Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln

Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln

Titel: Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
Vom Netzwerk:
schauten wir durch den Spalt der angelehnten Bürotür. Draußen stand ein Mann, den Annika gekannt haben muss, denn sie sagte, sie könne ihn schnell abwimmeln. Damit ließ sie mich im Büro zurück, schloss die Sicherheitstür und ging zum Eingang.«
    Hackenholt beobachtete, wie Hettenbach an dieser Stelle mit den Tränen kämpfte.
    »Ich saß unterdessen auf ihrem Schreibtischstuhl und spielte am Computer herum. Zwei oder drei Minuten später glaubte ich, das Quietschen der Schiebetür zu hören, doch Annika kam nicht ins Büro zurück. Ich wartete weitere fünf Minuten und öffnete dann vorsichtig die Tür. Als ich niemanden im Laden sah, dachte ich, sie wäre mit dem Mann ins Lager gegangen. Wir hatten das ganz am Anfang unserer Treffen so für den Fall vereinbart, dass uns einmal jemand überraschte. Zu dem Zeitpunkt war es schon kurz nach halb acht, und bald wären ihre Mitarbeiter gekommen, denen ich natürlich nicht begegnen durfte. Also wollte ich mich hinausschleichen und nach Hause gehen. Ich dachte, ich könnte Annika dann im Laufe des Tages anrufen.«
    Bei den letzten Worten stieß er ein Schnauben aus, das wohl seine Naivität zeigen sollte. »Erst als ich in den Verkaufsraum trat, bemerkte ich das ganze Blut auf dem Fußboden. Und dann sah ich Annika auch schon neben der Kasse liegen. Ich hätte mich fast übergeben. Verstehen Sie, sie war nur durch eine Tür von mir getrennt gewesen, als sie umgebracht wurde, und ich hatte es nicht gemerkt. Nichts war zu hören gewesen. Kein Schrei, kein Hilferuf, einfach nichts.«
    Plötzlich erhöhte sich seine Redegeschwindigkeit, als habe er es plötzlich eilig, auch noch den Rest zu erzählen. »In meiner Panik habe ich ihr dann die Kette vom Hals gerissen, weil ich den Verschluss nicht aufmachen konnte. Meine Hände haben so gezittert. Ich brachte es nicht über mich, Annika anzufassen. Die ganze Zeit starrte sie mich aus ihren weit aufgerissenen Augen anklagend an. Aber wenn ich die Kette zurückgelassen hätte, hätte die Inschrift auf der Rückseite sofort unser Verhältnis preisgegeben.«
    Erschöpft hielt Hettenbach inne.
    »Ich konnte nichts mehr für Annika tun. Sie war tot. Also lief ich hinaus, holte den Hund, den ich in der Nähe angebunden hatte, und fuhr nach Hause.« Verzweifelt sah er Hackenholt an. »Ich habe sie nicht umgebracht, das müssen Sie mir glauben.«
    »Da sind wir also mal wieder bei der Geschichte mit dem großen Unbekannten angelangt. Hübsch übrigens, wie Sie sich das alles ausgedacht haben«, stieß Wünnenberg aus. »Nun ja, Sie hatten ja auch lange genug Zeit dafür.«
    »Und wie soll dieser Fremde ausgesehen haben?«, fragte Hackenholt. Die Version, die Hettenbach ihnen gerade aufgetischt hatte, war zwar unwahrscheinlich, dennoch machte ihn irgendetwas stutzig. Hatte nicht auch Christine Mur zu einem früheren Zeitpunkt schon einmal die Möglichkeit von zwei Personen in Betracht gezogen?
    In den folgenden Stunden nahmen sie Hettenbach ins Kreuzverhör. Er antwortete bereitwillig und präzise und verstrickte sich nicht mehr in Widersprüche, wie er es am Vormittag getan hatte. Allerdings blieb seine Beschreibung des Mannes, der Annika Dorn erstochen haben sollte, genauso vage wie sein Alibi für die Nacht von Donnerstag auf Freitag, in der Ludwig Kork getötet worden war: Er war mit seiner Frau zu Hause gewesen.
     
    Sobald Hettenbach sicher in einer Zelle untergebracht worden war, kehrten Wünnenberg und Hackenholt ins Kommissariat zurück. Obwohl es draußen schon vor langer Zeit dunkel geworden war, ohne dass Hackenholt es bemerkt hatte, waren alle Kollegen im Besprechungszimmer versammelt und wollten wissen, wie die Vernehmung gelaufen war.
    »Allmächd! De lüchd doch imma no«, empörte sich Saskia, nachdem Hackenholt mit seinem Bericht geendet hatte. »Dej Nachbari, dej i heid Nachmiddooch gfroochd hob, hodd gsachd, des de Herr Heddenbach vorledzdn Samsdooch a ganze Woongladung Aldglaadasägg wechbrachd hodd. Mindesdns a Dudznd. Warum hädda des machn solln, wenn er nix zum verberng hodd?«
    »Andererseits gibt es durchaus einige Ungereimtheiten«, ließ sich Christine Mur vernehmen, die in ihrer Ungeduld ihren Kugelschreiber unentwegt zwischen Daumen und Zeigefinger hin- und herrollte. »Wenn er die Kleider am Samstag weggeworfen hat, wie konnten deren Fasern dann auch an Korks Kleidung anhaften? Außerdem: Wo hat sich Hettenbach das ganze Blut abgewaschen? In der Filiale sicher nicht. Dort haben wir nichts gefunden.

Weitere Kostenlose Bücher