Hackenholt 06 - Reichskleinodien
nicht zutrauen. Aber er ist ein richtiger kleiner Zuckerbäcker.« Mur strahlte übers ganze Gesicht. »Na ja, seine Vorliebe für Sahnetorten kennst du spätestens seit unserem Besuch in Bad Bocklet.«
»Stimmt, Schnurzelchen . Gut, dass du uns daran erinnerst! Um ein Haar hätten wir es vergessen.« Wünnenbergs Mundwinkel zuckten gewaltig, während er Wasser in seine Kaffeemaschine goss.
Mur wurde puterrot. Doch bevor sie antworten konnte, drückte Baumann ihr ein Messer in die Hand und wies sie an, endlich den Kuchen zu schneiden.
In der folgenden Stunde herrschte in Hackenholts Büro ein reges Kommen und Gehen. Entweder hatte sich herumgesprochen, dass der entführte Kollege ab heute wieder im Dienst war, oder aber ihre antrainierte Neugier trieb die Beamten zu erforschen, was es mit den zwei Kuchen auf sich hatte, mit denen Christine Mur im Treppenhaus gesehen worden war.
Erst nachdem von allen dreien kein Krümel mehr übrig war, erzählte Stellfeldt dem Hauptkommissar von der DVD aus Schweinfurt, die am Morgen in der Post gewesen war. Sie enthielt die Aufzeichnungen der anderen beiden Banken, an denen die Unbekannten Geld abgehoben beziehungsweise es versucht hatten.
Obwohl Hackenholt ursprünglich zunächst einen Blick in den Ordner mit den Rundschreiben werfen wollte, die ihn über all die Neuerungen informierten, die es im vergangenen halben Jahr während seiner Abwesenheit gegeben hatte, entschied er sich nun für die Videos.
Diesmal sah man aufgrund des Gegenlichts zunächst zwei Schatten, die sich auf den Geldautomaten zubewegten, wobei der vordere den hinteren verdeckte. Erst als die vorausgehende mittelgroße, schlanke Person unmittelbar vor dem Automaten stand und die Spots der Deckenbeleuchtung verdeckte, konnte man Details erkennen. Es war die Frau, die auch schon in der Postfiliale in Schweinfurt Geld abgehoben hatte. Wieder trug sie den Schal und die große, auffällige Sonnenbrille. Der andere Schatten drehte sich zur Seite und verschwand aus dem Bildbereich. Alles lief wie beim vorherigen Mal ab: Die Unbekannte schob die Karte in den Schlitz, tippte die Geheimzahl ein, wartete und steckte die Scheine weg, bevor sie die Karte wechselte und das Gleiche noch einmal tat.
»Die Aufzeichnung enthält nichts Neues«, murmelte Hackenholt enttäuscht.
»Eigentlich kein Wunder, denn zwischen den Abhebungen in Schweinfurt und Bamberg ist weniger als eine Stunde verstrichen«, antwortete Wünnenberg.
»Dann schauen wir mal, was in Amberg passiert ist.« Hackenholt klickte die zweite Datei auf der DVD an.
Das neue Video war grobkörnig und qualitativ schlechter. Dennoch erkannte man, dass diesmal nur die Frau in die Bank kam. Daneben gab es noch eine zweite Neuerung: Anstelle des Schals, den sie in der Nacht um Kopf und Gesicht gewickelt trug, hatte sie sich die Kapuze eines Sweatshirts tief in die Stirn gezogen. Zusammen mit der Sonnenbrille verbarg sie die obere Gesichtshälfte völlig. Die untere wurde nunmehr von einem T-Shirt verdeckt, das sich die Täterin in Gangstermanier bis über die Nase gezogen hatte.
Alles in allem zeigten die Videos also nichts Brauchbares, was bei der Fahndung weiterhelfen konnte.
Nachdem er sie sich noch zweimal angesehen hatte, griff Hackenholt zum Telefonhörer und wählte Zögners Nummer.
»Der große Durchbruch sind die Aufzeichnungen nicht gerade.«
»Das kannst du laut sagen!« Zögner klang frustriert.
»Was ist los?«
»Gestern sind wir noch einmal mit zwei Fotos an die Öffentlichkeit gegangen, aber bislang gibt es keinen einzigen Hinweis. Null. Nada. Nicht einmal die üblichen Spinner melden sich, die behaupten, die Dame würde so aussehen wie ihre Exfreundin oder die verhasste Nachbarin aus dem vierten Stock. Es kommt einfach – nichts! Wir haben zig Fingerabdrücke im Auto gesichert, die wir nicht zuordnen können, unendlich viele DNA -Spuren, von denen wir nicht wissen, ob sie relevant sind.«
»Und an der Leiche selbst?«
»Du warst doch bei der Obduktion dabei. Felix Kurz wurde mit einem Messer malträtiert, bevor er erstochen wurde. Wenn wir die Tatwaffe hätten, wären wir einen gewaltigen Schritt weiter. Aber wir haben mittlerweile den Wald und sämtliche umliegenden Äcker abgesucht, ohne etwas zu finden.«
Stellfeldt kam ins Zimmer und gab Hackenholt ein Zeichen.
»Walter, ich muss Schluss machen, ich werde gebraucht.« Nachdem er aufgelegt hatte, sah er Stellfeldt fragend an. »Was gibt’s?«
»Kaum bist du wieder da, geht es rund:
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