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Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Titel: Hackenholt 06 - Reichskleinodien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Pressekonferenz das Mikro gekrallt und nicht mehr losgelassen«, witzelte Wünnenberg. »Ganz so wie vorhin in der Besprechung.«
    Stellfeldt schüttelte den Kopf. »Nein, es ist etwas ganz anderes passiert. Die Nürnberger Nachrichten haben einen ihrer dienstältesten Journalisten geschickt. Und dem fiel nichts Besseres ein, als unserem Dr. Drosthoff mit ein paar äußerst unangenehmen Fragen zu Leibe zu rücken. Er hat sich nämlich an den Diebstahl des Ziboriums erinnert.«
    »Zin– was?«, fragte Wünnenberg.
    »Ziborium.« Stellfeldt musterte seinen Kollegen eindringlich. »Ralph, man merkt, dass du nichts mit der katholischen Kirche am Hut hast. Ein Ziborium ist ein mit einem Deckel zu verschließender Kelch, in dem die konsekrierten Hostien aufbewahrt werden.«
    »Und was sind konsekrierte Hostien?«
    »Nach katholischem Verständnis der Leib Christi.«
    »Religionskunde ist jetzt aber keine Voraussetzung, um an diesem Fall mitarbeiten zu dürfen, oder?«
    Anstatt einer Antwort reichte Stellfeldt ihm ein ausgedrucktes Foto. Es zeigte einen kunstvoll gearbeiteten und mit reicher Ornamentik verzierten Kelch auf einem Standfuß. Den Deckel zierte eine filigrane Figur. Hackenholt, der Wünnenberg das Blatt abnahm, um es besser betrachten zu können, glaubte ein Abbild Jesu Christi zu erkennen.
    Die Legende am unteren Rand der Seite enthielt die Inventarnummer, die man dem Stück im Museum zugewiesen hatte. Es war um 1740 entstanden, aus Gold, vierunddreißig Zentimeter hoch, hatte einen Durchmesser von zwölf Zentimetern und wog eintausendfünfhundertsechsundsiebzig Komma acht Gramm. In der letzten Zeile stand der Vermerk »1980 gestohlen«. Hackenholt blickte auf.
    »Inwiefern hat der Journalist Dr. Drosthoff damit ins Schwitzen gebracht?«
    »Das Ziborium soll damals aus einer Ausstellungsvitrine gestohlen worden sein, an der man angeblich keine Spuren von Gewalteinwirkung gefunden hat. Man munkelte, dass ein höheres Tier des Museums involviert gewesen war. Das Ding ist übrigens bis heute nicht wieder aufgetaucht. Vermutlich wurde es eingeschmolzen. Der Goldpreis war 1980 sehr hoch.«
    »Soll das heißen, jemand könnte auf die Idee kommen, die Edelsteine vom Reichsapfel zu schlagen und ihn dann in einen Goldklumpen zu verwandeln?« Hackenholt klang entsetzt.
    »Keine Ahnung. Darauf sind sie zum Glück nicht weiter eingegangen. Der Reporter hat sich nämlich noch in einen anderen Fall verstiegen, in dem ein Bibliothekar aus Schwabach das Personal während einer Ausstellung über Kunst aus Nürnberg auf einen aktiven Holzwurm in einer Veit-Stoß-Madonna hinwies. Und dadurch kamen sie darauf zu sprechen, dass 1971 ein geliehenes Dürer-Bild von den Nürnbergern nicht pfleglich genug behandelt worden sein soll. Dr. Drosthoff war ziemlich fertig, weil es sich so angehört hat, als ließe es das Museum an der nötigen Sorgfalt beim Umgang mit den Exponaten fehlen. Als unser Theo den Herrn Kurator daraufhin nach der Pressekonferenz ein wenig in die Mangel genommen hat, bekamen sie sich ordentlich in die Haare.«
    »Leider hommer nerblous solche Liebkosunger wäi Mexdgwies-Dålí un Brofinz-Kuråder aufgschnabbd.« 16
    Hackenholt seufzte. Eine solche Auseinandersetzung war für eine fruchtbare Zusammenarbeit nicht gerade förderlich.
    »Übrichens hobbi derweil däi Händidådn vom Sascha Förschder un Dorsdn Graef gräichd. Mir kenner edz däi Schdreggn rekonschdruiern, wou däi –« 17 Abrupt hielt Baumann inne, da hinter Wünnenberg die Tür aufflog.
    »Du lieber Himmel, was macht ihr denn alle hier?«, fragte Christine Mur.
    Die Antwort auf ihre Frage war ein vierstimmiges »Psssst!«. Erst nachdem sie die Tür wieder geschlossen hatte, redete Baumann weiter.
    »… wou däi zwaa Obfer gnummer hamm.« 18
    »Sie sind nicht, wie wir es für wahrscheinlich gehalten haben, quer durch die Stadt gefahren«, übernahm nun Stellfeldt, »sondern über den Plärrer und den Frankenschnellweg auf die A73.«
    »Aus welcher Funkzelle stammt das letzte Signal?«
    »Höhe Königshof.«
    »Kann es die Stelle im Wald gewesen sein, an der das Auto gefunden wurde?«, wollte Mur wissen.
    »Nein.« Stellfeldt zeigte ihnen einen Streckenverlauf, auf dem die Funkmasten und deren Reichweiten eingezeichnet waren. »Wären die Handys erst am Fundort ausgeschaltet worden, hätten sie sich zuvor noch in diese zwei Zellen einloggen müssen.«
    »Warum sollten sie mitten auf der Autobahn ihre Telefone abschalten?«, fragte Hackenholt ratlos.

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