Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln
schnalzte enttäuscht mit der Zunge.
»Ich kann jetzt nur eins tun: in die verschiedenen Sternmann-Filialen gehen und dort Qualitätskontrollen durchführen.«
»Wenn du das tatsächlich machen könntest, wäre ich dir sehr dankbar, Gerhard. Mein Problem ist, dass ich einen Verdächtigen habe, der den ersten Mord aber vehement bestreitet und für den zweiten ein Alibi hat. Außerdem stehen seine möglichen Motive in keinster Weise in Zusammenhang mit einem Fleischskandal. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, und brauche jeden Hinweis, den ich kriegen kann.«
»Natürlich. Kein Problem. Ich melde mich wieder.«
Wünnenberg, der gerade hereingekommen war, sah Hackenholt fragend an.
»Du brauchst deine Jacke gar nicht erst auszuziehen«, begrüßte ihn Hackenholt. »Wir fahren gleich noch einmal zusammen in Korks Wohnung.«
Zum ersten Mal, seit Hackenholt in die Burgschmietstraße kam, geschah etwas völlig Unvorstellbares: Direkt vor Korks Haustür war ein Parkplatz frei.
Die beiden Ermittler waren gerade ausgestiegen, als die Lindenstraßen-Hausmeisterin im Erdgeschoss ihr Fenster aufriss und die Beamten zu sich winkte.
»Eine Unverschämtheit ist das, was sich dieser Journalist da immer leistet«, brabbelte sie drauflos.
Hackenholt verstand nicht, was sie meinte.
»Na, Sie kommen doch bestimmt wieder wegen dem Kork im ersten Stock. Heute Nacht hätten Sie mal da sein sollen. Was der sich immer erlaubt! Bei dem Krach, den er gemacht hat, hätte ich wirklich die Polizei rufen sollen.«
Für einen Moment sah Hackenholt die Frau skeptisch an, dann rannte er zwei Stufen auf einmal nehmend Wünnenberg in den ersten Stock hinterher. Sofort sah er, dass seit seinem letzten Besuch ein ungebetener Gast in der Wohnung gewesen sein musste: Das amtliche Türsiegel war aufgebrochen worden. Geräuschlos steckte er den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn um und stieß die Tür auf. Mit gezogenen Waffen drangen die Beamten gemeinsam in die Wohnung ein. Wünnenberg stürzte sich nach links, Hackenholt nach rechts, doch die Räume waren leer. Allerdings hatte der unbekannte Eindringling unübersehbare Spuren hinterlassen. Er musste in großer Eile etwas gesucht haben, denn Korks Bekleidung war aus dem Schrank gezerrt, der Inhalt der Schreibtischschubladen auf den Boden geworfen und Bücher achtlos beiseite gestoßen worden. Auch das Bett war zerwühlt. In der Küche sah es kaum besser aus: Schranktüren standen offen, Geschirr war herausgeräumt worden, Gewürze, Mehl- und Salztüten lagen in einem einzigen Durcheinander auf der Arbeitsfläche, eine Packung Zucker war heruntergefallen. Ihr süßer Inhalt war auf dem Fußboden in der ganzen Küche verstreut.
Beim Anblick des Chaos hatte Hackenholt nur einen einzigen Gedanken im Kopf: Er hoffte inständig, dass er schneller gewesen war als der Unbekannte und das, wonach dieser gesucht hatte, schon am Freitag aus der Wohnung ins Präsidium mitgenommen hatte.
»Da hat jemand aber ganze Arbeit geleistet«, meinte Wünnenberg und zog sein Handy aus der Tasche, um die Kollegen von der Spurensicherung zu verständigen. »Denkst du, es war derselbe, der auch die Morde begangen hat?«
Hackenholt nickte. »Hettenbach war es jedenfalls nicht, und ich würde sagen, er ist damit so gut wie aus dem Schneider.«
»Aber warum in aller Welt hat, wer immer das auch getan haben mag, mit seiner Suche bis gestern gewartet?«
Auf diese Frage wusste auch Hackenholt keine Antwort. Während Wünnenberg in der Wohnung auf Christine Mur und ihr Team wartete, ging Hackenholt ins Erdgeschoss hinunter und klingelte bei der Rentnerin, die er vorhin so sang- und klanglos stehen gelassen hatte. Sie bedachte ihn denn auch statt einer Begrüßung mit einem äußerst abweisenden Blick, der jedoch nicht lange vorhielt, da ihre Klatschsucht überwog.
Schnell fand Hackenholt heraus, dass die Frau offenbar wirklich noch nichts vom Tod des Journalisten wusste. Nun, von ihm würde sie es ganz sicher auch nicht erfahren.
»Wie meinten Sie denn das vorhin? Was hat sich Herr Kork heute Nacht erlaubt?«, fragte er stattdessen.
»Gegen ein Uhr bin ich aufgewacht, weil genau vor meinem Schlafzimmerfenster ein Auto gehalten und der Fahrer die Tür absolut rücksichtslos laut zugeknallt hat. Und dann war auch noch die Warnblinkanlage eingeschaltet und hat die ganze Zeit über Licht durch mein Fenster an die Decke geworfen! Wer kann denn da noch schlafen, frag ich Sie?«
Missbilligend schnalzte sie mit der
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