Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln
ist dann im Suff eingenickt. Als er wieder aufwachte, hatte das Feuer bereits auf die Kartonagen und Paletten übergegriffen. Also ist er weggerannt. Hatten wir doch alles schon. Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir ihn finden. Die Leiter der Obdachlosenheime haben wir schon informiert.«
Hackenholt nickte erleichtert. Der Brand hatte also tatsächlich nichts mit seinem Fall zu tun. Das war doch schon mal etwas.
Hackenholt starrte irritiert Korks blinkendes Handy auf seinem Schreibtisch an. Während seiner Abwesenheit hatte anscheinend jemand versucht, den Journalisten zu erreichen. Neugierig hörte er die Mailbox ab.
»Hallo, Lu, hier ist Franz. Ich wollte nur mal fragen, wie es jetzt bei dir ausschaut. Wolltest du nicht am Wochenende wieder zu mir kommen? Du denkst schon noch dran, dass du deinen Laptop bei mir gelassen hast, oder? Ich habe immer geglaubt, ihr Journalisten seid ohne die Dinger aufgeschmissen. Also, meld dich mal.«
Statt aufzulegen, drückte Hackenholt die Taste, um einen direkten Rückruf zu machen.
»Das ging aber schnell mit der Antwort, Lu«, meldete sich umgehend eine erfreute Stimme.
Hackenholt räusperte sich. Dann erklärte er, wer er war und warum er an Ludwig Korks Stelle zurückrief. Franz Ferdinand reagierte bestürzt, als er vom Tod seines Freundes erfuhr, bot aber hilfsbereit an, den Computer mit der Post nach Nürnberg zu schicken. Hackenholt lehnte ab und ließ sich stattdessen Ferdinands Adresse geben. Er vereinbarte, umgehend einen Kollegen zu schicken, der das dringend benötigte Gerät abholen werde.
Einen Teil der Wartezeit wollte sich Hackenholt damit vertreiben, den gerade eingetroffenen Einzelverbindungsnachweis für Sabine Morlocks Anschluss akribisch durchzuarbeiten. Doch dies war schneller als gedacht erledigt, da die Aufstellung keine einzige Nummer für den relevanten Zeitraum enthielt.
Da Hackenholt wusste, dass es mindestens drei, eher aber vier Stunden dauern würde, bis Wünnenberg mit dem Laptop aus Aschaffenburg zurück war, verließ er das Polizeipräsidium und wanderte ziellos in die Fußgängerzone. Er war noch nicht weiter als bis zum Weißen Turm gekommen, als sein Mobiltelefon klingelte. Es war Gerhard Schätzle.
»Stell dir vor, ich habe gerade eben im Sternmann in der Fürther Straße Schnitzel und Rouladen gefunden, die beide doppelt etikettiert sind«, rief der Kontrolleur so laut ins Telefon, dass Hackenholt es reflexartig ein ganzes Stück vom Ohr weghielt. »Ob die Packungen versehentlich zweimal durch die Maschine gelaufen sind, was eigentlich nicht passieren darf, oder wirklich verdorben sind, wird erst das Labor definitiv feststellen können, aber ich bin mir fast sicher, dass damit etwas nicht stimmt. Als ich das Fleisch ausgepackt habe, hat es auf mich keinen guten Eindruck gemacht.«
»Das ist ja hochinteressant! Hoffentlich hast du mit deiner Vermutung recht. Danke für den Anruf, Gerhard«, freute sich Hackenholt.
»Jetzt werde ich erst einmal eine Sternmann-Filiale nach der anderen überprüfen. Mal sehen, ob da noch mehr doppelt etikettiertes Fleisch auftaucht. Also, ich melde mich wieder, sobald die Laborergebnisse da sind«, verabschiedete sich Schätzle.
Auch wenn Hackenholt am liebsten sofort die Gübingers vorgeladen und mit dem Tatvorwurf des Betrugs und der Steuerhinterziehung konfrontiert hätte, waren ihm noch die Hände gebunden, bis das amtliche Laborergebnis vorlag – oder Korks Laptop entsprechendes Beweismaterial lieferte.
Um achtzehn Uhr, als sich alle zur Abendbesprechung einfanden, war Wünnenberg noch immer nicht aus Aschaffenburg zurück. Hackenholt brachte die Kollegen auf den aktuellen Stand der Ermittlungen und unterstrich mehrfach, dass die Mitglieder der Familie Gübinger damit auf der Liste der Verdächtigen wieder ganz weit nach oben gerutscht waren.
»Aber sie haben uns doch freiwillig DNA-Proben gegeben«, widersprach Mur gereizt, »und die sind alle negativ ausgefallen.«
»Die ganze Sache muss aber irgendetwas mit dem Fleisch zu tun haben«, beharrte Hackenholt. »Warum sollte sonst jemand bei Kork nach dessen Ermordung noch einbrechen und die Wohnung durchsuchen?«
»Zumindest sieht es so aus, als hätte uns Hettenbach die Wahrheit gesagt«, mischte sich Stellfeldt ein. »Schließlich kann er gestern nicht bei Kork eingebrochen haben.«
Als Wünnenberg schließlich mit dem Laptop eintraf, waren alle außer Hackenholt schon nach Hause gegangen.
Eine erste Sichtung der
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