidung, die zu den auf der Leiche gefundenen Fasern passte, Schuhen, deren Profil mit dem auf Bergers Foto vom Tatort übereinstimmte, nach Hettenbachs Terminkalender, Korks Geldbeutel und Schlüsselbund sowie Annika Dorns verschwundener Kette.
Irgendwann bat Stellfeldt um die Schlüssel für die beiden Fahrzeuge. Renate Simon überreichte sie ihm wortlos, ohne jedoch Anstalten zu machen, den Ermittler zu den Autos zu begleiten.
***
Im Präsidium brachten Hackenholt und Wünnenberg den Verdächtigen in ein leeres Büro und begannen mit der Vernehmung. Auf ihre Fragen schüttelte Hettenbach jedoch nur den Kopf. Schon während der Fahrt hatte er keinen Laut von sich gegeben. Nicht einmal die Angaben zu seiner Person wollte er machen.
»Ich möchte erst mit meinem Rechtsanwalt sprechen«, war das Einzige, was er sich abringen konnte.
Der von Renate Simon alarmierte Advokat schien ein väterlicher Freund der Familie zu sein. Er war um die sechzig, trug einen Siegelring am linken kleinen Finger und wirkte eher wie ein Notar denn wie ein Strafverteidiger. Hackenholt informierte ihn sachlich über den Tatvorwurf. Einen Moment lang sah der Jurist ihn mehr als überrascht an, nickte dann jedoch scheinbar gleichmütig und bat um eine Unterredung unter vier Augen mit seinem Mandanten. Während Wünnenberg Kaffee kochte, ermahnte sich Hackenholt, den Anwalt keinesfalls zu unterschätzen. Wäre er so unbedarft, wie es sein äußeres Erscheinungsbild vermuten ließ, hätte er deutlich schockierter reagiert, als er von dem Mordvorwurf erfuhr. Zehn Minuten später konnten sie dann endlich mit der Befragung beginnen.
Zunächst wollte Hackenholt vom Beschuldigten wissen, wo er am bewussten Samstagmorgen gewesen war.
»Unser Hund muss am Freitag irgendetwas Falsches gefressen haben, jedenfalls hat er uns eine Riesensauerei in die Wohnung gemacht. Und damit das nicht wieder passiert, bin ich am Samstag, sofort nachdem ich aufgewacht bin, mit ihm rausgegangen. Meine Frau kann das bestätigen. Gerade als sie in die Arbeit gefahren ist, sind wir zurückgekommen. Ich habe ihr noch gewunken.« Mit einem knappen Nicken bekräftigte er das eben Gesagte, bevor er fortfuhr. »Danach bin ich in die Wohnung hinauf, habe geduscht und mich dann um die Arbeit gekümmert. Ich bin freiberuflicher Webdesigner und habe mein Büro mit in der Wohnung.«
»Haben Sie die Wohnung dann im Laufe des Tages nochmals verlassen?«, hakte Wünnenberg nach.
»Erst am Nachmittag, da bin ich zu meinem Frisör in die Stadt gefahren und mit dem Hund wieder Gassi gegangen. Bis dahin habe ich Vorjahresbelege für die
Weitere Kostenlose Bücher