Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln
Und blutverschmiert, wie der Täter gewesen sein muss, kann er auch nicht durch die Straßen gelaufen sein. Zudem erklärt diese Theorie erst recht nicht die zwei blutigen Taschentücher neben dem Baum, an dem der Mops festgebunden war. Und was ist mit dem Wohnmobil?«
Hackenholt schüttelte müde den Kopf. »Stimmt. Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen. Das mache ich morgen in der Vernehmung.«
***
Sophie lag eine Zeitschrift lesend auf dem Sofa im warmen Wohnzimmer. Im alten Kachelofen, der den Raum dominierte, knackte es behaglich. Die Geräusche des Feuers vermittelten ihr ein Gefühl von Geborgenheit. Auf dem Beistelltischchen neben ihr stand eine Kanne Tee.
Erleichtert blickte Sophie auf, als sie den Schlüssel im Türschloss hörte. Tief in ihrem Inneren keimte immer ein Gefühl der Angst auf, wenn Hackenholt so lange fortblieb. Sie sprachen nur selten über die Details seiner Arbeit. Er sagte, das meiste davon bestünde sowieso nur aus langweiligem Schreibkram und habe nicht das Geringste mit dem zu tun, was in Fernsehkrimis ständig gezeigt werde. Doch Sophie war sich nicht sicher, ob das nicht nur eine Schutzbehauptung war, um sie zu beruhigen.
Hackenholt kam ins Zimmer, trat zu ihr ans Sofa und küsste sie, wie er es oft tat, auf die rechte Augenbraue. Er sah erledigt aus.
»Was macht dein Husten?«, erkundigte er sich pflichtbewusst.
»Es geht schon viel besser«, flunkerte sie, da sie nicht jeden Abend sagen mochte, wie sehr ihr Hals und Kopf von der ständigen Husterei schmerzten. »Hast du Hunger?«
»Wie ein Bär«, entgegnete er, beugte sich zu ihrem Gesicht hinunter und versuchte sie in die Nase zu beißen. Dabei fiel sein Blick auf die Wohnzeitschrift, in der sie geblättert hatte. »Überlegst du schon, wie du unser Traumhaus renovieren willst?«
Sophie schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich habe heute bei einem Makler angerufen und nachgefragt, wie viel ich momentan für meine Wohnung verlangen kann. Außerdem habe ich mich bei der Bank über die derzeitigen Kreditzinsen und Konditionen informiert.«
Hackenholt freute sich zu sehen, wie pragmatisch sie die Sache anging.
»Ich glaube, es ist gar nicht so einfach, wenn wir zusammen einen Kredit bekommen wollen«, fuhr sie fort.
»Warum nicht?«, fragte er verdutzt. »Ich bin doch Beamter. Einen sichereren Arbeitsplatz gibt es wohl kaum.«
Sophie wurde verlegen. »Weil wir nicht verheiratet sind«, antwortete sie schließlich. »Es wird vermutlich darauf hinauslaufen, dass du und ich jeweils einen eigenen Kredit beantragen müssen.«
»Und wenn wir verheiratet wären, wäre das anders? In welchem Jahrhundert leben die Banken eigentlich!« Hackenholt schüttelte verständnislos den Kopf. »Das müssen wir mal in Ruhe besprechen. Jetzt brauche ich wirklich erst mal dringend etwas zu essen.«
Da Sophie nichts gekocht hatte und Hackenholt nicht einfach nur ein belegtes Brot essen wollte, suchte er in ihrer Speisekammer, bis er eine Dose mit gegrillten Bratwürsten der Metzgerei Kleinlein zum Vorschein brachte. Ohne lange nachzudenken, machte er mit den zwölf kleinen »Nürnbergerle« kurzen Prozess.
Dienstag
Als Saskia ihren Kopf in Hackenholts Büro steckte und ihm einen guten Morgen wünschte, winkte er die Kollegin zu sich herein.
»Saskia, ich wollte dich bitten, heute zusammen mit Manfred Hettenbachs Vernehmung fortzusetzen. Es ist besser, wenn er zwei neue Gesichter sieht. Außerdem möchte ich ein paar Dinge nachprüfen, die gestern liegen geblieben sind.« Er zeigte auf seinen Schreibtisch, auf dem es chaotisch aussah.
Saskia nickte. »Baasd scho! Nou brauch i obba dej Brodokolle vo gesdern, domid me gnau wissn, was de Heddenbach gsachd hodd.«
Noch während Hackenholt die Unterlagen zusammensuchte, die auf seinem Schreibtisch verstreut waren, und sie eilig abheftete, läutete sein Telefon. Es war Gerhard Schätzle. Mit einem Nicken drückte Hackenholt Saskia den Ordner mit den Protokollen und die noch losen Blätter in die Hand, dann wandte er seine ganze Aufmerksamkeit dem Anrufer zu.
»Ich fürchte, ich habe nicht die Nachrichten, die du gerne hören möchtest«, sagte Schätzle. »Das Fleisch, das ich am Freitagnachmittag in der Wohnung von diesem Journalisten abgeholt habe, ist absolut in Ordnung. Nicht die kleinste Auffälligkeit. Der Befund ist gerade gefaxt worden. Aber das ist noch nicht alles: Auch die Proben, die ich bei Gübingers im Kühlhaus genommen habe, sind absolut in Ordnung.«
Hackenholt
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