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Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Titel: Hackenholt 06 - Reichskleinodien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Hackenholt überrascht. Bislang war er wie selbstverständlich von einem deutschen Studenten ausgegangen.
    »Polnisch.«
    »Hast du ihn überprüft?« Hackenholt hatte Zögners Theorie einer osteuropäischen Tätergruppe im Hinterkopf.
    »Natürlich. Es liegt absolut nichts gegen ihn vor.«
    Hackenholt stand auf und begleitete seinen Kollegen ins Vernehmungszimmer.
    Krzysztof Kowalczyk war ein sehr großer, schmaler junger Mann Anfang zwanzig mit kurzen dunkelblonden Haaren. Da er sich sein Germanistikstudium selbst finanzieren musste, war er auf diverse Nebenjobs angewiesen – auch während der Vorlesungszeit. Also blätterte er regelmäßig die Stellenausschreibungen durch, die am Anschlagbrett der Studentenvermittlung hingen. So war er auf Felix Kurz’ Jobangebot gestoßen und hatte sofort angerufen, da er häufiger bei Renovierungsarbeiten half. Eine Stunde später trafen sich die beiden Männer in der Wohnung. Nach einigem Feilschen kamen sie schließlich ins Geschäft. Das war eine Woche vor dem Auszug.
    Als Kowalczyk dann am vergangenen Dienstagmorgen um Punkt neun klingelte, waren so gut wie alle Möbel verschwunden. Es gab nur noch einen Schreibtisch samt Bürostuhl und Rollcontainern, vier Swinger-Stühle aus Chrom und Leder, die zu einem Esstisch mit Glasplatte gehörten, eine Matratze samt Kopfkissen und Bettdecke und jede Menge Umzugskartons. Alles war in ein Zimmer gestapelt, die anderen waren leer. Die zwei Tage, die Krzysztof Kowalczyk beim Renovieren half, lebten sie von Pizza aus dem Karton. Felix Kurz besaß nicht einmal mehr Teller und Besteck.
    Am Dienstagvormittag begannen sie mit dem Abkleben und verspachtelten die Löcher in der Wand. Danach wurden sämtliche Räume gestrichen, bis auf den, in dem sich die Möbel und Kartons befanden. Sobald das erledigt war, trugen sie am Mittwochnachmittag alles in ein anderes Zimmer und weißelten die letzten Wände.
    Anschließend war Putzen angesagt, worauf Krzysztof gern verzichtet hätte – aber da er knapp bei Kasse war, übernahm er auch das ohne Murren. Allerdings ließ er sich dabei etwas mehr Zeit, schließlich wurde er nach Stunden entlohnt. Felix Kurz war dennoch zufrieden. Als sie endlich fertig waren, bat er ihn, am Donnerstagmittag noch einmal vorbeizukommen und ihm beim Beladen des Transporters zu helfen. Deswegen konnte der junge Student den Beamten eine relativ detaillierte Beschreibung geben, welche Gegenstände Felix Kurz zu seiner Tante bringen wollte.
    Je länger die Vernehmung dauerte, desto sicherer war sich Hackenholt, dass Krzysztof Kowalczyk nichts mit dem Tod des jungen Volontärs zu tun hatte. Im Gegenteil, die beiden Männer hatten sich sogar angefreundet, und der Pole war sichtlich schockiert, als er erfuhr, dass die Beamten nicht etwa wegen Schwarzarbeit ermittelten – was Sache des Zolls wäre –, sondern einen Mord aufklären mussten.
    Nachdem der Student ihnen noch seine Fingerabdrücke sowie eine DNA -Probe gegeben hatte, wurde er entlassen.
    »Dafür, dass du nur mal schnell in der Arbeit vorbeischauen wolltest, bist du ganz schön lange geblieben. Konntest dich wohl gar nicht mehr von deinen Lieben loseisen?« Sophie war hin- und hergerissen zwischen der Freude, dass ihm sein Besuch in der Dienststelle ganz offenbar nicht zugesetzt hatte, und dem aufkommenden Frust, ab sofort wieder nur noch die zweite Geige nach seiner Arbeit zu spielen. Konnte es da keinen Mittelweg geben?
    »Ich bin zu einer Zeugenvernehmung geblieben.«
    »Und das, obwohl du krankgeschrieben bist?« Sophie konnte ein leises Seufzen nicht unterdrücken. »Eins sag ich dir: Egal, was passiert und wer umgebracht wird – wenn Ronja beschließt, mich lange genug geboxt zu haben, und Anstalten macht rauszuwollen, lässt du alles stehen und liegen und kommst heim.«
    »Natürlich, Schatz.«
    »Und danach nimmst du mindestens einen Monat lang Urlaub«, setzte sie gleich noch eins drauf.
    »Das … werden wir dann sehen«, antwortete er ausweichend. »Ich muss ein bisschen Rücksicht auf die Kollegen nehmen, schließlich beginnt allmählich die Urlaubszeit.«
    »Die sind jetzt sechs Monate lang ohne dich ausgekommen, da werden sie es doch wohl noch eine Weile länger schaffen. Deinen Resturlaub vom letzten Jahr kannst du nicht ewig schieben, und dem Staat werden wir ihn ganz sicher nicht schenken.«
    »Wollten wir nicht zum Einkaufen fahren?«, versuchte Hackenholt reichlich undiplomatisch das Thema zu wechseln. »Ich würde danach gerne noch eine Runde

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