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Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Titel: Hackenholt 06 - Reichskleinodien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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joggen gehen.«

Donnerstag
    Während Hackenholt am Vormittag seinen Hausarzt aufsuchte und mit ihm besprach, wie eine Wiedereingliederung am einfachsten zu umgehen war, damit er sofort wieder voll arbeiten konnte, sehnte sich Christian Berger in der PI Ost nach seinem Bett. Er hatte Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen. Er vertrug die Klimaanlage im Dienstwagen einfach nicht, und seine Streifenpartnerin hatte gestern während des Spätdienstes auf den kühlstmöglichen achtzehn Grad bestanden.
    Zumindest sein Dienstgruppenleiter hatte sich einsichtig gezeigt und ihn für die Dauer der heutigen Frühschicht zum Innendienst eingeteilt. Er wusste, dass Berger niemals simulieren würde, um sich vor den Ausfahrten zu drücken – und wahrscheinlich befürchtete er, der junge Hauptmeister werde sich sonst doch noch für den Nachtdienst krankmelden, was einer Katastrophe gleichgekommen wäre, da sie bereits knapp unter der Mindestsollstärke lagen.
    Doch so allmählich wünschte sich Berger, er wäre im Auto auf Streife unterwegs. Da hatte man zumindest während der Anfahrt zum nächsten Einsatz ein paar Minuten Ruhe, denn heute gebärdete sich der liebe Bürger mal wieder besonders anstrengend. Es musste an der Hitze liegen, Vollmond war bereits vor vier Tagen gewesen. Pausenlos klingelte das Telefon oder es läutete jemand an der Pforte.
    Berger hatte sich um einen Mann gekümmert, der partout nicht einsah, warum sein über zwei Stunden im absoluten Halteverbot stehender Wagen abgeschleppt worden war, und nun behauptete, die Schilder seien erst nachträglich aufgestellt worden. Der sich daran anschließende Anruf einer älteren Dame, die die Polizei regelmäßig als Auskunft missbrauchte, hob Bergers Stimmung nicht gerade; diesmal wollte sie von ihm die Telefonnummer der für den gelben Sack zuständigen Müllmänner wissen. Der nächste Anrufer beschwerte sich über die bei dem schönen Wetter auf dem Rasen vor dem Haus ausgelassen spielenden Kinder und ein anderer, weil in seiner Straße jemand falsch parkte – Berger sollte ihm ein Knöllchen verpassen.
    Nachdem der Beamte den Telefonhörer aufgelegt hatte, stand er auf und winkte den nächsten der im Vorraum Wartenden zu sich herein. Es war ein kleiner, älterer Herr mit einer großen Brille, der sich auf einen Gehstock stützte. Die schlohweißen Haare hatte er streng zurückgekämmt.
    »Mein Name ist Heinrich Dippold, ich habe angerufen«, sagte der Mann in einem Tonfall, dem man anhörte, dass er es gewohnt war, andere Menschen herumzukommandieren.
    Berger verkniff sich ein Seufzen. Wie sollte er aufgrund des Namens auf das Anliegen schließen? Er war doch kein Hellseher! Mit ihm hatte der Rentner nicht gesprochen.
    »Worum geht es denn?«, fragte er höflich.
    »Um unser verschwundenes Fahrzeug.«
    »Wo haben Sie Ihren Pkw denn geparkt?« Bitte nicht noch einer, dem ich erklären muss, warum sein Auto abgeschleppt wurde!, flehte Berger im Stillen.
    »Es geht nicht um einen gestohlenen Pkw. Ich bin Inhaber der Firma Dippold-Transporte. Das habe ich doch vorhin am Telefon schon gesagt. Da hieß es aber, für eine Vermisstenanzeige müsste ich persönlich erscheinen.«
    »Am besten erzählen Sie mir den ganzen Sachverhalt von Anfang an«, schlug Berger bemüht lächelnd vor.
    »Heute Morgen um acht Uhr dreißig hat eins unserer Fahrzeuge bei einem Kunden Ladung aufgenommen, und jetzt kann ich weder Fahrer noch Beifahrer erreichen. Sie müssen unbedingt etwas unternehmen und den Wagen sofort suchen.«
    Berger sah auf die Uhr. Es war noch nicht einmal elf. »Aber das ist keine zweieinhalb Stunden her«, erwiderte er entgeistert. »So schnell kann man niemanden als vermisst melden. Ihren Fahrern könnte alles Mögliche dazwischengekommen sein. Vielleicht haben sie Pause gemacht, als Sie anriefen. Oder sie standen im Stau oder haben das Handy nicht gehört. Von wo nach wo sollte der Transport denn gehen?«
    »Von Nürnberg nach Wien. Und mein Schwiegersohn würde sein Telefon in solch einer Situation niemals abschalten.«
    »Ihr Schwiegersohn ist einer der beiden Fahrer?«
    Heinrich Dippold nickte. »Sascha Förster. Ich habe es bestimmt zwanzigmal probiert.«
    »Geben Sie mir bitte die Handynummer.« Berger konnte sich gut vorstellen, dass sich Sascha Förster eine Auszeit gegönnt und absichtlich nicht geantwortet hatte, als er sah, wer anrief. Daher wollte Berger es selbst noch einmal versuchen. Doch auch jetzt meldete sich niemand.
    »Was hatten die beiden denn

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